Diese Drastoriafanfiktion wurde von mir als erstes auf Fanfiktion.de am 21.10.2018 veröffentlicht und dort auch am 22.02.2019 beendet.
Das heutige Wetter spiegelte sehr gut die Stimmung. Dicke graue Wolken verhangen den Himmel. Kein einziger warmer Lichtstrahl schien sich heute blicken zu lassen und wenn er so den Himmel betrachtete, war er sich ziemlich sicher, dass es heute noch regnen würde. Ein Schauer jagte über sein Rücken und er schob seine Hände tiefer in die Taschen seines schwarzen Mantels und er war nicht der einzige. Generell trugen fast alle heute ausschließlich schwarz. Was wohl angebracht war. Immerhin waren sie hier auf einer Beerdigung. Auf den abgelegenen Friedhof in Schottland schienen eine Menge Leute gekommen zu sein. Die meisten der Leute sammelten sich vor dem kleinen Kapellchen, in dem bald die Trauerfeier stattfand, bevor man den Toten zur letzten Ruhe betten würde.
Henry Alexander Greengrass war tot. Ein eiskalter Geschäftsmann, der vor allem Karriere gemacht hatte durch seinen Vater Hyperion Greengrass, der im Gegensatz zu Henry einen quicklebendigen Eindruck machte. Henry Greengrass hatte offenbar nicht viel Glück in seinem Leben gehabt. Er selbst hatte es immer als eine Zahl herber Enttäuschungen bezeichnet. Seine erste Frau war bei der Geburt seines einzigen Sohnes gestorben. Vermutlich den einzigen Menschen, den er ansatzweise geliebt hatte. Sein Sohn starb knapp vier Tage danach. Seine zweite Frau hatte ihm, wie er immer betonte, nur zwei Töchter geschenkt, bevor sie ebenfalls an der Fehlgeburt des dritten Kindes verstarb. Seine dritte Frau hatte es nicht einmal drei Monate ausgehalten, bevor sie die Scheidung eingereicht hatte. Und seine letzte Frau, die Vierte, starb vor zwei Jahren. Die Ehe blieb kinderlos.
Henry Greengrass war ein verbitterter Mann gewesen, dem der Erhalt der Blutlinie und des Namens wichtiger war, als seine Familie. Viel wichtiger. Im Gegensatz zu Hyperion, der eine wesentliche liberalere Ansicht hatte. Aber so war das mit Familien, man konnte sie sich nicht aussuchen. Henry hatte es geschafft jeden in seiner Umgebung zu vergraulen und so war es wohl kein Wunder, dass er hier alleine in Schottland verstarb. Seine Angestellten hatten ihn tot im Bett gefunden. Fast schon so was wie ein Skandal. Doch niemand schien groß betrübt darüber zu sein. Nun von den Geschäftsfreunden und Bekannten erwartete man das wohl nicht. Aber doch von der Familie. Doch kein Schluchzen. Kein Weinen. Nichts. Er fixierte schon seit einer Weile den kleinen Kreis der engeren Familie Greengrass. Besonders ein schmaler Rücken hatte es ihm angetan. Ein Rücken, den er schon seit Jahren nicht mehr gesehen hatte. Und obwohl er die Dame nur von hinten sah in ihrem schwarzen Mantel und den hohen Schuhen. Wusste er genau, zu wem die offenen Kastanienbraunen Haare gehörten. Henrys jüngster Tochter Astoria.
Sie sprach mit ihren Großeltern und ihrem Vetter Edward. Er wartete seit Minuten darauf, dass sie sich umdrehen würde. Als müsste sie seine Blicke spüren. Er wollte sie sehen. Wollte wissen, ob sie sich großartig verändert hatte. Ihr Körper schien immer noch der zu sein, denn er gekannt hatte. Gut gekannt hatte. Auswendig gekannt hatte. Er lachte innerlich lustlos auf. Er hätte sie blind malen können. Er verbot sich den Gedanken. Das war lange her und vor allem spielte es keine Rolle mehr. Diese Zeiten waren vorbei. Für immer. Das alles hatte er mit einem Schlag beendet. Beendet, als sie diesen Skandal ausgelöst hatte. Als sie ihm gesagt hatte, dass sie schwanger sei von ihm. Seine Hände ballten sich in seinen Taschen. Wie er diesen Tag immer noch verfluchte. Denn an diesem Tag hatten sich praktisch ihre Wege getrennt.
Er wollte kein Kind. Nicht so. Nicht damals. Er war mitten in der Ausbildung gewesen. Die Presse hatte immer noch über seine Familie und den Krieg berichtet. Über seine Vergangenheit und er war viel zu oft in seiner Freizeit sturzbetrunken gewesen. Er wollte Ruhe und er wollte vor allem Frieden und kein schreiendes Balg in seiner Nähe. Es war ihm scheißegal gewesen, dass es nicht geplant war und er natürlich mitverantwortlich für dieses... Desaster war. Das Desaster, das dafür gesorgt hatte, dass sie nicht mehr seine Freundin war. Sie hatten gestritten. Lange und unerbittlich. Er wollte mit diesem Ding nichts zu tun haben. Hatte von ihr verlangt es wegmachen zu lassen. Sie hatte sich geweigert. Beharrlich. Er hatte gedroht sich zu trennen. Sie war hart geblieben. Er hatte sich getrennt.
Natürlich hatte es nicht lange gedauert und die Familie wusste Bescheid. Bescheid über den Streit, die Trennung und der Existenz dieses Dinges, das in seiner EX-Freundin wuchs. Sein Vater hatte versucht zu schlichten. Draco wollte es nicht hören. Also tat er dass, was man in seinen Kreisen schon seit Jahrhunderten machte. Er hatte sich freigekauft. Er hatte viel Gold bezahlt an Astorias Familie, damit er raus war aus der Sache. Nicht als Vater genannt wurde und er keine weiteren Verpflichtungen hatte. Es war ein bekanntes Geheimnis in England, dass Astoria Greengrass ein Kind von Draco Malfoy hatte. Jeder wusste es und das obwohl ihre Familie sie damals ins Ausland geschickt hatte.
Nein, verfrachtet hatte, traf es eher. Was wohl Hyperion zu verdanken war. Er wollte Astoria aus der Schusslinie ihres Vaters wissen, der sie am liebsten aus der Familie verstoßen hätte. Aber Hyperion hatte das nicht zugelassen. Denn im Gegensatz zu Henry hatte er ein Herz. Im Gegensatz zu Draco. Und jetzt war sie wieder da. Einfach so. Als wäre nichts gewesen. Was wohl daran lag, dass Henry weg war. Henry, der das Gold einkassiert hatte von Draco. Astoria hatte davon keinen einzigen Knut gesehen und wäre vermutlich, ohne ihre Großeltern, auf der Straße gelandet. Er atmete ruhig ein und aus. Draco wusste nicht einmal, was es war. Ein Mädchen oder ein Junge. Was nicht wichtig war, immerhin wollte er keine Kinder. Niemals. Er wollte ihnen nicht diese Bürde aufhalsen. Die Bürde ein Malfoy zu sein. Ein Kind mit der Vergangenheit und den Ruf des Vaters und des Großvaters.
Seine Mutter hatte damals getobt. Geschrien, geschimpft, geflucht und geweint. Sie hatte wochenlang nicht mit Draco gesprochen und später auch nicht mehr mit Lucius, als dieser gemeint hatte, dass sie sich nicht einmischen durften und es Dracos Entscheidung war, ob er etwas mit dem Kind zu tun haben wollte oder nicht. Draco wollte nicht. Er hatte sich damals entschieden und zu dieser Entscheidung stand er immer noch. Nur die Trennung zu Astoria bedauerte er. Sie war... ein warmer Lichtpunkt in seinem Leben gewesen. Sicher, viel zu gut und zu rein für ihn. Aber das war ihm damals egal gewesen, als er mit ihr etwas angefangen hatte. Er wollte sie und er hatte sie bekommen. Und sie hatte ihm so viel mehr als nur körperliche Nähe gegeben. Bis zu diesem verdammten Tag, als sie beschließen musste, dass dieses Ding in ihr mehr Wert war, als sie zusammen hatten. Bedauerlicherweise.
Er atmet geräuschvoll aus und knickte fast ein, als ihn etwas anrempelte. Verwirrt wandte er sich und seine Eltern um. Es war ein Kind. Er sah einen Jungen weglaufen zu Astorias älterer Schwester, eindeutig Daphnes Sohn und blickte dann wieder auf das Mädchen, das immer noch am Boden hockte und zu ihm aufsah. Er wusste es sofort, als er sie sah. Er könnte sagen, es läge an den weißblonden langen Haaren, aber es waren nicht die Haare. Es waren die großen dunkelblauen Augen. Die Augen, die ihre Mutter hatte.
„Oh Schätzchen, hast du dir wehgetan?", fragte Dracos Mutter neben ihn besorgt und half dem Kind auf.
„Nein.", erwiderte die Kleine klar, die unter dem schwarzen Mantel offenbar ein dunkles Kleid und eine schwarze Strumpfhose trug.
Er erkannte eine schwarze schlichte Schleife in ihren Haaren, damit sie ihr nicht ins Gesicht fielen.
Narzissa klopfte über den Mantel des Kindes, während Draco deutlich den Blick seines Vaters auf sich spürte. Seine Eltern waren nicht dumm. Man sah es deutlich.
„Schon sauber.", warf seine Mutter freundlich ein und alle sahen auf, als eine viel zu bekannte Stimme rief.
„Aurora."
Er irrte sich nicht, als Edward sich aus seiner kleinen Gruppe umgewandt hatte und auffordernd seine Hand ausstreckte, eine Geste, dass die Kleien zu ihm kommen sollte. Das Mädchen setzte sich sofort in Bewegung und war mit wenigen Schritten bei dem großen braunhaarigen Mann, deren braune Augen nur kurz Draco schweiften. Edward Greengrass nahm das Mädchen bei der Hand, bevor er offenbar wieder dem Gespräch der anderen lauschte.
Draco wandte sich erst zu seinen Eltern, als seine Mutter sich in Bewegung setzen wollte und sein Vater nach ihrem Arm griff.
„Nicht, Narzissa.", sagte er leise.
„Aber... das ist..."
Ja, dass Mädchen war eindeutig Dracos Tochter. Ein Mädchen also. Draco schüttelte innerlich den Kopf. Aurora. Wieso dieser Namen?
„Ich weiß. Ich weiß.", sagte sein Vater nachdrücklich. „Aber wir haben kein Recht. Der Vertrag regelt das. Du verstößt dagegen, wenn du hingehst."
Seine Mutter machte sich ärgerlich los. Blickte ihren Mann und dann Draco verletzt an und sagte aber nichts weiter. Draco wusste, dass seine Mutter es ihm nie verziehen hatte, dass er seine Rechte als Vater praktisch verkauft hatte. Das Recht, das sie Kontakt haben durfte mit ihrem ersten Enkelkind. Ein Enkelkind überhaupt zu haben. Sie hätte ihm wohl die Trennung von Astoria irgendwann verziehen, aber nicht dass er ihr das Recht nahm eine Großmutter zu sein. Er sah, wie das kleine Mädchen sich an seine Mutter im Stehen lehnte und diese sanft einen Arm auf ihre Schulter legte und sie näher zu sich drückte. Irgendetwas zog sich in seiner Brust etwas zusammen, als er weiterhin das Kind fixierte. Er konnte nur nicht genau sagen, was es war.

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Verkauftes Glück
FanfictionGlück konnte man bekanntlich nicht kaufen. Aber offenbar sehr gut verkaufen. Zumindest muss das Draco Malfoy nach einigen Jahren feststellen. (Drastoria)