Viel Spaß beim Lesen ^^
Er wollte nicht hier sein. Er hatte keine Lust darauf und er hasste seinen Vater, der ihn dazu zwang. Lucius hatte gestern Abend verkündet, dass er einen Termin bei Hyperion hätte. Draco hatte, in seiner Naivität, nachgefragt, wozu und sein Vater hatte erklärt, dass es um die Wertpapiere und Geschäfte des Familienvermögens ginge. Draco hatte nicht verstanden, wozu der Aufwand sinnvoll war. Sie hatten seit Jahrzehnten Aktien über die Greengrass Group laufen mit guten Renditen. Erst als sein Vater erzählt hatte, dass er im Club auf Mr. Parkinson gestoßen war und dieser über neue Märkte berichtet hatte, konnte Draco eins und eins zusammenzählen. Es gab neue Anlagen weil Astoria in der Firma ihres Großvaters war. Lucius wollte also auch etwas von dem neuen Angebot in der Greengrassfirma haben.
Sie hatten gestern deswegen gestritten, denn Draco wollte nicht mit. Aber sein Vater bestand darauf. Nein, verlangte es.
„In ein paar Jahren, wirst du ganz alleine dafür verantwortlich sein, unseren Besitz und unser Vermögen zu verwalten. Und irgendwann wirst du sogar das Familienoberhaupt dieser Familie sein und dann mein Lieber, kannst du es dir nicht leisten, beleidigter Junge zu spielen.", hatte sein Vater gestern geschimpft.
Beleidigt? Er war nicht beleidigt. Die Sache mit Astoria war gelaufen, schon vor Jahren. Sie hatte sich dafür entschieden. Er hatte sich entschieden. Sie waren beide getrennte Wege gegangen. Alles war geklärt. Und was scherte ihn die Tatsache, dass sie offenbar schon wieder einen neuen hatte? Sie war frei. Sie konnte tun und lassen was sie wollte. So wie er auch. Wenn sie glücklich damit war Familie zu spielen, dann sollte sie das tun.
Familie. Er schnaubte bei dem Gedanken. Sein Vater predigte ständig, dass Draco irgendwann das Familienoberhaupt der Malfoys sein würde. Was für eine Familie? Wenn sein Vater starb, war nur noch Dracos Mutter und er selbst da. Und dann? Seine Mutter würde auch nicht ewig leben und irgendwann würde auch er sterben und dann gab es ein riesen Anwesen, viel Grund, Häuser, Wertpapiere und anderen Reichtum, der ihm im Jenseits sicherlich nichts mehr nützen würde. Er schüttelte darüber innerlich den Kopf. Wobei sein Vater seit der Trennung von Astoria wirklich alles versuchte, um passende Heiratskandidatinnen für Draco zu finden. Frauen die Draco langweilten oder die er nicht einmal zu einem Kaffee einladen würde.
„Benimm dich, ja?", ermahnte ihn Lucius, als sie mit dem Aufzug des Bürogebäudes nach oben fuhren.
Dort waren sie von der Empfangshexe hingeschickt worden. Er rollte mit den Augen.
„Warum sollte ich mich nicht benehmen? Ich hatte noch nie Probleme mit Hyperion."
Außer dass das Verhältnis zu ihm recht geschäftlich war seit dem er nichts mehr mit Astoria hatte. Hauptsache er lief ihr nicht über den Weg. Sie hatte ihn nicht angesehen auf der Beerdigung. Ihn regelrecht ignoriert und er wusste nicht wieso, aber das hatte ihn mehr getroffen, als wenn sie ihn angeschrien und zur Schnecke gemacht hätte. Gleichgültig beschrieb es wohl am besten. Sie stiegen aus und kamen wieder in einem großen modernen Empfangsbereich an. Zwei Damen sahen auf und Lucius begrüßte eine der Damen, die sofort aufsprang und sie beide mitnahm. Vorbei an gläsernen Büros, in denen gearbeitet wurde. Astoria entdeckte er auf den ersten Blick in keine der großen Büroräume.
Die blonde Sekretärin führte sie zu Hyperion, der aufstand und freundlich auf Lucius zuging.
„Lucius, ich habe mich gewundert über den kurzfristigen Termin." Er wandte sich Draco zu und gab auch ihm die Hand. „Draco."
„Hyperion.", meinte Draco aalglatt und hielt sich ansonsten zurück.
Sein Vater hasste es, wenn sich Draco in Geschäfte einmischte.
„Setzt euch.", sagte Hyperion und nahm wieder hinter seinen Tisch Platz. „Wollt ihr etwas trinken?"
Draco winkte schweigsam mit der Hand ab. Sein Vater bat um Kaffee, denn Hyperion sofort orderte von seiner Angestellten.
