»𝟷𝟻«

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Es ist bereits kurz nach Mittag, als wir am nächsten Tag unsere Sachen gepackt haben.

Diesmal ist Lucas mit Fahren an der Reihe. Weil Noah sich weigert, neben ihm zu sitzen, bekommt Sam den Platz und ich bin diesmal zusammen mit Laurin und Marlene auf der mittleren Bank. Immerhin hat das den angenehmen Nebeneffekt, dass ich Marlene ganz für mich habe.

Sie hat mir gestern vor dem Schlafengehen noch erzählt, dass sie allen gebeichtet hat, dass es ihr Schwangerschaftstest war. Es sei ihr ohnehin nicht so schwergefallen, weil er ja negativ war. Sam hat dann noch ein Gespräch mit ihr geführt, in dem er sie gefragt hat, warum sie ihm derartige Dinge nicht sagt, weil er immer für sie da sei. An dieser Stelle der Erzählung hat Marlene verträumt gelächelt. Und in mir ist in diesem Moment die Frage aufgekommen, warum ich denn nicht einfach Hals über Kopf in Lucas verliebt sein kann. Er ist ein Mann, den sich jede Frau wünscht, den jede Frau verdient. Aber ich scheine das, was ich verdiene, nicht wirklich zu wollen.

»Alter, war das schon die richtige Einfahrt, die du da genommen hast?«, fragt Alexander skeptisch und holt mich damit aus meinen Gedanken.

»Klar«, meint dieser, als wir uns schon mit vollen Tempo auf der linken Spur befinden.

»So sicher bin ich mir da nicht«, beharrt Alexander und beginnt auf dem Handy herum zu tippen. Kurze Zeit später hält er ihm das Display seines Smartphones hin. »Wir fahren in die entgegengesetzte Richtung, du Spast«, bemerkt er mit einem Grinsen.

»Scheiße Mann, Alter, du hast Recht«, lacht Lucas.

Ich seufze. Na toll, dann sind wir die Viertelstunde eben völlig umsonst gefahren. Noch länger in diesem fahrenden Brutkasten. Und dabei ist die Hitze noch nicht einmal das Schlimmste. Die unruhige Spannung zwischen Noah und Lucas ist noch viel unerträglicher.

Noah sitzt direkt hinter mir. Es kommt mir so vor, als könnte ich seine wütende Aura förmlich spüren. Unfassbar unangenehm!

Lucas nimmt die nächste Ausfahrt und schaut angestrengt auf die vielen Schilder. Alexander gibt ihm Anweisungen.

Mir fällt immer mehr auf, dass Lucas manchmal richtig unfähig ist. Schließlich haben Noah und Alexander den Weg immer ohne Probleme gefunden. Aber egal, wenigstens ist er nicht so ein Vollarsch wie Noah.

Plötzlich schreit Alexander wie aus dem nichts »Achtung!« und Lucas macht eine Vollbremse.

Alle kreischen auf — besonders Jelena ist nicht zu überhören.

Ich kann mich gerade noch festhalten, doch Marlene knallt mit voller Wucht gegen den Sitz von Alex.

Erschrocken stelle ich eine Sekunde später fest, dass sie sich nicht mehr rührt.

»Leute, Marlene, sie bewegt sich nicht mehr!«, wimmere ich von Panik ergriffen.

Sofort fährt Lucas rechts ran, steigt aus dem Wagen und reißt die Schiebetür auf.

Linus stolpert heraus, damit Lucas zu ihr kann.

Schnell fühlt er ihren Puls und macht tausend Dinge, die ich nicht verstehe.

»Alter, lass mich mal!«, kommt es von Noah, der sich jetzt nach vorne über den Sitz beugt. »Du musst sie jetzt hinlegen und sie in die stabile Seitenlage bringen«, weist er Lucas an.

»Noah, ich weiß, was ich da mache!«, kommt es unerwartet schroff von Lucas.

»Offenbar nicht, sonst würdest du hier nicht diese Scheiße abziehen?«, zischt Noah.

»Ich versuche zu ermitteln, wo es sie getroffen hat«, entgegnet dieser noch immer voll konzentriert.

»Aber ist das denn jetzt wichtig?«, schnauzt Noah zurück.

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