Krankenschwester 2.0

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*Tamara POV*

Unruhig tiger ich in unsrer Wohnung auf und ab. Justin ist seit einer Stunde weg. Warum dauert das so lange? Warum kann er nie auf mich hören? Ben ist Boxer. Seit vier Jahren. Er macht das professionell! Justin hat keine Chance. Mein Gefühl wird von Minute zu Minute unwohler.

„Ihr müsst ihm helfen.", sage ich zum vierten Mal zu seinen Freunden.

„Tamara, er weiß was er tut. Er wäre ultra sauer auf uns, wenn wir jetzt uns einmischen. Er prügelt sich öfter, er kommt schon noch.", erklärt mir Shawn genervt.

„Ben ist ein kranker Psycho! Justin müsste längst zurück sein.", und da bekomme ich auch Zustimmung von Luke: „Irgendwo hat sie Recht. Ich mein. Er ist jetzt seit über einer Stunde weg, das sollte normal nicht solange dauern. Und wir haben gestern alle gesehen, was er mit Tami gemacht hat."

„Okay wir warten noch 15 Minuten, wenn er dann nicht auftaucht, suchen wir ihn.", geht Marc den Kompromiss ein und ich setze mich zu Cloe auf die Couch. Nervös spiele ich mit meinen Fingern und starre auf die Uhr. Ben hat schon 3 Anzeigen wegen Körperverletzung und das sind nur die, die ich von letztem Jahr weiß. Langsam merke ich auch, wie Marc und Shawn unruhig werden.

„Okay wir gehen jetzt.", sagt Luke nach genau 14 Minuten.
Wir springen auf und plötzlich höre ich, wie die Tür geöffnet wird. Ich stürme in den Gang und finde Justin am Boden liegend vor. Die Tür steht offen und er hat sich anscheinend bis hier her geschleppt.

„Oh mein Gott.", flüstere ich und knie mich neben ihn hin.
Seine Stirn verziert eine riesige Platzwunde und sein Auge ist lila angeschwollen. Aus seiner Nase und aus seinem Mund tropft Blut und er atmet schwer.
Als Marc und die anderen Justin entdecken, weiten sie geschockt ihre Augen.

„Was machst du für Sachen.", murmel ich leise und betrachte seine aufgeschlagenen Fäuste. Er sieht schrecklich zugerichtet aus.

„Du solltest ihn mal sehen.", hustet Justin lächelnd und verzieht, aber gleich darauf das Gesicht vor Schmerzen.

„Er braucht einen Arzt. Seine Platzwunde muss genäht werden und zieh mal sein Tshirt hoch.", gibt Cloe die Anweisung.

Wie befohlen ziehe ich sein Tshirt rauf und finde einen angeschwollen blauen Fleck, so groß wie meine Hand, an sein rechtem Brustkorb und auch im Bauchbereich sind lila Blutergüsse entstanden.

„Er muss ins Krankenhaus.", stellt Clara fest.

„Kein Krankenhaus...Das sind nur paar Kratzer. Jungs hilft mir mal auf.", kommt es schwach von Justin.
Sofort sind Marc und Shawn zur Stelle, ziehen ihn vorsichtig hoch und Luke geht Eis holen. Justin ist so schwach, dass er sich nicht mal richtig auf den Füßen halten kann und weil mein Zimmer am näheren ist, schleifen sie ihn in mein Bett.
Luke kommt mit einem Kühlbeutel zurück und drückt ihn mir in die Hand.

„Luke...Du solltest mal nach deinem Haus schauen. Ist ziemlich verwüstet.", lacht Justin heißer.

„Fuck, das hab ich total vergessen.", murmelt Luke und fährt sich durch die Haare.

„Sollen wir helfen? Wir könnten Justin auf dem Weg ins Krankenhaus bringen.", bietet Melissa an und alle Blicke liegen auf Justin.

„Kein Krankenhaus.", erwidert er gleich.

„Aber...", beginnt Clara, wird aber von Marc gleich unterbrochen: „Keine Ärzte."

„Geht schon. Ich komm schon klar. Tamara kann mich ja verarzten.", grinst er so gut er kann.

Nach kurzer Diskussion, fahren alle zu Lukes Haus und nur Justin und ich bleiben zurück.
Ich hole den ersten Hilfe Kasten und setze mich vorsichtig zu ihm aufs Bett.

„Ich hab dir doch gesagt, lass es.", sage ich leise und streiche ihm seine Haare aus der Stirn.

„Er sieht nicht besser aus.", erwidert Justin und ich ziehe ihm vorsichtig sein Tshirt über den Kopf.

„Ich weiß ja nicht, ob Sex jetzt funktioniert, aber wir können es gern versuchen.", meint Justin grinsend.

Ich verdrehe lächelnd meine Augen und schmiere eine heilende Creme auf meine Finger. Behutsam streiche ich über seine verdammt muskulöse Brust und verteile sie vorsichtig auf seinen Blutergüsse.
Justin verspannt sich sichtlich und ich höre auf. Nachdem ich seine Platzwunde an der Stirn, Nase und Lippe gereinigt hab, klebe ich ein großes Plaster auf seine Stirn. Die andern beiden bluten nicht mehr und ich lasse sie offen. An der Luft soll es ja besser heilen oder so. Ich gebe ihm Tropfen und Schmerztabletten. Seine Fäuste desinfizier ich ebenfalls und er hört keine Sekunde auf mich anzusehen.

„Was ist?", frage ich nach.

„Du bist wunderschön.", sagt er mit rauer Stimme.

Verlegen lächle ich und verpflege weiter seine Verletzungen.

„Weißt du noch, wie du mich das letzte mal verarztet hast, weil ich mich wegen dir geprügelt hab und wie es ausging?", meint er und fügt dann noch heißer ein grinsendes „Frau Krankenschwester" hinzu.
Bei dem Gedanken schleicht sich ebenfalls ein Grinsen auf meine Lippen. Er hebt mühevoll seinen Arm, legt ihn um meine Taille und zieht mich auf sich. Ich weiß dass er Schmerzen hat, doch er lässt sich tapfer nichts anmerken.

„Justin, du solltest schlafen.", sage ich lachend. Er sieht aus, als wäre er gerade überfahren worden und denkt trotzdem an Sex, dieser Idiot. Ich muss bei dem Gedanken lachen und schüttle fassungslos meinen Kopf, während ich sein Gesicht so mustere. Er sieht trotz Verletzungen immer noch verdammt gut aus.

„Ich will aber nicht schlafen.", flüstert er benommen und hält mich fest. Vorsichtig setzte ich mich auf, sodass ich nicht mehr auf seinen Verletzungen liege, sondern auf seinen Schritt sitze. Zufrieden lächelt Justin und platziert seine Hände auf meinen Oberschenkel. Er kann nicht mal richtig atmen und will jetzt ernsthaft mit mir schlafen?
Ich lasse mich neben ihn fallen und er schnaubt genervt aus.

„Komm schon.", murmelt er enttäuscht und er zieht einen Schmollmund.

„Justin du kannst nicht.", lache ich fassungslos.

„Doch kann ich.", murmelt er und legt eine Hand auf meine Hüfte. Seine Augen fallen schlapp zu und ich muss lächeln. Er ist so ein Idiot. Er ist definitiv auch nicht ganz bei Sinne, so zugerichtet wie er ist. Ich decke ihn zu, worauf ein heiseres: „ich schlafe nicht" kommt, aber keine fünf Minuten später wird seine Atmung regelmäßiger und er fällt in einen Tiefschlaf.

SamstagabendWo Geschichten leben. Entdecke jetzt