„Es scheint viel los zu sein.", warf sein Vater ein und Hyperion seufzte.
„Ich dachte eigentlich, dass es langsamer gehen würde. Ruhiger, nach dem Tod von Henry."
„Was offenbar nicht der Fall ist?"
„Nein. Ganz und gar nicht. Die ersten Tage war es wesentlich ruhiger. Aber reden wir nicht darüber. Was kann ich für dich tun? Ich dachte eigentlich nicht, dass ich euch geschäftlich noch im Frühling sehe. Eher im Herbst."
Lucius räusperte sich.
„Nun, ich traf Aelfric im Club."
„Ah, Parkinson.", unterbrach Hyperion ihn. „Ja, der war auch bereits da."
„Er hat mir erzählt, dass du seit neuestem mit Anlagen und Papieren aus Übersee handelst."
Hyperion lächelte milde und schüttelte den Kopf.
„Nein. Nein, nicht ich. Ich gebe es nicht gerne zu, Lucius, aber dazu kenne ich mich wirklich mit den neuen Firmen dort drüben viel zu wenig aus. Aber Astoria war dort die letzten Jahre." Sein Blick glitt kurz zu Draco, was er ignorierte. „Und sie hat sich dort einen guten Namen gemacht und vor allem ein gutes Netzwerk aufgebaut." Hyperion drehte sich etwas hin und her mit seinem Bürostuhl. „Ich habe sie gebeten die Arbeiten ihres Vaters zu ordnen und fertigzustellen. Und es hat nicht lange gedauert, da haben die ersten Kunden von Henry eben sie um Rat gefragt. So kam das ganze eigentlich ins Rollen."
„Wird sie hierbleiben? Man hört da so einiges.", meinte sein Vater und der Ältere zuckte die Schultern.
„Ich weiß es nicht. Ich hoffe es natürlich. Aber... Astoria ist in diesen Dingen sehr eigen und du weißt ja, sie lässt sich nie gerne in die Karten schauen."
„Hyperion, ich hoffe du weißt, dass ich mich bei dir immer sicher fühle mit unseren Wertanlagen. Durch dich habe ich viel Gold gemacht. Aber mich würdet das wirklich interessieren. Natürlich nur, wenn du Astoria empfehlen kannst."
„Sicher kann ich das. Warte." Er griff nach den Telefonhörer und tippte nur eine Taste auf den Apparat. „Könntest du bitte kurz rüberschauen. Ja, danke." Er legte auf und lächelte gelassen. „Sie kommt gleich."
„Du bist froh, dass sie hier ist.", stellte sein Vater ebenfalls lächelnd fest und Hyperion grinste noch breiter.
„Ich hoffe, dass sie bleibt. Ich meine, Edward wird das gut machen mit der Firma. Aber wenn sich die beiden zusammentun, geschäftlich natürlich, wäre das ein wunderbarer Glücksgriff."
Draco wandte sich nicht um, als er die Tür hörte, aber er nahm ganz genau wahr, dass es Astoria war und das sie vermutlich verblüfft innehielt, bevor sie die Tür hinter sich schloss und zu ihrem Großvater ging. Draco roch ihr Parfüm, als sie an ihm vorbeiging. Es war immer noch das gleich wie damals.
„Hallo.", sagte sie knapp und sah ihren Großvater fragend an. „Was gibt es?"
Sie trug ein schwarzes Etuikleid. Ihre Haare trug sie heute offen und augenscheinlich geglättet. Sie wirkte erwachsener, als damals. Vermutlich trug sie noch schwarz weil die Familie offiziell in Trauer war. Wobei er ganz stark bezweifelte, dass irgendjemand aus der Greengrass Familie um diesen Mann trauerte.
„Kannst du einen kurzen Blick auf Lucius Anlagen werfen und einen Rat abgeben. Er interessiert sich für Anlagen die in deinen Bereich fallen."
„Sicher.", meinte sie knapp und nahm eine Akte ihres Großvaters entgegen.
Sie schien sie zu überfliegen und sah kurz seinen Vater an.
„Darf ich ehrlich sein?"
„Sicher.", meinte Lucius.
„Stoße die Mayen Aktien ab."
„Wozu?", mischte sich nun Draco ein. „Sie hat uns die letzten drei Jahre gutes Gold eingebracht."
„Ja.", erwiderte Astoria gelassen. „Aber sie ist seit zwei Monaten auf dem internationalen Markt zu finden und dort wird sie sich nicht lange halten." Er unterdrückte es ihr an den Kopf zu werfen, woher sie das wusste. Ihre blauen Augen hefteten sich wieder auf die Akte. „Alles andere sind solide Anlagen. Daran würde ich nur etwas ändern, wenn gerne hoch spekuliert wird."
„Und kannst du etwas empfehlen?", fragte Lucius ruhig und sie zuckte die Schultern.
„Viele investieren momentan in amerikanische Firmen. Smith & Brother ist zu empfehlen. Oder die Theng Ing Firma."
„Asien?", riet Lucius und sie nickte.
„Ja. Das Risiko ist gut einschätzbar und übersichtlich."
Sie wandten sich um, als es klopfte und die Dame vom Empfang wieder erschien.
„Miss Greengrass, ich soll Sie daran erinnern, wenn es viertel nach vierzehn Uhr ist."
„Danke Theresa.", erwiderte Astoria knapp und die Blondine verschwand wieder.
„Hast du Portfolios da über die beiden Anlagen?", hakte Hyperion nach und sie ging an seinen Schrank und öffnete ihn zielsicher. Hyperion gluckste. „Wann hast du denn die hier untergebracht."
„Theresa und Christin haben in allen Büros die Unterlagen hinterlegt. Ich wäre sonst verrückt geworden." Sie reichte die Unterlagen Lucius. „Eine Nacht darüber schlafen und wenn wir in der Richtung etwas tun sollen, einfach einen Termin ausmachen bei Edward oder mir, Lucius."
„Danke, Astoria.", sprach sein Vater der Verräter und sie nickte stumm, bevor sie einfach ging.
Ihn weiterhin ignorierend. Das konnten lustige Jahre werden, wenn sie hierblieb und Draco mit der Firma weiter zusammenarbeiten sollte. Wunderbar.
Dass er es wirklich wagte hierher zu kommen und das mit seinem Vater. Sie schnaubte bei den Gedanken ärgerlich. Und ja, sicher sie musste lernen damit zu Recht zu kommen. Besonders wen sie hierbleiben wollte. Aber diese... arrogante Gleichgültigkeit, machte sie wirklich wahnsinnig. Und natürlich holte Hyperion sie. Erstens war er in diesem Bereich unsicher und zweitens wollte er vermutlich sehen, ob Astoria der Sache gewachsen war. Ob sie professionell damit umgehen konnte. Was sie natürlich schaffte. Sie war immerhin kein kleines Kind oder ein unreifer Teenager. Sie versuchte dieses Gefühl von Wut abzuschütteln, während sie über dem Kleid ihren schwarzen Mantel anzog und ihre Handtasche packte. Sie hatte extra den Sekretärinnen aufgetragen ihr Bescheid zu sagen. Sie wollte heute pünktlich los. Sie wollte heute den restlichen Tag mit Aurora verbringen. Das hatte sie ihr versprochen.
Sie verließ das ehemalige Büro ihres Vaters, nur um verwundert im Foyer stehenzubleiben, als zwei bekannte Menschen dort standen. Der dunkelhaarige Mann mit den goldbraunen Augen grinste breit, als er das kleine blonde Mädchen von seinen Schultern hob, die aufgeregt auf Astoria zulief. Astoria ging in die Knie, um ihre Tochter in Empfang zu nehmen. Aurora strahlte breit.
„Hallo Mama."
Astoria sah ihre kleine Tochter fragend an.
„Was machst du denn hier? Ich dachte, du bist bei Tante Daphne."
„Jack hat mich abgeholt. Wir wollten dich überraschen."
Nun das war ihnen gelungen. Sie hob ihre Tochter auf den Arm und Jack schritt auf sie zu.
„Haben wir dich überrascht?", fragte dieser schelmisch und beugte sich zu ihr hinunter um sie kurz auf die Lippen zu küssen.
„Ja. Ich dachte...."
Er hatte erst vor zwei Tagen gesagt, dass er heute Abend erst kommen wollte und nun war er wieder hier. Einfach so.
„Was ist mit deinen Terminen?"
„Alle erledigt.", meinte der Dunkelhaarige.
„Jack hat gesagt, dass er für uns heute ganz viel Zeit hat und für morgen auch. Da muss ich nicht zu Daphne."
„So?", fragte Astoria verwundert, denn ihre Tochter schien vor Aufregung zu platzen.
„Du musst dir morgen freinehmen, meine Liebe.", erklärte Jack und Astoria zog amüsiert ihre Brauen nach oben.
„Oh muss ich das, ja?"
Sie ließ Aurora hinunter.
„Wir machen morgen einen Ausflug und ich muss wohl darauf bestehen, dass mich die beiden Damen begleiten."
Sie lachte unsicher.
„Ich kann mir nicht einfach freinehmen."
„Oh bitte, Mummy.", bettelte ihr kleiner Schatz sofort los.
Sie sah zu Aurora, die mit ihren großen Kinderaugen sie bittend ansah. Sie seufzte.
„Na schön. Ich rede mit Theresa, ob sie meine Termine verschieben kann." Aurora sprang aufgeregt in die Luft und rannte Richtung Empfang. „Ich weiß nicht, ob mir das gefallen soll, dass du dich mit meiner Tochter ständig verbündest."
Jack beugte sich zu ihr, nur um sie innig zu küssen und sah sie dann sanft an.
„Ich wette, du findest das insgeheim fantastisch."
Nun sie fand es fantastisch, dass sich die beiden so wunderbar verstanden. Was aber kein Hexenwerk war. Jack kannte Aurora immerhin schon, seitdem sie zwei Jahre alt war. Sie schlenderte mit ihm zu Theresa, die sich freundlich mit Aurora unterhielt.
„Miss Greengrass, ich habe gehört Sie brauchen morgen frei.", meinte die Blondine und Astoria rollte leicht mit den Augen.
„Scheint so. Bekommen Sie das hin mit den Terminen?"
„Sicher doch. Das ist kein Problem. Ich werde gleich die Kunden informieren." Sie griff nach dem Telefonhörer und legte gleichzeitig eine Schreibmappe auf die Tresen. „Können Sie diese Briefe noch unterzeichnen, bevor Sie gehen."
Sicher konnte sie das. Astoria griff nach einer Feder, überflog die Briefe, bevor sie sie unterschrieb und sah aus den Augenwinkeln, wie Jack Aurora an den Händen hielt und sich mit ihr drehte, was Aurora zum Lachen brachte. Als Astoria die Feder weglegte, nahm sie wahr, wie ihr Großvater und die Malfoys aus dem Büro traten.
„Ist das nicht....", fing Jack aufmerksam an und ließ Aurora auf den Boden herunter.
„Ja.", meinte Astoria knapp und reichte die Mappe wieder der Blondine, die telefonierte, um die Termine zu verschieben.
Jack musterte sie kurz und Astoria sagte nichts weiter. Sie strich Aurora durch das blonde Haar.
„Wollen wir?"
Jack nickte und reichte Aurora die Hand, die sie sofort nahm, während Astoria ihre andere Kinderhand nahm. Sie betraten den Aufzug, als die Malfoys offenbar einen Termin vereinbarten wegen den neuen Anlagen.
Draco musterte sie kurz. Das war etwas, über das Astoria auch nachdenken musste. Jack hatte mit ihr, bevor sie wieder nach England gereist war, darüber gesprochen. Über Auroras leiblichen Vater. Nein, Erzeuger. Draco Malfoy war viel, aber sicher kein Vater. Darüber, dass Astoria irgendwann so oder so mit Aurora darüber sprechen musste, wer ihr... richtiger Vater war. Welche Wurzeln sie hatte. Jack war ohnehin nicht groß davon angetan, wie man das in England löste. Nach alter Reinblutmanier. Sich freikaufen von den Verpflichtungen. Dass es diese Regelung überhaupt noch gab.
„Lachhaft und mittelalterlich.", nannte er es immer.
Und das war es auch. Aber Astoria hatte sich schon vor der Geburt von Aurora damit abgefunden, dass Draco keine Rolle mehr im Leben ihrer Tochter spielen würde.
Sie bereute es trotzdem nicht. Keinen Augenblick. Aurora auf die Welt gebracht zu haben, war das größte Glück, das sie geschenkt bekommen hatte. Auch wen ihr Vater das damals anderes gesehen hatte. Mit Bedacht fuhr sie ihrer Tochter durch das weiche Haar und Aurora sah zu ihr grinsend auf mit den gleichen Augen, die Astoria selbst besaß. Sicher, irgendwann würde sie es ihr erklären müssen. Erklären müssen, wer ihr Erzeuger war und warum dieser keinen Kontakt wollte. Aber nicht jetzt. Nicht wo sie noch so klein und unschuldig war. So voller Hoffnung und Träume. Und Aurora hatte Vaterersatz gefunden, und zwar in Jack. Was die Kleine unheimlich freute. Sie konnte zwar im Kindergarten nicht damit angeben, was ihr Vater mit ihr am Wochenende alles gemacht hatte. Aber was Jack und ihre Mama mit ihr unternommen hatten. Und auch wenn Jack nicht ihr leiblicher Vater war, schien er in dieser Rolle aufzublühen.

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Verkauftes Glück
FanfictionGlück konnte man bekanntlich nicht kaufen. Aber offenbar sehr gut verkaufen. Zumindest muss das Draco Malfoy nach einigen Jahren feststellen. (Drastoria)