}Chapter 2{

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Sonntag, 15.03.1998

Chloe
Ich hatte den ganzen restlichen Sonntag geschlafen, nachdem ich mit dem Lernen fertig war. Dafür wurde ich in der Nacht oft wach.
Eigentlich wollte ich einfach nur schlafen und dann endlich wieder was mit meinen Freunden oder mit Paco machen, wofür ich die letzten Tage leider gar keine Zeit mehr hatte.
Beschweren sollte ich mich nicht.
Das sollte der letzte normale Alltag für mich werden...

Montag, 16.03.1998

Um 6:00 Uhr stand ich auf, als mich der Wecker mit einem lauten schrillen Klingeln aus meinen Träumen riss.
Montag.
Ich stand auf und ging kalt duschen, was ich jeden Morgen machte, um wach zu werden.

,,Wie gehts dir, Schatz? Gut geschlafen?", fragte meine Mum mich liebevoll, während sie sachte einen weißen Teller vor mir auf den braunen Holztisch stellte.
Sie war immer fürsorglich gewesen.
Eigentlich wie jeder in meinem Umfeld.
Manchmal machte es mir sogar Angst, in einem so perfekten Umfeld zu leben. Ich weiß gar nicht, wie oft ich gefragt werde, wie es mir geht. Es gibt Leute, die sind überfordert mit dieser Frage, da sie mit dieser noch nie konfrontiert wurden. Das hab ich schon oft mitbekommen. Und ich bin das perfekte Mädchen, um das sich alle kümmern wollen.
Meine Eltern haben mich wirklich wie eine Prinzessin aufgezogen, das stimmte. Sie gaben mir immer das, was ich wollte, weshalb ich wahrscheinlich sogar verwöhnt war.

,,Ja, aber ich bin oft aufgewacht.", antwortete ich meiner Mum flüchtig, als ich bemerkte, dass ich sie warten ließ und sie mich mit großen Augen erwartungsvoll anstarrte. ,,Ach Liebes, ich weiß, es ist gerade stressig, aber das machen viele andere auch durch.". Meine Mum legte ihre Hand auf meine und sah mich an. Sie lächelte leicht, als würde alles wieder gut werden. Das war der Blick, den sie immer aufsetzte, wenn ich als Kind erkrankte und Angst hatte, alleine einzuschlafen.
,,Oh, wir sind spät dran.", schob Paco schnell ein, als er auf seine schwarze Fossil Uhr blickte.

Ich stand schnell auf und ging hoch in mein Zimmer, um meine Tasche zu holen, während Paco unsere geschmierten Brote einpackte, um sie mitzunehmen. Ich drückte die weiße Tür meines Zimmers auf. Sie knarrte leicht.
Mein Zimmer war klein, aber ich fühlte mich sehr wohl. Die Wände hatten einen zarten hellblauen Ton.
Blau war schon immer meine Lieblingsfarbe, weshalb fast mein ganzes Zimmer aus dieser Farbe bestand.
,,Komm, Maus! Wir sind spät dran!", rief Paco, als er gerade aus der Haustür ging. Schnell griff ich zuletzt noch nach meinem Handy, dass auf dem Tisch lag. Als ich es berührte, erhellte das Display und der Sperrbildschirm mit einem Bild von mir und Paco kam zum Vorschein.
27% Akku.
Da ich in der Schule eh nicht oft ans Handy ging, war es mir egal und ich packte es in meine Hosentasche der eng anliegenden schwarzen Jeans, während ich auf dem Weg nach unten war.
Schnell verabschiedete ich meine Eltern und stieg zu Paco in seinen roten Mercedes, der im Vorhof stand. Ich fahre immer morgens mit ihm zur Schule, da er in der selben Stadt arbeitete.
Eigentlich hatte ich nichts dagegen, mit dem Bus zu fahren, aber Paco drängte mich immer, mit ihm zu fahren.
Der einzige Ausweg aus seinen zu fürsorglichen Fängen war die Busfahrt nach der Schule, die zu meinem Glück unausweichlich war.

In der Schule angekommen, gab ich Paco einen Abschiedskuss. ,,Viel Spaß in der Schule, Maus.", sagte er liebevoll und funkelte mich mit seinen leuchtenden Augen an. ,,Viel Spaß auf der Arbeit.", neckte ich ihn zurück und kniff ihm in seine Seite. Er lachte. Ich war jedesmal glücklich, wenn ich ihn lachen sah.

Ich griff nach meiner Tasche, die die Fahrt über unter meinen Beinen lag, und stieg aus.

The lies of lifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt