»𝟷𝟷«

2.3K 118 24
                                    

Mein Kopf dröhnt als ich aufwache. Vorsichtig versuche ich meine Augen einen Spalt zu öffnen. Ein stechender Schmerz fährt in diesem Moment durch meinen Augapfel. Seufzend drehe ich mich vom großen Fenster weg, das mich den scharfen Sonnenstrahlen erbarmungslos aussetzt. Meine Haare hängen mir überall im Gesicht. Sie stinken nach Rauch und Zigaretten. Ich brauche dringend Wasser. Wenn nur dieses verdammte Aufstehen nicht so schwer wäre!

Als ich mich nach einer Stunde doch noch dazu aufraffen kann, mich aus dem Bett zu quälen und nach unten in die Küche schlürfe, sitzen die Jungs dort um den runden Tisch. Na toll!, schießt es mir durch den Kopf und mir wird heiß. Das ist so peinlich!

Ich kann Lucas unmöglich in die Augen sehen, wenn ich daran denke, welchen Körperteil von ihm ich noch vor ein paar Stunden im Mund hatte. Noah würde auf der Stelle ausrasten, wenn er es wüsste — dafür würde ich meine Hand zwischen das Waffeleisen pressen.

»Morgen«, murmle ich und gehe direkt auf den Kühlschrank zu, um mir eine Packung Orangensaft raus zu nehmen.

Ich will schon den Raum verlassen, als Alexander mich aufhält. »Willst du dich nicht zu uns setzen?«, fragt er freundschaftlich. »Wir haben noch Pfannkuchen und Müsli.« Er deutet mit einer ausladenden Bewegung über den Tisch.

Die Pfannkuchen sind verbrannt und vom Müsli hat jemand die ganzen Schokostückchen rausgepickt, das sehe ich auf den ersten Blick.

»Klar«, entgegne ich trotzdem. Ich hätte nie einfach abhauen können. Alexander hat einfach zu viel sozialen Druck auf mich ausgeübt. So lasse ich mich neben Alexander nieder, gieße mir ein Glas Orangensaft ein, der vermutlich zu 99 Prozent aus Zucker und Farbstoffen besteht, und nehme mir einen schwarz-gelben Pfannkuchen.

Als ich einen Biss davon mache, bleibt er mir beinahe im Hals stecken. Kein wunder, dass noch so viele übrig sind. »Hmmm«, mache ich und lächle angestrengt in die Runde.

»Hab ich gemacht«, verkündet Alexander stolz.

»Die sind echt ... gut«, versichere ich ihm, während ich versuche, den zweiten Biss runter zu bekommen. Ich spüle mit etwas Osaft nach, das hilft.

»Wann habt ihr eigentlich vor, heute zu starten?«, fragt Alexander an seine Kumpels gewandt.

»Wohin geht ihr denn?«, frage ich etwas zu schnell und ich merke, wie alle Blicke auf mich schnellen. Betreten blicke ich zu meinem verkohlten Pfannkuchen runter.

»Wir fahren nach Aachen«, verkündet Noah.

»Weißt du, wir haben da was Wissenschaftliches zu erledigen«, prahlt Alexander.

»Eine Sauforgie also, das ist aber schön«, entgegne ich mit einem gespielten Grinsen.

»Also du hast eindeutig einen falschen Eindruck von uns«, grinst Alexander. »Wenn du mitkommst, dann ändert sich deine Meinung vielleicht.«

Noch bevor ich was sagen kann, kommt mir Noah dazwischen. »Wir haben doch kein Platz mehr im Auto.«

»Wenn wir meinen alten Bus nehmen, dann dürfte das doch kein Problem sein«, kontert Alexander schnell.

»Dann könnten wir Marlene auch noch gleich mit nehmen«, meint Sam zufrieden. »Mit Jelena, Patrick und Laurin wären wir dann genau neun.«

Na toll, die Sidebitch muss natürlich immer dabei sein. Intuitiv will ich zu Lucas sehen, um zu prüfen, ob er sich darüber freut, dass Jelena auch dabei ist, doch dann kann ich ihn doch nicht ansehen.

Es fällt mir erst jetzt auf, dass Lucas seit ich hier bin, noch kein einziges Wort gesagt hat. Sonst ist er mindestens genauso geschwätzig wie Alexander. Weil ich Lucas einfach nicht direkt ansehen kann, sehe ich stattdessen auf seine Hände. Sie spielen mit einer kleinen schwarzen Dose mit grauem Deckel.

FilmdosensommerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt