»𝟷𝟺«

2K 112 18
                                    

Noah lacht auf. »Komm schon, Alter, das ist doch langweilig, ich glaube, wir wissen alle, dass Leia das nicht gemacht hat. Hab ich recht Leia?« Er sieht mich an mit einem Blick, der soviel wie Jetzt sag's ihnen schon bedeutet.

Wie gerne hätte ich jetzt auch gelacht. Aber ich kann nicht lachen. Ich bin bloß stumm. Und dann tue ich das Dümmste, was man in einer derartigen Situation machen kann: Ich werfe einen Blick in Richtung Lucas.

Natürlich entgeht Noah diese stumme Vögelbestätigung nicht. Zuerst denkt er noch, dass er sich täuschen muss, das sehe ich in seinem Gesicht, aber als ich noch immer nichts sage, da weiß er es.

Und in diesem Augenblick ist es so, als würde sich ein Frosthauch über den gesamten Raum legen.

»Siehst du, Alter«, kommt es grinsend von Alexander, der sich offenbar gerade so fühlt, als wäre er Sherlock höchstpersönlich. »Doch nicht so langweilig meine Frage, was?«

Ich sehe in Noahs Augen, dass er das alles nicht ansatzweise so lustig findet wie sein beschwipster Freund. »Alter, sag mir, dass ihr mich verarscht!«, zischt er jetzt zu Lucas und es klingt beinahe wie eine Drohung.

Ich sehe Lucas förmlich an, dass er in sich nach einer Erklärung ringt, aber ihm bleiben jegliche Worte im Hals stecken. Was sollte er auch sagen? Ja, ich hab sie gebumst?

»Ja. Ja, ich hab mit Lucas geschlafen!«, breche ich nun das Schweigen und fühle mich dabei etwa so, als würde ich vor Gericht eine Straftat gestehen.

Innerhalb von einer zehntel Sekunde schnellen sämtliche Augen im Raum zu mir. In Noahs entdecke ich das blanke Entsetzen.

»Und es ging von mir aus«, schiebe ich noch hinterher, um ihm zu zeigen, dass Lucas keine Schuld daran hat. Doch dieser Fakt scheint die Falte zwischen seinen Augen nur noch tiefer in seine Stirn zu drücken.

Was ist denn jetzt so schlimm daran?, schießt es mir wütend durch den Kopf. Ja, Lucas hat es ihm versprochen, aber ich kann immer noch selbst über mich und meinen Körper entscheiden. Außerdem kann ich mich nicht daran erinnern, bei ihm einen Eid abgelegt zu haben.

Noah erhebt sich augenblicklich von seiner Position. »Alter, du hast versprochen, dass du die Finger von Leia lässt!« Entschlossen geht er auf Lucas zu und macht ihm mit einer Geste klar, dass er ebenfalls aufstehen soll.

»Ganz ehrlich, es tut mir leid, aber...«, will Lucas ihm ruhig erklären und macht mit seinen Händen beschwichtigende Bewegungen. Er wirkt so erwachsen dabei.

Aber Noah schneidet ihm das Wort ab. »Alter, ich dachte, man kann sich auf dich verlassen!«, zischt er voller Wut und drängt Lucas nach hinten, bis er gegen die Wand taumelt.

»Noah!«, rufe ich dann, weil ich ahne, dass das kein gutes Ende nehmen wird. »Er wollte dein Versprechen doch einhalten«, versuche ich ihm verzweifelt klarzumachen.

Die Worte kommen jedoch lediglich aus meinem Mund, um Schlimmeres zu verhindern. In mir drinnen frage ich mich, seit wann er denn eigentlich darüber bestimmen kann, wer mit mir in die Kiste darf — oder, besser gesagt, wer nicht. Ich hasse es, dass sich auch noch alles so anfühlt, als wäre ich Noah Rechenschaft schuldig.

Kurz sieht Noah zu mir. In seinem Blick liegt sowas wie Enttäuschung, aber ich kann es nicht genau deuten.

»Mann, Leia muss schon ziemlich heiß sein, wenn sie unseren Ehrenmann dazu bringt, den Bro-Code zu brechen«, gluckst Alexander.

»Halt die Fresse, Alexander!«, schnauzt ihn Noah augenblicklich an und seine dunkle Stimme klingt jetzt bedrohlich. Dann wendet er sich wieder an Lucas, dessen Nasenspitze er beinahe mit seiner berührt. »Sag mir wenigstens, dass es nur einmal war«, zischt er kaum hörbar, aber umso bedrohlicher.

FilmdosensommerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt