L'ostaggio / Die Geisel

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"Achtung! Achtung! Hierspricht Sorella Theresia Locatelli, Oberschwester des Asylums of The Secrets ofthe Mind & Body auf Burg Longobardo, Avella. Unsere Stadt wurde eingenommen von wilden, schmutzigen Rebellen. Sie sind stark, bewaffnet und skrupellos. Wir stehen für Frieden. Wir stehen mit The Secret. Widerstand ist daher keine Option. Wir sind es den Universen schuldig, deren Geheimnisse zu schützen und gemeinsam mit ihnen unterzugehen, wenn es sein muss. Es muss sein. Hier und jetzt und heute. Feuer in unseren Händen. Rauch in unseren Lungen. Es gibt keinen anderen Weg. Möge eure Seele sich an einen besseren Ort flüchten. Meine Liebe für euch ist grenzenlos."

Montag, 17.08.2020, Italien

Anneliese

Es ruckelte und wackelte unablässig. Besonders tiefe Schlaglöcher, über die wir fuhren setzten meinem Körper zu. Sie schleuderten mich und die Matratze an die ich gefesselt war, wild umher. Mein Körper fühlte sich über und über geprellt und wund an. Ich war konstant durstig und hungrig. Sie gaben meinem Körper nur das absolut Nötigste um zu überleben, aber ich war mir recht sicher, dass ich nicht mehr lang würde durchhalten können. Ich hatte keine Ahnung wie viel Zeit vergangen war, seitdem mir der halbwüchsige Italiener namens Tuomo seine Waffe ins Gesicht geschlagen hatte. Ich wusste nur, dass der Schmerz in meiner Nase mittlerweile erträglicher geworden war. Manchmal vergaß ich gar, dass er noch da war, bis zu dem Zeitpunkt da ich geistesabwesend versuchen würde einen Atemzug durch die Nase zu nehmen. Dann musste ich vor stechendem Schmerz aufheulen. Darius und vor allem Leonardo würden mir daraufhin einen gehässigen Tritt verpassen. Ihnen gefiel es mich leiden zu sehen. Sie ergötzten sich an meinem Schmerz, an meiner Verzweiflung. Sie schlugen und traten mich, Leonardo urinierte hin und wieder auf mich. Ich war mir sehr sicher, dass ich das hier nicht überstehen würde. Sie schienen mich am Leben halten zu wollen, vorerst, aber selbst dafür schienen sie zu dumm. Gewiss wäre mein Onkel, Friedenspräsident Braumeister auf ihre Forderungen eingegangen, doch von allem was ich bisher mitbekommen hatte, hatte ich nicht das Gefühl, dass meine Entführer überhaupt schon versucht hatten irgendwelche Forderungen an irgendwen zu stellen. Sie schienen jedoch sämtliche Spuren gut verwischt zu haben. Keine Hilfe war in Aussicht.

Wir waren immer in Bewegung. In den ersten Tagen hatten wir etliche Male das Fahrzeug gewechselt. Seit gefühlten Ewigkeiten lag ich nun gefesselt auf der Ladefläche eines Lastwagens, in dem es stockdunkel war und in dem es unablässig ruckelte und wackelte.

Ich drehte meinen vor Schmerzen hämmernden Kopf zur Seite, wo das dumpfe Licht einer Taschenlampe im Takt des Straßenbelags auf und ab hüpfte. In dem Sessel, der in die Wand eingelassen war, die Fahrerkabine von Ladefläche trennte saß Arturo, ein Mann um die fünfzig, der zu den zwei weniger sadistischen Entführern gehörte. Er las in einer Art Magazin, um sich die Zeit zu vertreiben. An seinem Gürtel haftete seine geladene Schusswaffe.

Einer von ihnen befand sich immer mit mir hinten, um mich zu bewachen. Es war lächerlich. Ich war um Welten zu geschwächt, um irgendetwas zu versuchen.

„Arturo", murmelte ich und die Anstrengung sandte ein Brennen durch meine Kehle. Er hörte mich nicht. Das Brummen des Motors und das Poltern der Räder war zu laut. Ich seufzte und versuchte es erneut, auch wenn es wie Feuer brannte: „Arturo!"

Der beleibte Mann blickte von seinem Magazin auf und blinzelte in die Dunkelheit. Der Taschenlampenstrahl richtete sich auf mich und ich musste die Augen zusammenkneifen, um die Helligkeit ertragen zu können. „Cosa è?", fragte mich seine kratzige Stimme. Wir waren nicht gut darin uns miteinander zu verständigen. Ich sprach kein Wort Italienisch und diese Hinterwäldler sprachen weder Englisch, Französisch noch Bayrisch. Da konnte man schon drei Sprachen und es nutzte einem trotzdem nichts.

„Pipì", entgegnete ich laut genug, dass er es würde hören können. So erkundigten sie sich stehts bei mir, ob ich austreten musste. In einer fixierten Kiste stand ein Eimer, den man fest mit einem Deckel verschließen konnte. Das war meine Toilette, auf die sie mich alle paar Stunden einmal ließen und nach der dritten bis sechsten Nutzung dann irgendwo an der Straße entleerten, wenn die Aufpasserschicht wechselte.

The Secret (BUCH I + 2) Als Mein Vergewaltiger Mir Blumen BrachteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt