Kontrolle

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Souta verzieht das Gesicht. „Na, das macht mir ja Hoffnungen." Ich lache. Yoru beobachtet mich aus den Augenwinkeln. „Ihr seid gewachsen. Ich habe schon seit einiger Zeit Gerüchte von Euch gehört, doch wollte ich es irgendwie nur nicht glauben. So lange wart Ihr weg. Es tut mir leid, das was damals passiert ist." Verwirrt schaue ich auf. „Das was damals passiert ist? Yoru, wovon redest du?" Er zieht seine Augenbrauen hoch. „Wie? Erinnert Ihr Euch etwa nicht?" Ich sehe weg. „Nein, meine Erinnerungen sind immer noch Bruchstückhaft. Der Großteil ist mittlerweile wieder zusammen, aber so bestimmte Sachen, sind verschwommen." Yoru seufzt und meine Pflegemutter lächelt. Darf ich fragen, woher Sie Aiko kennen? Er stockt und hält inne. „Ich bin ein guter Freund ihres Vaters. Als ich Aiko das erste Mal kennen gelernt habe, war sie noch ein kleines Kätzchen. Sie war schon immer sehr gut erzogen." Ich lache. „Es schneite sehr stark oder? An jenem Tag." Er nickt. „Ja, Ich bat Euch, Euren Vater zu mir zu schicken. Also könnt Ihr euch an diesen Tag erinnern. Aber mehr nicht?"

Souta hört interessiert zu. „Was ist denn damals passiert?" Angestrengt versuche ich mich zu erinnern. „Vater wollte damals mit mir sprechen, und dann? Ich weiß es nicht mehr. Ich kann mich nicht erinnern. Yoru, worüber wollte Vater mit mir sprechen? Worüber?" Er lacht leise. „Es verwundert mich eigentlich nicht, dass Ihr das vergessen habt. Damals, wollte Euer Vater tatsächlich mit Euch reden, doch er kam gar nicht dazu. In dem Moment wurden wir von den Pumas überfallen. Eure Eltern, viele Angestellte und auch ich wurden schwer verletzt. Wir haben euch versteckt. Sie haben Euch gesucht. Als ich aufwachte, standet Ihr neben mir. Euer Winterkimono war mit Blut getränkt, doch es war nicht von euch. Ihr habt ganz alleine die Angreifer getötet. Es war furchteinflößend. Euer Biest war völlig in Rage, und so blieb kaum etwas von den Pumas übrig."

Yume schluckt. „Aber, Ai war noch ein Kind." Ich nicke. „Stimmt, ich erinnere mich vage. Ich war so wütend, dass sie es wagten, meine Familie zu verletzen. Meine Sicht färbte sich rot. Dann hüllte mich Dunkelheit ein. Am nächsten Morgen wachte ich dann in meinem Bett auf und im Garten verblieb nichts von dem Massaker. War es das, was mein Vater mir sagen wollte? Dass ich meine Kraft nicht kontrollieren kann?" Er nickt und sieht dann zu meiner menschlichen Mutter. „Es stimmt, dass Lady Aiko ein Kind war, doch sie war stark. Sie hätte schon damals ein ganzes Dorf zerstören können, wenn sie die Kontrolle verloren hätte." Lächelnd betrachte ich mein Schwert. „Dann hat Totosai mir in Windeseile ein Katana geschmiedet. Meine Fangzähne waren noch viel zu kurz, weshalb Vater eins von sich geopfert hat. Es wurde mit einem Bann belegt, welcher mich davor schützen sollte, wieder die Kontrolle zu verlieren." Ich streiche vorsichtig über die Klinge und Sesshomaru, welcher bis eben noch geschwiegen hat, meldet sich nun auch zu Wort. „Ich habe mich damals immer gewundert, warum du schon ein Schwert hattest, obwohl du noch so jung warst. Noch nicht einmal ich hatte ein eigenes. Jetzt weiß ich es." Leicht zucke ich mit den Schultern und sehe zu Yoru, welcher ein Gebräu in drei Tassen füllt. Diese reicht er den Menschen. „Ihr müsst das komplett austrinken. Haltet euch die Nasen zu, dann ist es erträglicher. Und nicht auskotzen, sonst erhaltet ihr nicht die gewünschte Wirkung." Lächelnd sehe ich dabei zu, wie die drei die Gefäße an die Lippen setzen und dann alles in einem Schluck hinter kippen. Ayumi ist die erste, die würgt, doch tapfer kämpft sie den Brechreiz runter.

Auch Souta und Yume halten es aus. „Das war widerlicher als erwartet." Seine Mutter stimmt dem jungen zu. Leicht schnupper ich in der Luft und beobachte interessiert, wie sich sowohl ihre Auren, als auch ihre Gerüche verändern. Dann stelle ich fest, dass sich auch in mir etwas ändert. Mit einem Mal steigt mein Youki gewaltig an. Es ist das von den dreien. Erstaunt fühle ich in mich hinein. „Yoru, sie das Youki haben sie schon bekommen, doch wie lange wird es dauern, bis sich ihr Äußeres verändert?" Er grinst. „Es kann bis zu eine Stunde dauern. Gebt ihr Youki erst teilweise frei, wenn sie sich vollständig verwandelt haben." Ich nicke und stehe auf. „Ach bevor ich es vergesse. Sesshomaru und ich werden heiraten. Du bist natürlich herzlich eingeladen." Er staunt. „Wann denn?" Lächelnd sehe ich ihn an. „Morgen früh. Wir wollen die Hochzeit mit der Machtübergabe verbinden." Er grinst. „Na dann, ich bin morgen früh da." Kichernd verabschieden wir uns voneinander und so gehe wir wieder. Ayumi betrachtet ihre Hände, wo ihre Krallen bereits gewachsen sind. „Wow, sind die scharf?" Ich nicke. „Ja, sehr sogar. Mit euren Krallen müsst ihr sehr vorsichtig sein, damit ihr euch nicht verletzt. Auch bei euren Zähnen." Aus meinem Kimono hole ich einen kleinen Taschenspiegel, in dem sich meine Gefährten nacheinander begutachten. Soutas Haare färben sich plötzlich silbern. „Krass. Ich sehe ja aus wie du." Kichernd stimme ich ihm zu. „Das tut ihr alle. Immerhin war mein Blut Hauptbestandteil des Trankes."

Wer bin ich?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt