Chapter 2

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"Kann ich noch was für dich tun?", frage Sky ganz professionell. "Vielleicht kann ich ja eher etwas was für dich tun", sagte er mit einem frechen Unterton. "Wie bitte?", wollte sie verblüfft von ihm wissen. Für wen hielt er sich denn bitte, stach es in Skys Gedanken. " Na ja, du weißt schon, ein Autogramm von mir würde doch sicher gut dein Tagebuch zieren", erklärte er ihr in einem schelmischen, jedoch selbstsicheren Ton. Sky hat es nun definitiv die Sprache verschlagen. Sie konnte nicht anders, als ihn einfach nur anzustarren. Genau in dem Moment, als der nach einem Foto griff und es ihr reichen wollte, damit sie ihn auch von Zuhause aus weiterhin anstarren konnte. Es wirrten laute Schreie durch die Halle und ein Tumult brach aus. Blicke wurden ausgetauscht und eine Horde von ängstlichen Menschen stürmte durch die Gänge. Alles ging zu schnell. Aus Reflex wurde Tom von einem der Bodyguards weggezogen. Sky sah den beiden hinterher. Sie waren auf dem Weg zum Hinterausgang. Sky dachte nicht nach, sondern reagierte und rannte den beiden nach. Irgendwas kam ihr an dem Bodyguard verdächtig vor. Weshalb schaute der die ganze Zeit auf sein Handy? Sie beruhigte sich selbst, indem sie daran dachte, dass er bestimmt mit einem Kollegen schrieb, der Tom gleich aus der Gefahrenzone bringen sollte. Tom versuchte immer wieder über das Geländer nach dem Grund des Tumultes zu forschen, jedoch wurde er immer wieder unsanft weitergeschoben. Das sah aber nicht nach einer Rettungsmission aus, schob sich ihr ins Gedächtnis. Sie beobachtete den verdächtigen Bodyguard weiter, als er die Tür zu einem Konferenzraum erreichte, bugsierte er Tom in diesen hinein. Plötzlich wurde Tom ein Sack über den Kopf gezogen und seine Hände wurden mit Kabelbindern, hinter seinem Rücken gefesselt. Ihre Hand schnellte an ihren Mund, um nicht gleich laut loszuschreien. Alles klar Sky, erinnerte sie sich selbst, jetzt bloß nicht panisch werden. Sie spielte mit dem Gedanken wegzurennen und sich in Sicherheit zu bringen, sollten Tom und sein Foto doch sonst wo sein. Innerlich brummte sie, sie konnte ihn nicht zurücklassen, dafür war sie einfach kein Typ Mensch. Sie fasste ihrem Mut zusammen und überlege sich einen Plan. Lange dürfte sie sich keine Zeit mehr lassen, denn ein schwarzer Van hielt vor der Tür. Der Bodyguard trat durch die Tür, um mit dem vermeintlichen Entführer zu reden. Das war ihre Chance, rasch schnellte sie nach vorne und schloss die Tür. Etwas Gutes hatte dieser alte Schoppen, denn ohne einen Mitarbeiterschlüssel würde er erstmal nicht so schnell wieder hereinkommen. Ohne sich über ihren Erfolg zu freuen, wandte sie sich von der Tür ab und sah den dort sitzenden Kerl an. Mit dem Stoff auf dem Kopf könnte er sonst wer sein, dachte sie sich. Schnell nahm sie ihm den Sack ab und hielt mit der anderen Hand seinen Mund zu. Mit der nun freien Hand formte sie an ihre Lippen ein" Pssst". Er nickte noch leicht benommen, hielt aber Wort. Stillschweigend durchschnitt sie seine Fesseln mit einer Schere, welche glücklicherweise auf dem Tisch lag. So weit so gut, dachte sie sich. Weiter hatte sie den Plan nicht durchdacht, es dauert nicht mehr lange, bis der bullige Typ draußen Verstärkung anfordern würde. Sie dreht sich panisch im Raum um und dann war es ihr klar, der Schrank. Früher hatte sie sich immer in einen, der von ihr präparierten Schränke versteckt, um die aktuellen Neuigkeiten oder die noch geheimen Schichtpläne zu erhaschen. Eines Abends lockerte sie die Rückwand eines der großen Schränke und brachte eine Art Scharnier dort an, sodass sie hinter der Rückwand gut lauschen konnte. Zwar hatte sie hinter dem Schrank die Wand dicht an ihrem Körper, aber daran dachte sie in diesem Moment nicht. Sie bugsierte Tom durch ihre selbstgebaute Schranktür. Dieser sah sie nur perplex an. Sie nickte nur selbst bestimmend mit dem Kopf in Richtung Tür und schob ihn weiter. Er quetschte sich hindurch und sie folgte ihm. Schnell schloss sie die Tür wieder und keiner würde mitkriegen, dass sie hinter der Rückwand des Schrankes stehen würden. Der perfekte Plan, schoss ihr durch die Gedanken, wäre da nicht Tom. Dieser war dicht an ihr gepresst. Sie musste sich nicht umdrehen, dieses selbstgefällige Grinsen konnte sie auch ohne seinen Gesichtsausdruck wahrnehmen. Beide sagten einige Zeit lang nichts, Tom war der Erste, der die fast schon unheimliche Stille durchbrach. "Ich weiß nicht, ob ich dir gerade danken oder dich dafür verklagen sollte", flüsterte er mit einer leisen Stimme. Bitte was?! "Nur um dich darauf aufmerksam zu machen, ich rette dir hier gerade deinen leider viel zu teuren kleinen Hintern", versuchte Sky ihn aufzuklären. "Ich finde es toll, dass du über meinen Hintern sprichst, aber deiner ist auch nicht schlecht Schätzchen", flüsterte er dicht an ihrem Ohr. Wie konnte man nur so arrogant sein, ob das wohl das Geld und der Ruhm mit einem machten? Mit zusammengebissenen Zähnen fauchte sie ihm entgegen "Pass mal auf, ich kann dich hier so schnell wieder herausschmeißen, wie ich dich hier hineinbugsiert habe". Darauf hatte er wohl keine Antwort, denn die Stille nahm wieder ihren gewohnten Platz ein. Die Tür wurde aufgerissen und Sky hielt automatisch den Atem an. Ihr Herz begann zu pochen und auch Toms Atmung verschnellerte sich. Beide lauschten den Stimmen" Alles sauber, keiner hier", sprach einer in sein Headset. Ein paar Schritte hallten durch den Raum und Türen wurden aufgerissen. Skys Puls nahm rasant zu, während ihre Tür geöffnet wurde. Jetzt zeigte sich, ob ihr Plan zum Scheitern verurteilt war oder nicht. Keine Sekunde später wurde die Tür so schnell zugeschlagen, wie sie aufgeschlagen wurden. Ein kalter Windhauch streifte ihren Nacken und aus Reflex stellten sich ihre Nackenhaare auf. Auch bei Tom fiel die Anspannung ab. Als sie eine laute Tür hörte, wusste sie, dass der Kontrollgang beendet war und sie nun nur noch auf die Polizei warten mussten. Für die ganze Sache hatte sie definitiv eine Gehaltserhöhung und Schmerzensgeld verdient, kam ihr in den Sinn, hundertpro Schmerzensgeld. Der Grund ihres Schmerzensgeldes bewegte sich hinter ihr. "Du konntest mir eben ruhig sagen, dass du mit mir allein sein willst, du musstest nicht extra diesen Schläger arrangieren", sagte er, während er mit seinen Händen ihren Körper berührte. "Sag mal, bist du noch ganz dicht, ich bin nur deinetwegen in dieser Lage und jetzt nimm deine Griffel von mir", zischte sie ihn wütend an. " Hey wow, wo ist denn die kleine süße Mitarbeiterin geblieben?", fragte er belustigt. "Schön, dass du das so witzig findest, aber ich bin nur nett zu dir, weil du ein Kunde bist und wir auf der Arbeit sind!", versuchte sie ihm verständlich zu erklären. "Also unter nett verstehe ich was anderes Schätzchen", widersprach er ihr. "Nenn mich nicht Schätzchen", konterte sie wie aus der Pistole geschossen. Sie drehte ihren Kopf leicht nach hinten, um ihn noch mehr Sachen an den Kopf zu werfen, doch sie hatte die Platzmenge deutlich überschätzt. Nun waren ihre Köpfe dicht beieinander. Sie konnte sogar seinen Atem auf ihren leicht geöffneten Lippen spüren. Auf einmal hat es ihr die Sprache verschlagen. Sie sah ihn nur noch an und dann passierte es, sie empfand auf einmal Mitleid. Sie sah nur noch diesen jungen Schauspieler, welcher von Interview zu Interview gezerrt wurde und sein Leben ganz der Schauspielerin widmete. Im Gegensatz zu ihm war sie frei, sie durfte sagen was sie wollte und das auch immer, wann sie wollte. Würde er ein Wort sagen, würde es eine Schlagzeile nach der anderen zieren und die Medien hätten ein gefundenes Fressen gefunden. Als sie darüber nachdachte, kam sein Kopf immer ein Stück näher, wenn das überhaupt noch ging. Schnell schaltete sich ihr Verstand wieder ein und der arrogante Kerl trat wieder in den Vordergrund. Gerade als sie den Mund öffnen wollten, um ihn von seinem Vorhaben abzuhalten, hallte eine allzu bekannte Männerstimme durch den Raum. Es war ihr Chef! Sie drehte den Kopf wieder Richtung Tür und öffnete diese. Sie fand die erstaunten Augen ihres Chefs und die der Polizei wieder. Einer der Polizisten sprach in sein Mikrofon etwas wie, wir haben ihn. Aus lauter Euphorie umarmte sie ihren Chef und dieser sagte ihr, wie froh er war, dass ihr nichts passiert sei und dass sie unbedingt über diese Änderung des Schrankes reden müssten. Skys Blick fiel auf Tom, welcher sogar nach einer Entführung zu gut aussah, wie schafft man das nur? Sie wandte den Blick ab und sah einen der Polizisten an, der sagte" Miss Morgan, wir müssten sie noch wegen ein paar Fragen auf das Revier bitten". Sky nickte verständnisvoll und folge dem Polizisten nach draußen. Als sie aus der Tür trat, stürmte die Ziege von Managerin, gefolgt von einem weiteren Bodyguard, in den Raum. "Oh Gott Tom, ich habe mir ja solche Sorgen gemacht", sagte sie theatralisch. Sky konnte gar nicht anders, als die Augen zu verdrehen. Sie konnte nicht mehr viel hören, aber Tom sprach mit seiner Managerin und dann mit seinem Bodyguard. Sky war nur noch froh gleich mit dem Polizisten im Auto zu sitzen. Eine ganze Autofahrt voller Stille, Sicherheit und ohne Tom. Plötzlich landete eine Hand auf ihrer Schulter. Sie drehte sich um und sah in das Gesicht des Bodyguards. Dieser sah sie mit einem starken Blick an und frage sie ganz monoton "Ich muss deine Personalien aufnehmen, damit wir uns mit dir in Verbindung setzen können. Pressekram und so ist eine Vorschrift des Managements". Sky machte was der Bodyguard von ihr verlange und setzte sich dann wieder in Bewegung.

Nach einem langen Aufenthalt auf der Wache, war sie froh in ihre kleine Wohnung zu kommen, sich einen Kakao zu machen und eine lagen Dusche zu nehmen. Als sie fertig geduscht in ihrem Bett lag und durch ihr Handy scrollte, schrieb sie mit Rose. Sie konnte es gar nicht fassen und musste auf jeden Fall jedes Detail bei einem morgigen Frühstück erfahren. Als Sky grinsend zusagte und das Handy weglegte, drehte sie sich hin und her. Sie konnte einfach nicht schlafen, die heutigen Erlebnisse, wühlten sie wohl doch mehr auf, als sie eigentlich dachte. Ein lautes "Pling", riss sie aus dem Schlaf. Bestimmt Rose, die das Treffen auf später verlegen wollte, dachte sie sich. Auf ihrem Handy bildete sich eine Nachricht ab, die sie keinem Halter zuordnen konnte.

Hey Schätzchen, ich hoffe, du träumst von mir;

Schätzchen, Schätzchen, niemand würde sie so nennen, denn dieser Kosename passt erstens ja mal gar nicht zu ihr und zweitens würde sie sofort zum Schlag ausholen und ihre Freunde wussten, dass sie diese Schläge draufhatte. Dann fiel es ihr ein: Tom, er hatte sie heute so genannt. 

HoneyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt