Kapitel 3

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Der Tag verlief langsamer als es Lara lieb war. Verwandlung verging noch langsamer als sie es von Dumbledore gewohnt war. Sein Unterricht war für Lara schon immer uninteressant - wenn nicht sogar langweilig - gewesen. Verwandlung war ihr Lieblingsfach gewesen. Sie hatte es geliebt, wie ihr Vater Gellert es unterrichtet hatte. Sicher, Dumbledores Unterricht könnte interessant sein, würde Lara nicht schon alles wissen. Es war erstaunlich, wie langsam andere Schüler die Zauber lernten, so war es kein Wunder, wie langsam sie mit dem Stoff vorankamen. Lara wollte endlich NEUES lernen. Egal ob neues in Verwandlung oder VgddK.

Albus warf dem weißhaarigen Mädchen in seinem Klassenzimmer einen kurzen Blick zu. Seit ihrer Ankunft hatten ihre Kräfte ihn immer wieder in den Bann gezogen. Sie schien ganz nach ihrem Vater zu kommen.
Gellert... Er hoffte, sie hatte einen anderen Charakter als er. Eine so mächtige Zauberin durfte nicht zu Grindelwald überlaufen! Vielleicht sollte ich sie unter meine Fittiche nehmen...
Noch immer schmerzte der Gedanke an seinen einstigen Liebhaber und seine Tochter in so greifbarer Nähe zu haben, war eine beständige Erinnerung an Gellert. In jeder Bewegung, jeder Gesichtsregung erkannte er Gellert und sehnte sich ihn mehr zurück.
Er konzentrierte sich wieder auf den Unterricht. Alle ließen ihre Federn über das Papier kritzeln, nur Lara lehnte sich entspannt und gelangweilt zurück, ihre Kameraden überlegen beobachtend.
„Miss Grindelwald! So groß Ihre Kräfte auch sein mögen, ist es auch für Sie eine Pflicht, dem Unterricht zu folgen und die Notizen zu übertragen.", sagte er sanft.

Lara verkniff sich, die Augen zu verdrehen.
„Bei allem gebührenden Respekt, Professor. Aber das ist einfach nur langweilig! Außerdem habe ich sämtliche Notizen schon, dank meines Vaters."
Die Schüler hatten aufgehört zu schreiben und folgten neugierig dem Gespräch.
„Dann macht es Ihnen bestimmt nichts aus, mir diese in einer zusätzlichen Stunde - sagen wir heute Abend - zu zeigen?"
Innerlich verdrehte Lara nun doch die Augen, behielt ihre freundliche Maske aber bei.
„Natürlich nicht, Professor. 19 Uhr?", lächelte sie falsch.
„Ich denke, um diese Uhrzeit sollte Professor Dippets Rede zuende sein.", stimmte Dumbledore einvernehmlich zu.
Lara lehnte sich zurück und sah zu, wie Professor Dumbledore - beziehungsweise sein Handschuh - eine Zauberformel an die Tafel schrieb.
„Da Sie alle nun das nötige Hintergrundwissen hinter diesem Zauber kennen, ist es an der Zeit, ihn auszuprobieren!"
Begeistertes Tuscheln brach aus, als er den Satz beendete.
Vergnügt sah Albus in die Runde.
„Also, Sachen wegpacken, Zauberstäbe raus!"
Geraschel, als alle der Aufforderung folgten.
Dumbledore machte eine komplizierte Schlängelbewegung und sagte klar und deutlich: „Colovaria!"
Die weiße Maus auf seinem Pult färbte sich himbeerrot.
Lara musste leicht grinsen. Oh sie liebte Magie!
Kurz darauf hörte man ganz viele Colovaria! durch den Raum rufen.
Eigentlich kannten sie den Zauberspruch schon aus dem letzten Jahr, doch wandten sie ihn jetzt bei Tieren an und nicht bei Gegenständen!
Lara lehnte sich zurück und schwang einmal kurz mit dem Zauberstab. Ihre weiße Maus färbte sich mitternachtsblau und zufrieden lehnte Lara sich zurück.
„Wie machst du das nur?"
Frustriert warf Peter neben ihr einen Blick zu ihr. Ganz klar Neid. Lara verdrehte die Augen.
„Ich konzentriere mich darauf, was ich will und wie ich es erreiche und nicht, ob ich lieber mit Alice oder Nina ausgehen wollen würde.", sagte Lara spitz. Pettigrew wurde knallrot als besagte Mädchen sich zu ihm umdrehten.
„Grindelwald! Kannst du vielleicht einmal das tun, was ein Gryffindor tun würde und zu deinem Kameraden stehen?", zischte er, noch immer rot.
Lara grinste nur frech.
„Wie ich sehe waren Sie erfolgreich, Miss Grindelwald.", tönte da Dumbledores Stimme hinter ihr. Lara legte den Kopf in den Nacken und blickte schelmisch zu ihm hoch.
„Haben Sie was anderes erwartet, Professor?"
Dumbledore schmunzelte leicht. Wahrlich, sie war ihrem Vater unfassbar ähnlich!
„Ich hab dich nicht mal den Spruch sagen hören...", murmelte Peter leise zu sich.
„Liegt wohl daran, dass ich ihn nicht laut gesagt habe!", erwiderte Lara spöttisch bevor sie sich erhob und es klingelte.
Mit rauschendem Umhang verschwand Lara zum Mittagessen. Es war die letzte Stunde heute für sie. Mit ihrer Tasche setzte sie sich auf eine Bank des Gryffindor Tisches und wartete auf Lily und Alice. Sie hatten Astronomie gehabt, was Lara abgewählt hatte und durch zusätzliche Verwandlungsstunden ergänzt hatte. Sie hatte den Mann kennenlernen gewollt, an den ihr Vater sein Herz verloren hatte und den er noch immer liebte.
Und sie hatte beschlossen, dass Dumbledore ihre Musterung überstanden hatte!
Er musste sich nur noch ihrem Vater anschließen!

Erschrocken von ihren Gedanken hielt sie abrupt inne. Sich ihrem Vater anschließen? Aber - Grindelwald war doch der Böse, oder?
Lara konnte sich dennoch nicht vorstellen, dass hinter dem freundlichen Gesicht ihres Vaters, der ihr so viel beigebracht hatte, ein dunkler Magier stecken sollte!
Lara sah zum Lehrertisch nach vorne und spürte ein Paar blauer Augen auf ihr ruhen.
Dumbledore!
Sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln bevor sie lasziv ihren Löffel mit der Suppe ableckte. Wenn er wieder mit Dad zusammen kommen soll, musste sie ihn von sich überzeugen!

Hastig wandte Albus den Blick von Lara ab. Ihre Bewegung war eindeutig gewesen! Noch nie hatte Albus sich so merkwürdig gefühlt, so... Begehrt!
Nur einem war das bisher gelungen.
Gellert Grindelwald.

Lara beschloss, ihre fragwürdigen Gedanken fürs Erste zuzulassen. Sie konnte doch eh nichts daran ändern!
Den Nachmittag verbrachte sie mit Lily in der Bibliothek. Während Lily ihre Astronomie-Hausaufgaben machte, las Lara in einem neuen Verwandlungsbuch über neue Zaubersprüche. Wenn sie im Unterricht nichts lernte, dann würde sie es sich eben selbst beibringen!
Gegen 17 Uhr gingen sie in die Große Halle, wo in ein paar Minuten Professor Dippet seine Ansprache halten würde. Sie setzten sich ziemlich weit nach vorne.
„Ich bin gespannt, um was es geht!", flüsterte Lily.
Plötzlich kehrte Ruhe ein als Dippet das Podest betrat.
„Liebe Schüler und Schülerinnen, wie Sie alle sicher wissen, ist Gellert Grindelwald seit ein paar Monaten wieder auf freien Fuß. Russland und Frankreich werden bereits von ihm kontrolliert und es wird nicht lange dauern, bis er sich Amerika und ganz Europa zuwendet."
Dippet machte eine kunstvolle Pause.
Viele Schüler bedachten Lara mit bösen Blicken. Als könnte sie etwas für die Taten ihres Vaters!
„Daher hat das Zaubereiministerium beschlossen, dicht mit Amerika zusammen zu arbeiten. Dies bedeutet für unsere Schule auch dieses Vorhaben zu unterstützen. Daher werden wir einen Lehreraustausch mit der Ilvermorny Academy in Amerika einführen! Die Professoren Merrythought und Vektor werden für uns dieses Abenteuer wagen. Während sie in Amerika sind, werden die Zauberer Percival Graves, der auch Direktor der Sicherheitsabteilung im MACUSA und ein angesehener Auror ist, und Gallia Winston diese Fächer hier unterrichten. Ich hoffe, Sie können von diesem Austausch profitieren und von dem amerikanischen System lernen. Professor Graves und Professor Winston werden nächste Woche den Unterricht übernehmen. Dementsprechend sollten Sie die letzten Stunden bei den Professoren Merrythought und Vektor genießen. Nun wünsche ich Ihnen allen einen erholsamen Abend und denken Sie immer daran, dass es junge und mutige Zauberer wie Sie es sind, die es vermögen, Gellert Grindelwald aufzuhalten!"
Applaus erschallte und mit ihm brach auch unheilvolles Getuschel aus. Lara fühlte sich ausgeschlossen und wütend über die bösen Blicke der Schüler.
Um kurz vor 19 Uhr nahm sie ihre Tasche und verließ die Große Halle mit großen Schritten.

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