Wiederfinden

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Rurelan steht auf. „Gerne würde ich den Soldaten beim Training zusehen. Mir sind die Kampfgewohnheiten von Dämonen noch nicht bekannt. Anders als mein Herr war ich noch nie im Krieg anwesend. Damals war ich noch nicht einmal geboren." Verstehend gebe ich ihm mein Einverständnis. „Es steht dir frei, dich im Gelände des Palastes frei zu bewegen. Es ist nur davon abzuraten, vor die Mauern zu treten. Falls du vor hast, dich an den Kämpfen zu beteiligen, so kannst du einen der auszubildenden Soldaten zum Training zugewiesen bekommen. Sie sind alle stark, doch wie du waren sie noch nie im Krieg. Sie sind Jung und unerfahren, weshalb Kampfstile aus anderen Kulturen sehr gut zum Lernen sind." Er nickt. „Vielen Dank. Wo genau befindet sich der Trainingsplatz?" Lächelnd gebe ich ihm die Antwort. „Der Trainingsplatz befindet sich westlich des Haupteingangs, allerdings kann ich dich dorthin begleiten. Ich möchte dort selbst noch einmal hin." Taro springt auf. „Möchtest du Souta, Ayumi und Yume unterstützen?" Ich nicke. „Genau, ich habe gehört, dass sie gute Fortschritte machen, doch betrübt es mich, zu wissen, dass ich noch keine ihrer Stunden miterlebt habe. Ich hätte ja nicht erwartet, eine ganze Woche lang auf dem Krankenzimmer zu liegen." Papa winkt ab. „Du musst dir keine Sorgen machen. Wir haben uns zusammen mit deinem Bruder darum gekümmert." Leicht lache ich. „Ihr wart aber hoffentlich nicht zu streng mit ihnen. Sie wussten ja vorher noch gar nicht, wie man ein Schwert hält."

Taro grinst. „Na hör mal, ich habe dich damals auch ab und an trainiert." Um Rurelan nicht länger warten zu lassen, setze ich mich nun in Bewegung und öffne die Tür. Er folgt mir und den beiden Männern in einigem Abstand. Zufrieden stelle ich fest, dass er gute Erziehung genossen haben muss. Taro und Papa haken sich bei mir ein. Kichernd lasse ich es zu. „Passt bloß auf, dass mein Herr Gefährte nicht eifersüchtig wird." Sofort lachen beide. „Ach, wie könnte er? Wir dürfen doch wohl unsere Tochter zwischen uns nehmen." Grinsend stimme ich ihm zu. „Wisst ihr, blutsverwand bin ich nur mit Papa und Mama, aber dennoch habe ich eine so große Familie, dass ich nicht glücklicher sein könnte."

Auf dem Weg zum Trainingsplatz höre ich Schwerter aufeinanderprallen. Langsam näheren wir uns, und schon sehe ich die vielen kämpfenden. Souta und die anderen beiden trainieren gegen junge Dämonen, während die anderen Soldaten gegeneinander kämpfen. Neugierig schaue ich zu und grinse. Sie haben sich wirklich entwickelt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich so viel Zeit verpasst habe, als ich geschlafen habe. Es kam für mich so kurz vor, aber in Wirklichkeit ist eine ganze Woche vergangen. Wie konnte ich so lange schlafen? Ich habe sie alleine gelassen, und das genau in der Zeit, in der sie mich am meisten benötigten.

Um die Kämpfenden nicht zu unterbrechen, rufe ich einen der Ausbilder zur Seite. Dieser verbeugt sich tief vor mir und lächelt. „Meine Herrin, wie kann ich euch helfen?" Leicht deute ich auf Rurelan. „Kannst du ihm bitte einen gleichwertigen Gegner herauspicken?" Rurelian verbeugt sich leicht. „Es wäre mir eine Freude. Ich habe zwar eine Kampfausbildung absolviert, doch habe ich noch keine wirklichen Kampferfahrungen." Der Dämon nickt und schaut dann durch die Reihen. „Ich verstehe. Dies sollte kein Problem sein, weil wenig von den Soldaten wirkliche Erfahrungen haben. Es kommt immerhin selten vor, dass jemand so dumm ist, unsere Herrin anzugreifen." Froh mit dieser Antwort bedankt er sich. Elegant setze ich mich auf eine Bank und sehe zu, wie sich Ruralen mit dem Auszubildenden begrüßt und bekannt macht. Dann beobachte ich, wie der Himmelsbewohner sich ein Schwert aussucht. Es ist ziemlich groß. Vermutlich liegt das daran, dass sein Volk allgemein verhältnismäßig klein ist. Langsam setzen sie sich in Bewegung, und schon beginnt ein äußerst Interessantes Duell. Während der Dämon vor ihm auf schwere Hiebe zu setzen scheint, bewegt sich der junge eher Menschlich wirkende Mann schnell und gewandt. So schafft er es, fast jedem der Angriffe auszuweichen. Plötzlich verengen sich seine Pupillen.

Gespannt warte ich ab, was er nun vorhat. Schnell zieht er sein Schwert hoch, und lässt es mit einer Mordsgeschwindigkeit auf seinen Gegner zurasen. Dieser wäre vermutlich in der Mitte durchgetrennt worden, wenn er den Angriff nicht hätte parieren können. Überrascht von diesem Manöver klatsche ich und stehe auf. „Das war wirklich gut. Beide von euch, habt euch als zuverlässig erwiesen, in diesem Kampf an meiner Seite auszutragen." Geehrt von meinem Lob verbeugen sich die zwei. In den Augen der anderen Krieger sehe ich ein Blitzen, bevor sie sich noch mehr ins Zeug legen. Aus einer Halterung ziehe ich ein einfaches Schwert und werfe es Taro zu. Dieser fängt es, mit einem schelmischen Grinsen. „Ach, du glaubst also, es mit mir aufnehmen zu können?" Kichernd ergreife ich ein zweites Schwert. „Aber sicher doch. Zwar hast du mehr Kampferfahrung, aber du bist doch schon ein Opa." Gespielt verletzt zieht er eine Grimasse. „Das war gemein. Ich nehme die Herausforderung an, Mylady."

Wer bin ich?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt