Kapitel 6

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Der Unterricht war ein voller Erfolg.
Im Gegensatz zu dem britischen Schulsystem nahmen die amerikanischen Lehrer nur Praktisches im Unterricht durch. Das theoretische Wissen war wie selbstverständlich Hausaufgabe.

„Ich erwarte von Ihnen keine ellenlangen Aufsätze über den korrekten Gebrauch von Bombarda oder anderen Zaubern. Allerdings setze ich voraus, dass Sie dieses Wissen abgespeichert haben, da es in möglichen Tests unabdingbar ist. Ich werde Ihre Notizen dazu weder einsammeln noch korrigieren, sollten Sie sich aber unsicher sein, scheuen Sie sich nicht, sich an mich zu wenden.", sagte er.
Die Schüler tauschten ungläubige Blicke, nur Lara, Alice und Lily sahen sich leise seufzend an. Das würde bedeuten, jeden Bereich des Zaubers zu analysieren und zusammenzufassen.
„Heute werden wir nichts sonderlich Neues machen. Ich kenne Sie nicht und Sie kennen mich nicht. Daher schlage ich vor, wir starten ein kleines Duell."
Lara und Lily sahen sich begeistert an.
Duelle im Unterricht waren eine Seltenheit. Damit hatte Graves sich bei den Schülern einen guten Platz gesichert!
„Also, finden Sie sich in zweier Gruppen zusammen und stellen Sie sich auf. Ich werde jedes Paar einzeln nach vorne holen. Sie haben drei Minuten für das Duell. Verboten sind die Unverzeihlichen Drei und schwarzmagische Flüche."
Lily machte mit Alice und suchend sah Lara sich um. Ihr Blick traf auf den von Sirius.
Er nickte ihr zu und sie stellten sich nebeneinander, etwas weiter hinten in der Schlange.
„Soll ich mich zurückhalten, Black?", grinste sie zu ihm hoch. Gespielt beleidigt sah er zu Lara.
„Ich muss mich doch beweisen!"
„Deswegen frage ich ja!"
„Nein. Ich schaffe das schon! So mächtig kannst du nicht sein!"
Sicher blickte Sirius sie an. Lara schmunzelte.
Wie er wollte.
„Unterschätze mich lieber nicht!"
Gespannt sahen sie den Duellen vor ihnen zu. Viele endeten mit einem Gleichstand.
Schließlich waren Lara und Sirius dran.
„Wen haben wir hier?", fragte Graves.
„Sirius Black. "
„Und Lara Grindelwald.", stellten sie sich kurz vor.
Professor Graves nickte und sie begaben sich in Position.
Da griff Sirius schon an. Für Lara war es ein Leichtes, seine Zauber zu blocken, weil er sie aussprach.
Auch Sirius schien das zu merken, denn nun schickte er auch Unausgesprochene auf Lara.
Protego!, dachte Lara und ein gewaltiger Schutzschild hielt die Salve von Zaubersprüchen ab, die auf sie zuschoss.
Lara ließ ihren Zauberstab peitschen und schickte eine Reihe von Schockzaubern auf Sirius. Der ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, obwohl ein Zauber ihn fast erwischte. Laras Mundwinkel hoben sich kurz bevor sie ihn mit einem blauen Feuer einkesselte und ihn entwaffnete.
Graves hatte die Stirn zusammengezogen. Zweifellos, sie war mächtig! Diese Illusion bekam nicht jeder hin!

Lara stellte sich wieder normal hin und löste die Illusion.
„Ich habe doch gesagt, du sollst mich nicht unterschätzen!"
„Das war Glück!", schnappte Sirius beleidigt. Es kratzte nun ganz schön an seinem Ego von einem Mädchen besiegt worden zu sein.
„Ich nenne es Können!", grinste sie und gab ihm seinen Zauberstab zurück.
„Kann ja nicht jeder einen Schwarzmagier als Vater haben!", murmelte Potter und sorgte für ein paar Lacher.
Lara lag ein böser Kommentar auf der Zunge, doch sie schluckte ihn herunter und sah geknickt auf den Boden.
„Ich kann auch nichts für Dads Taten!"
„Wirklich Potter! Du bist ein gefühlskalter, egoistischer Idiot!", schimpfte Lily und warf ihm einen bösen Blick zu während sie Lara kurz umarmte.
„Ruhig, Potter, Evans, Grindelwald!", herrschte Graves.
„Ja, Sir!", murmelten die drei.
Es klingelte zum Stundenwechsel und während die anderen schnatternd das Zimmer verließen, packten Lara, Alice und Lily mit einem Schnippen ihres Stabs ihre Sachen ein.
Gemeinsam verließen sie das Zimmer, auf dem Weg zur Großen Halle um zu Mittag zu essen, bevor eine Doppelstunde Astronomie, beziehungsweise Verwandlung für Lara, begann.
„Bin ich froh, dass ich Astronomie abgewählt habe!", stöhnte Lara als sie die komischen Sternbilder erblickte, die Lily sich nochmal ansah.
Lily und Alice grinsten amüsiert.

Während Alice und Lily den Astronomie-Turm hinaufstiegen, beobachtete Lara Professor Graves am Lehrertisch. Er schien sich ausgesprochen gut mit Professor Dumbledore zu verstehen. Eine Welle der Eifersucht rollte über Lara hinweg.
SIE sollte dort mit Graves sitzen, sich mit ihm unterhalten und Spaß haben.
Sie hielt inne.
Was waren das für Gefühle? Warum kam ihr Professor Graves so vertraut vor? Warum hatte sie diese Gefühle? Hatte das etwas mit Evelyn Ashes zu tun?
Sie musste mit ihrem Vater sprechen! Vielleicht wusste er etwas!
Doch wie?

Sie beschloss, in den nächsten Ferien einen Plan zu schmieden. Zu Weihnachten würden nur wenige im Schloss sein. Eigentlich nur sie und die Lehrer und ein paar wenige Schüler. Von den Gryffindors wusste sie, dass alle zu ihren Familien gingen. Somit auch Alice und Lily.

Mit den Gedanken wieder im Hier und Jetzt rannte sie durch die Gänge. Sie hatte ganz die Zeit vergessen und sie war schon 10 Minuten zu spät!

Sie klopfte an und trat ein.
„Entschuldigen Sie bitte die Verspätung, Professor! Ich habe die Zeit vergessen!", haspelte sie schnell herunter und versuchte zu Atem zu kommen.
Belustigt hob Dumbledore eine Augenbraue.
„Setzen Sie sich, Miss Grindelwald. Vielleicht können Sie nochmal zusammenfassen, was wir letzte Stunde behandelt haben und den Zauber vorführen!"
Lara kramte in ihrem Gedächtnis. Ah ja, der Verwandlungszauber.
Lara holte Luft und erklärte detailliert den Colovaria-Zauber, der das Aussehen eines Objekts ändern konnte.
„Colovaria!", sagte sie dann leise und die graue Maus, die Dumbledore ihr gegeben hatte, färbte sich sonnengelb.
„Gut gemacht. 20 Punkte für Gryffindor!", lobte Dumbledore, „Ich werde jetzt die Mäuse verteilen und Sie alle sollten es heute schaffen, Ihre Maus zu verändern."
Die Mäuse schwebten zu den Schülern und bald schon veränderten sich die Mäuse um Lara herum.
Gemeinsam mit Professor Dumbledore ging sie herum und half denen, die noch Probleme hatten.
So ging auch diese Stunde herum.
Weihnachten rückte immer näher und bald war das gesamte Schloss festlich geschmückt.
Auch den Lehrern merkte man die fröhliche Stimmung an. Es wurden nicht mehr ganz so viele Nacharbeiten verteilt, dafür umso mehr Hausaufgaben.
Schließlich war der Tag gekommen.
Lara verabschiedete sich von ihren Freunden und kehrte alleine zum Schluss zurück. Der Schnee knirschte unter ihren Füßen als sie den Vorhof betrat. Dort bemerkte sie ein paar Professoren sich unterhalten. Lara lächelte freundlich.
„Kein Weihnachten mit der Familie?"
Lara zog eine Augenbraue hoch.
„War diese Frage ernst gemeint, Professor?"
Winston flüsterte etwas in das Ohr des Professors.
„Oh, verzeihen Sie bitte, Miss Grindelwald. Ich hatte Ihre - ähm Umstände vergessen!"
„Nicht so schlimm, Professor. Auch wenn ich sagen muss, dass ich ihn gerne wiedersehen würde!"
Leise Sehnsucht schwang in ihrer Stimme mit.
„Das steht nicht zur Debatte!", schnitt Dumbledores Stimme hinter Lara durch die Kälte.
„Ich weiß, Professor. Aber Sie kannten ihn nicht, so wie ich ihn kenne. Er hat mich immer wie seine Prinzessin behandelt. Zumindest bis er mich in seine Politik miteinbeziehen wollte."
Dumbledore lächelte schmerzlich.
„Glauben Sie mir, ich kannte Gellert gut."
Lara fröstelte.
„Ich weiß. Ich glaube, ich gehe rein. So langsam wird es kalt!", wechselte sie das Thema und wandte sich um.

Nachdenklich sah Dumbledore ihr nach. Es war nicht gut, dass Lara so in ihren Vater vernarrt war. Er fragte sich, ob sie die richtige Entscheidung treffen würde, wenn es darauf ankam.
Zum ersten Mal bezweifelte er seine Entscheidung, sie zu unterweisen.

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