Mein Kopf dröhnt und ist fieberheiß als ich aufstehe. Augenblicklich wird mir kotzübel und ich renne ins Bad. Ich knie mich vor die Kloschüssel, stütze mich an der Brille ab, und dann reiere ich. Mein Magen zieht sich immer und immer wieder zusammen und ich beginne zu schwitzen. Bald zittert mein Körper vor Schwäche.
Als es endlich vorbei ist, raffe ich mich mit letzter Kraft zum Waschbecken auf, spüle meinen Mund mit kaltem Wasser aus und trinke ein paar Schlücke. Die sonst von mir so geliebte Flüssigkeit schmeckt scheußlich. Ich lasse mich an den Badezimmer-Fliesen nach unten in die Hocke gleiten.
Völlig fertig stütze ich meinen Kopf an den Händen ab und fahre mir dann seufzend durch die Haare. Mann, ich muss echt mein Leben auf die Reihe kriegen! Wie konnte mir die Kontrolle nur so sehr entgleiten? Als ich noch zur Schule ging, hab ich immer zielstrebig auf mein Einser-Abi hingearbeitet, nicht getrunken und keine blöden Geschichten mit Jungs angefangen.
»Guten Morgen, mein Schatz!«, hallt Marlenes flötende Stimme durch das Zimmer und bis zu mir. Kurz höre ich sie an mein Bett gehen, ehe sie ins Bad kommt und mich schmunzelnd ansieht. Ihre blonden Haare sind ordentlich hochgesteckt und sie trägt eine sommerliche Bluse. »Na, gestern etwas zu hart auf den Putz gehauen?«
»Schhhht!«, mache ich, weil sie das viel zu laut und fröhlich gesagt hat. »Warum bist'n du so gut drauf?«, murre ich dann.
»Ein neuer Tag beginnt«, quiekt sie mit demselben heiteren Ton weiter.
»Mann, deine gute Laune kotzt mich echt an«, zische ich.
»Jetzt sei doch nicht so, ich hab gute Neuigkeiten.« Sie setzt sich neben mich auf die beigen Fliesen.
Ich sehe ihr irritiert entgegen.
»Ich hab dein Handy trocken geföhnt und es lässt sich wieder einschalten«, verkündet sie stolz.
»Hä, was ist mit meinem Handy passiert?«, frage ich verwirrt und krame in meinem Kopf nach Erinnerungen von letzter Nacht.
Sofort schießt mir das Bild in den Kopf, wie Noah Jelena geküsst hat, wie er sie festgehalten hat... Mein Magen dreht sich bei der Vorstellung wieder um und ich habe das Gefühl, wieder kotzen zu müssen. Und es kommt noch schlimmer. Ich erinnere mich plötzlich wieder, wie ich versucht habe, Alexander zu küssen. Scheiße, ich bin so ein Arsch!
Er ist so viel mehr als dieser alberne Kerl und ich hab ihn schamlos benutzt.
Jetzt fällt mir auch ein, warum mein Handy ins Wasser gefallen ist — besser gesagt, warum es mit mir ins Wasser gefallen ist.
Marlene drückt mir das etwas mitgenommene Ding aus goldenem Edelstahl in die Hand.
Ich tippe auf den Bildschirm und tatsächlich, er reagiert. Jedoch zieht sich ein violetter Streifen durch das untere Drittel des Displays, der sich nicht rührt und dort wohl auch bleiben wird. Na toll, jetzt hab ich auch noch mein Telefon gehandykaped. Naja, immerhin funktioniert es noch.
»Ka...kannst du mir ein Glas Wasser und eine Schmerztablette bringen?«, seufze ich, als ich das Handy weg lege.
Als Marlene mir entgegen lächelt und aufsteht, da frage ich mich, ob wir Rollen getauscht haben, oder warum sie jetzt immer so engagiert und motiviert ist. Und das Unfairste: Sie ist noch nicht einmal langweilig dabei.
• • •
Nachdem ich meinen Kater gestern mit drei weiteren Kotzanfällen und gedimmten Licht durchgestanden hab, wache ich an diesem Morgen mit einem deutlich besseren Gefühl auf.
Als ich verschlafen durch das Haus schlürfe, bemerke ich, dass außer Marlene gar niemand da ist. Ist auch besser so, ich hab es nämlich irgendwie auf die Reihe gekriegt, dass ich keinem der drei Jungs mehr so richtig in die Augen blicken kann.
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Filmdosensommer
Chick-Lit❝Lach über das Leben❞, sagt er dann leise, aber bestimmt, ❝sonst lacht das Leben über dich.❞ Und es ist tatsächlich einfach. Simpel auf einem so verdammt hohen Level, dass es beinahe wieder poetisch wirkt. Vor Leia liegt der Sommer ihres Lebens: Sie...