}Chapter 12{

155 13 2
                                    

Chloe
Ich verstand Liam nicht und einschätzen konnte ich ihn genauso wenig.
Ich legte mich hin und wollte einfach nur etwas Schlaf abbekommen. Ich hörte, wie er sich ebenfalls hinlegte und die Nachttischlampe ausschaltete. Da es Spät-Frühling war, wurde es erst später dunkel, weshalb in dem kleinen Zimmer ein schwach rotes Licht erschien, Das, des Sonnenuntergangs. Dann spürte ich seine warmen Arme, die von hinten kamen und sich ganz langsam und zärtlich an meinen Bauch ablegten. Ich zuckte leicht zusammen. Ich hatte Angst, dass er wieder was versuchen würde. Er hatte sich hinter mich gelegt und schützte meine Wunde mit seinen Händen. Er war der Erste, bei dem ich mich nun vielleicht ein kleines bisschen wohl fühlte. Er hatte mich angeschrien und mich geschlagen und begrabscht, er war ein genauso großes Arschloch wie die Anderen auch, aber er half mir und sorgte sich, was mir ein kleines Gefühl der Geborgenheit gab. Ich machte die Augen zu und versuchte, ein wenig zu schlafen.

Ich wachte durch ein Klopfen an der Tür auf. ,,Guten Morgen, Jack.". ,,Liam, komm mit. Ich will mit dir reden.", hörte ich Jack sagen. Ich hörte, wie Schritte auf mich zukamen. Als ich mich umdrehte, beugte Liam sich über mich. ,,Warte hier, bitte.". ,,Okay", sagte ich abweisend und wollte mich wieder umdrehen. ,,Chloe, bitte warte wirklich hier. Versuch nicht zu fliehen, ich meins ernst.", sagte Liam in einem drohenden, aber fürsorglichen Ton. Ich nickte und drehte mich endgültig um. Ich hörte nur noch, wie hinter Liam die Tür zuging.

Als ich mich vergewisserte, dass niemand mehr im Raum war, stand ich auf. Ich ging leise zur Tür und drückte die Türklinge runter. Sie war auf. Vielleicht war es jetzt meine Chance, diese Irrenanstalt endlich verlassen zu können. Ich hätte gehen können, doch dann wurde mir bewusst, es war eine Falle. Jack und Liam wären niemals gegangen, ohne mich einzuschließen. Mir schossen Liams Worte durch den Kopf ,,Das Badezimmer ist das einzigste Zimmer ohne Kameras".
Sie überwachten mich.
Auch jetzt überwachten sie mich.
Sie wissen ganz genau, dass ich gerade an dieser Tür stehe.
Sie warten darauf, dass ich gehen würde, damit sie mich einfangen und erneut bestrafen könnten.
Ich ging zurück zu Liams Bett. Die Tür hatte ich nicht geöffnet. Ich setzte mich aufs Bett und sah aus dem kleinen Fenster in den Wald.
Ich dachte an Zuhause.
Was wohl meine Eltern gerade machten?
Wie es ihnen gehen würde?
Wie es meinen Freunden gehen würde?
So schnell würde ich sie wahrscheinlich nicht wiedersehen.

The lies of lifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt