Chapter 12

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Unfreiwillig ließ sich Sky von Tom in den zweiten Stock führen. Dafür, dass er allein lebte, hatte er ein ziemlich großes Haus, dachte sie, während sie den Flur entlang schlich. Tom zog sie in sein Zimmer. Deckenlampen durchfluteten das Zimmer mit einem warmen Licht. Am Ende des Zimmers waren große Fenster angebracht, sodass man morgens von der Sonne geweckt wurde. Zudem hatte er einen wundervollen Ausblick auf den angrenzenden Wald. Links ragte ein großer Fernseher mit Soundanlage und in der Ecke zwischen Fernseher und Fenster bildete sich ein Schreibtisch ab. Auf ihm war genug Platz, sodass dort zwei Boxen ihren Platz fanden. Abgerundet wurde es mit einem Bücherregal, welches sich bis oben an die Decke zog. Sie ließ ihren Blick nach rechts schweifen und erblickte eine Couch. Noch weiter rechts war ein großes Bett zu erhaschen. Neben diesem zierten Gemälde und Musikinstrumente die Wand. Sky betrat das Zimmer langsam, ihre Füße fühlten sich großartig auf dem dunklen Holzboden an und das leichte grau der Wände hatte so seinen Charme. Ihr gefiel sein Zimmer, es war lässig und gleichzeitig kreativ, es passte zu ihm. Sie grinste leicht, als sie in einer Ecke eine Pflanze sah, welche gerade um ihr Überleben kämpfte. Einen grünen Daumen hatte er also nicht, grübelte sie gedanklich nach. Tom ging schnurstracks auf seinen Kleiderschrank an der Türseite zu und nahm ein T-Shirt und einen Pullover heraus. Als er alles beisammenhatte, reichte er ihr die Sachen. Sie nahm sie dankend an. Zuletzt führte er sie noch in das Badezimmer und kramte für sie eine Zahnbürste hervor. Er gab ihr zu verstehen, dass sie es sich ruhig in seinem Zimmer gemütlichen machen sollte, denn er würde erst noch schnell duschen gehen. In Toms Zimmer angekommen sah sie sich ein wenig genauer um, sie wusste nicht, dass er etwas für Musik offen hatte und gerne las. Sie erfuhr immer wieder neue Dinge über ihn, was auch nicht verwunderlich war, denn sie kannte sich ja noch gar nicht so lange. Als sie das Wasser nebenan rauschen hörte, begann sie sich umzuziehen. Sie entledigte sich ihrer Kleidung, Kleidung, welche sie an den vorherigen Angriff erinnerte. Sie warf den Gedanken beiseite, denn sie wusste, dass wenn sie es nicht täte, sie die ganze Nacht nicht schlafen würde. Sie entschied sich letzten Endes für den Pullover. Ein wohliges Gefühl machte sich in ihr breit, als sie mit den Ärmeln hindurchschlüpfte. Er ging ihr fast bis zu den Knien, weshalb sie ohne weitere Sorgen in dem Haus hin und her laufen konnte. Es trieb sie zu dem Bücherregal und sie nahm ein Buch heraus. Einige Bücher kannte sie, weil sie sie selbst einst gelesen hatte, jedoch waren auch ein paar dabei, die ihre Aufmerksamkeit auf sich zogen. Er las ein paar Bücher in Originalsprache, was sie sehr überraschte, sie dachte immer bisher, dass nur sie das täte, denn bei einigen Übersetzungen verlor sich ihrer Meinung nach der besondere Charme des Autors. Gerade, als sie die Seiten eines weiteren Buches studierte, betrat Tom den Raum. Ihre Augen lagen auf seinem Anblick, sie ließ ihren Blick an ihm hinuntergleiten. Nun stand er dort, mit nassen Haaren, wo sich einige Tropfen an den Haarspitzen sammelten und ihm dann durch sein Gesicht hinunter zu seinem Körper glitten. Er trug lediglich ein Handtuch um seine Hüften, welches unanständig tief hing. Sky biss sich auf ihre Lippen, nur um ein Grinsen zu unterdrücken. Ihre Augen wanderten wieder hoch und ihr Blick traf sich mit seinem. Einen Moment lang schauten sie sich nur in die Augen, bis seine Augen zu ihren Lippen wanderten. Er setzte zu einem Schritt an und sie wendete schnell den Blick ab, um ihn gleich wieder auf das aufgeschlagene Buch zu lenken. Tief durchatmen Sky, Wörter, konzentriere dich auf die Wörter, redete sie sich selbst ein. Als sie bereits die Wörter zu zählen begann, weil nichts half, vernahm sie einen Lufthauch, welcher ihre Nackenhaare aufstellen ließ. Sie wagte es sich nicht zu bewegen oder allein nur den Kopf in seine Richtung zu wenden und so blieb sie wie erstarrt stehen. Er stand nun dicht hinter ihr und flüsterte mit tiefer rauer Stimme "Das Buch ist von Sylvia Plath, eins meiner Lieblingsbücher. Der Schreibstil bohrt sich geradezu in deinen Kopf und versetzt dich eine Art Trance, sodass man die Hände gar nicht mehr von dem Buch lassen kann".

Alles klar, das war der Moment, an dem es mit ihrem Verstand nur noch Bergab ging. Gleich konnte sie ihre Hände nicht von ihm lassen. So sehr sie sich wehren wollte, drehte sich ihr widerwilliger Kopf wie von ganz allein zu seinem. Sie musste nichts sagen, sie sah ihn einfach nur an. Ihr Atem verschnellerte sich unbewusst und sie schaute zwischen seinen Lippen und seinen Augen immer wieder hin und her, sodass ihr fast schwindelig wurde. Es war Tom, der ihr Band durchbrach und einen Schritt benommen zurückging. Er senkte seinen Blick und fuhr sich durch die Haare, als ob er nicht wüsste, was er sonst mit seinen Händen anstellen sollte. Als ob die letzten 5 Minuten nicht passiert wären teilte er ihr mit" Das Bad ist jetzt frei". Das Bad ist jetzt frei?! Ihm fiel nichts Besseres ein, als ihr nach diesem Augenblick das zu sagen? Es war ihm offensichtlich peinlich... Okay, dachte sich Sky, dann eben nicht Mr! Trotzig, aber mit erhobenem Kopf, stampfte Sky aus seinem Zimmer Richtung Bad. Dort angekommen, schloss sie die Tür und stützte sich mit beiden Armen auf dem Waschbeckenrand ab. Sie schaute sich einen Moment im Spiegel an und versuchte ihre Gedanken zu sortieren. Sie würde sich einfach ganz normal verhalten, vielleicht hatte sie sich den Moment ja auch nur eingebildet. Immerhin war sie jetzt schon einige Zeit Single und war den Anblick eines halbnackten Mannes nicht mehr gewohnt. Was immer es auch war, sie musste es aus ihrem Kopf verbannen, denn es trübte ihr Urteilsvermögen. Die Verwirrtheit wandelte sich in Wut um. Immer noch leicht sauer, putzte sie sich ihre Zähne. Während sie weiter über Tom nachdachte, vergrößerte sich der Druck der Zahnbürste auf ihre Zähne. Sie spritzte sich kaltes Wasser in das Gesicht und ging aus dem Bad. Was du kannst, kann ich auch Mr. Schauspieler, sprach sie mit sich selbst, als sie auf dem Weg in sein Zimmer war. Ganz selbstbewusst öffnete sie die Tür und setzte sich auf eine Seite des Bettes. Kurz erhaschte sie einen Blick auf Tom, der nun eine Jogginghose und ein schlichtes T-Shirt trug. Er selbst sah sie nicht einmal an und legte sich auf die andere Seite des Bettes. Keiner sagte etwas und eine merkwürdige Stille füllte den Raum. Sie entschied sich dazu zu schlafen, etwas Gutes hatte es wenigstens, sie dachte nicht mehr über die Drohung des Vorabends nach. 

HoneyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt