„Es tut mit so leid", flüsterte Gally.
Ich drückte ihn noch ein wenig fester.
„Es ist nicht deine Schuld, du -"
Doch weiter kam ich nicht, denn derjenige, von dem ich es am wenigsten erwartet hatte, trat zu uns und unterbrach mich.
„Du warst nicht du selbst. Du kannst nichts dafür", sagte Thomas.
Gally und ich sahen ihn beide überrascht an.
„Ich wollte dich umbringen, Mann..."
„Und? Ich wollte dich auch schon ein paar Mal umbringen." Thomas zuckte mit den Schultern, als wäre nichts dabei.
„Nur hatte er leider nie eine Waffe. Niemand ist perfekt, weißt du noch Gally? Das waren deine Worte", sagte Minho, der leicht lächelte, während er gleichzeitig betreten zu der Stelle sah, an der Chuck gestorben war. „Kommt, wir sollten so wenig Zeit wie möglich hier verbringen. Das ist kein guter Ort."
„Er hat Recht. Ich werde mich in das System hacken. Das wird seine Zeit dauern. Tut, was ihr für richtig haltet, die Türen sind alle offen und Griever gibt es nicht mehr, seit niemand sie mehr steuert."
Francesca hatte sich mittlerweile auf ihrem alten Stuhl, meinem alten Stuhl, niedergelassen. Brenda war zu ihr getreten und beobachtete, was sie tat.
„Ist schon gut, wir halten hier die Stellung", sagte Jorge, setzte sich auf einen Drehstuhl und legte das eine Bein auf sein Knie.
Ich sah in die Augen der Lichter um mich herum. Minho, Fry Pan und Gally nickten, wobei letzterer noch immer das Linoleum vor uns anstarrte. Zuletzt sah ich Thomas an und auch er nickte. Ihre Zustimmung verlieh mir neuen Mut und ich drehte mich in Richtung des Flurs, durch den wir vor einer gefühlten Ewigkeit gekommen waren, nachdem wir das Labyrinth hinter uns gelassen hatten.
Wir durchquerten ihn und ich öffnete die Tür, die auf den kalten Gang führte. Dort wandten wir uns nach rechts und folgten ihm, bis wir den Eingang zu der Grieverhöhle fanden, durch die wir einst geflohen waren.
Fry Pan legte seine Hand auf die Klinke und drückte sie hinunter. Die Tür ging mit einem Quietschen auf und Thomas trat als erster hindurch, genau wie damals, nur dass wir dieses Mal hinein und nicht hinaus wollten. Wir folgten ihm in die Dunkelheit, die dieses Mal allerdings nicht so dunkel war wie beim ersten Mal, denn das Loch zum Labyrinth, das sich da hinter uns geschlossen hatte, war ein Stück offen. Weit genug, dass wir hindurch passten - dass Gally hindurch gepasst hatte.
Wir kletterten einer nach dem anderen in das Labyrinth, aus dem wir so unbedingt hatten fliehen wollen und der Geruch, der mir in die Nase stieg, war eine Mischung aus Grievermatsch und noch etwas anderem - dem Geruch von zu Hause.
Mir war nie bewusst gewesen, dass das Labyrinth einen so starken Eigengeruch gehabt hatte, aber jetzt wurde mir klar, dass dieser Geruch mich an meine Zeit hier draußen erinnerte, an meine Heimat - und an Minho. So konnte ich gar nicht anders, als nach seiner Hand zu greifen, als wir uns auf den Weg zwischen den Grieverleichen hindurch machten.
Der Duft nach Beton, der in der Sonne aufgeheizt worden war, begleitete uns auf unserem Weg durch das Labyrinth - den Weg entlang, den wir auch genommen hatten, als wir geflüchtet waren. Die Mauern erhoben sich zu beiden Seiten und wirkten jetzt, wo sie ihre Magie verloren hatten, die sie durch die Tatsache, dass jederzeit ein Griever um die nächste Ecke kommen könnte, gehabt hatten, nicht mehr ganz so einschüchternd.
Ich stellte fest, dass Minho und ich, noch immer Hand in Hand, den Weg zur Lichtung noch immer im Schlaf kannten und nicht an einer einzigen Stelle nachdenken mussten, wo wir abbiegen mussten. Mit Fry Pan und Gally im Schlepptau waren wir zwar lange nicht so schnell wie mit Thomas alleine, trotzdem kamen wir ganz gut voran und hatten es nun nicht mehr weit, bis wir unser Ziel erreichen würden.
Als wir um die letzte Ecke bogen, dort, wo wir damals alle gemeinsam aufgebrochen waren, wo Minho und ich verzweifelt versucht gehabt hatten, Alby herauszubringen, wo Thomas uns zur Hilfe geeilt war, spürte ich ein Kribbeln in meinem Bauch, eine Mischung aus Vorfreude und Angst.
Und da sah ich sie, unsere Lichtung. Wir beschleunigten unsere Schritte noch ein wenig, wie Kinder, die es nicht abwarten konnten, ein ganz besonderes Spektakel zu sehen. Fast rennend erreichten wir das Gras, das nun mehr als hüfthoch, aber auch gelb von der verheerenden Sonne war. Das war das erste, was mir auffiel und was mich erschreckte. Doch dabei blieb es nicht. Als ich meinen Blick über die Lichtung schweifen ließ, stockte mir beinahe der Atem. Ich ließ Minho's Hand los und sah das Trümmerfeld an, das wir zurück gelassen hatten, als wir aufgebrochen waren. Doch es war noch schlimmer, als ich gedacht hatte. Durch das vertrocknete Gras sah unsere Lichtung so trostlos aus wie noch nie, die Gebäude, die das Feuer nicht zerstört hatte, waren in sich zusammengefallen und nichts erinnerte mehr an die Zeit, in der das hier unser zu Hause gewesen war.
Ich konnte nicht anders, als vor Entsetzen aufzuschluchzen und auf die Knie zu fallen. Was hatte ich denn erwartet? Dass durch Zauberhand alles wieder aufgebaut, der Rasen gemäht und die Felder bestellt worden waren? Dass Fry Pan gleich in der Küche stehen und uns seinen Eintopf kochen würde? Dass Newt, Chuck und Alby um die Ecke kämen und wir heute Abend zusammen mit den anderen Lichtern am Feuer sitzen und lachen würden?
Ich brauchte ein wenig, um mich wieder zu fassen. Die Anderen hatten mich in Ruhe gelassen, so waren sie mit ihren eigenen Gefühlen genug beschäftigt, nur Thomas stand neben mir und zeigte mir durch eine Hand auf meiner Schulter, dass er da war. Irgendwann schaffte ich es, mich wieder zu rühren und den Blick von den Überresten meiner alten Hütte zu nehmen. Ich sah mich zu meinen Freunden um und erkannte, dass Minho, Gally und Fry Pan vor der Mauer standen, auf die wir vor einer gefühlten Ewigkeit unsere Namen geritzt hatten. Mein bester Freund war gerade dabei, Namen durchzustreichen. Langsam stand ich auf und ging zusammen mit Thomas zu ihnen herüber.
Gally hatte Teresas Namen hinzugefügt und alle durchgestrichen, die gestorben waren, bis auf die, die es aus dem Labyrinth herausgeschafft hatten, was nur wir, sie, Newt, Winston und Jack gewesen waren. Auch Chucks Namen hatte er nicht durchgestrichen.
„Wir dachten, wir würdigen die, die hier umgekommen sind, auf meinem Feldzug hinter euch her, im Labyrinth bei den Grievern. Aber die anderen, die im Kampf gegen WICKED gestorben sind, da draußen, die bleiben hier stehen. Für immer", erklärte Gally leise.
Ich nickte. Wir sahen ihm dabei zu, wie er den letzten Namen - Jeff - durchstrich, dann nahm Minho ihm Hammer und Meißel vorsichtig aus der Hand und trat zurück. Er nickte, wandte sich um, dem Tor zu, durch das wir gekommen waren. Langsam ging er herüber und wir folgten ihm stumm.
Er setzte an, an der Mauer direkt neben dem Eingang.
Die letzten Lichter, schrieb er.
Dann setzte er an und schrieb seinen Namen. Als er fertig war, reichte er mir die Utensilien. Vorsichtig und sorgfältig ritzte ich meinen Namen in den Stein und gab dann Gally sein Werkzeug zurück. Der reichte es nach getaner Arbeit an Fry Pan weiter und der an Thomas.
Wir traten zurück und sahen uns unser Werk an, dann ließen wir einen letzten Blick über unsere Lichtung schweifen, bevor wir gingen. Es war Zeit, dies hinter uns zu lassen, das wussten wir ohne dass es jemand aussprechen musste. Es war spät geworden, das Licht kündigte bereits den Abend an.
Langsam drehten wir uns um und traten den Rückweg an.
Kurz bevor wir um die Ecke bogen sah ich noch einmal zurück, betrachtete mein zu Hause ein letztes Mal - und da sah ich es. Ohne es zu wollen spürte ich eine Träne meine Wange hinunterlaufen und musste gleichzeitig lächeln.
Gerade verschwand die Sonne hinter der Mauer.
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Till The WICKED End | A Maze Runner Story
FanfictionSie dachten, das sei es gewesen, sie dachten, es sei vorbei. Sie hatten es geschafft, waren im sicheren Hafen, hatten WICKED zerstört und was blieb, war die Erinnerung. Doch die Vergangenheit holt die Auserwählten rund um Anna ein, als Vince eine er...