Schnitte

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Kapitel 6: Schnitte

[WARNUNG: Enthält graphische Darstellungen von körperlicher Gewalt und sexueller Gewalt.]

Wenn du nicht all mein bist,
vermag ich es nicht,
es zu ertragen.

Samstag, 08.08.2020 Hoagland Manor, Dalton, USB

Bambina

Kaum ein Jahr waren diese Ereignisse nun her und sie holten uns nun wieder ein, nur dieses Mal würden sie folgenschwerer. Das spürte ich.

Mit meinen Daumen strich ich über die Innenseite Jevins Handgelenke, spürte die sanften Erhöhungen der weiß hervorstechenden Narben. „Nie wieder, wenn du mein bist", flüsterte er, „Versprochen." Dann fuhr er mit den seinen Fingern über die dicke Narbe an dem meinem Handgelenk. „Und auch du wirst nie wieder Grund dazu haben, versprochen." Ich löste mein Handgelenk ruckartig aus seinem Griff. Seine Selbstgefälligkeit mit der er mich wertete und abschätzte verärgerte mich. Er kannte weder mich, noch meine Gründe. „Du warst der Grund", sagte ich aufgebracht. Er sah mich mit einer Mischung aus Verärgerung und Schmerz an. „Ich weiß, ich habe Fehler gemacht." Er verstand nichts hiervon. „Das hier wird der mit Abstand größte sein, den du je begangen hast." Ich sah ihn herausfordernd an, ein letzter Funken an Hoffnung in mir lodernd. „Du tust mir Unrecht", sagte er und seine Hände schlossen sich um meine Schultern, fest und firm. „Ich will nur das Beste für dich." Er zog mich zu sich, ging mit mir zu seinem weißbezogenen Bett hinüber, so groß und so reichlich verziert, als würden Prinzen und Prinzessinnen darin nächtigen. Ich erstarrte, weigerte mich, ihm meinen Körper weiter in irgendeiner Form anzubieten. Ich blieb auf halbem Weg stehen und regte mich kein Stück mehr.

„Mach es uns nicht schwerer, als es ohnehin schon ist", sagte Jevin, als er meinen Widerstand bemerkte. Ich sah ihn nur kalt an. Er zog wieder an mir, doch ich verharrte in meiner sturen Entschlossenheit. Er versuchte es noch etwas, dann schlang er kurzerhand seine Arme um meine Taille und hob mich hoch, warf mich halb über seine Schulter. Ich war noch immer steif wie ein Brett. Wenn er, wie er behauptete, lieber in Hass mit mir vereint war, als nicht, so sollte er ihn auch spüren; den Hass. Er setzte mich auf der federnd weichen Matratze ab. Er musterte, wartete eine Reaktion meinerseits ab, doch keine erfolgte. Jevin kniete sich vor mich auf den Boden. Seine Hände streichelten zart über meine Oberschenkel. „Ich liebe dich, Bambina." Ich ignorierte ihn weiter. Er suchte weiter nach mir, doch ich schottete mich ab, war nicht mehr erreichbar für ihn, dachte krampfhaft an alles, nur nicht an ihn, nicht an hier, nicht an jetzt. Er kriebelte sanft über meinen Rücken, wohl ein Versuch mich dazu zu kriegen, mich zu entspannen, doch ich spürte es kaum. Seine Finger fanden den Clipverschluss meines BHs und öffneten ihn. Er streifte die Träger über meine Schultern und rollte sie über meine Arme ab.

Ich bedeckte meine Brüste nicht. Ich versuchte nicht zu spüren wie entblößt ich gerade vor ihm war. Nein, ich saß mit June auf dessen gemütlicher Couch in bequemer Jogginghose und in einen seiner oversized Sweater gekleidet. Ich war schön für ihn, wertvoll, nicht nur mein Körper, sondern auch mein Wille, mein Gedankengut, meine Gefühle.

Bald schon lag ich vollkommen entkleidet auf dem Bett, wieder die Decke mit dem grau-goldenen Labyrinth vor Augen. Junes Hand hielt die meine. Und gemeinsam würden wir die verwirrenden Wege bezwingen, es hindurch schaffen und die Waldmonster würden uns nicht einholen können, die Fänge The Secrets uns nicht aufhalten können.

Irgendwo weit entfernt spürte ich Jevins Berührungen und Küsse auf meiner Haut, doch das Gefühl war dumpf und schwach. Sein Gesicht tauchte vor mir auf, als er sich über mich beugte, sich auf mich legte. Sein nackter Körper auf dem meinen, doch ich blickte durch seine Augen hindurch, konnte nur das rettende Ufer sehen, an dem June auf mich wartete.

The Secret (BUCH I + 2) Als Mein Vergewaltiger Mir Blumen BrachteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt