01 | 𝗗𝗜𝗘 𝗥𝗘𝗧𝗧𝗨𝗡𝗚

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Mary

Langsam wanderte mein Blick durch das große Büro meines Bosses, während ich die Unterlagen auf den Tisch niederlegte. Ich kannte dieses Büro zwar schon Inn und auswendig und doch fand ich jedesmal etwas Neues, dass mich interessierte. Diesmal war es eine kleine Statue. Nichts wichtiges und doch hatte er sie hier stehen. Als mein Boss sich räusperte sah ich herab auf den Vertrag mit der New York Times. Mein Blick begegnete seinem. Nur kurz musterte ich sein hübsches, männliches Gesicht. Mehr wollte ich mir selbst garnicht erlauben. Dazu war er zu arrogant und ich zu stolz. „Um 18 Uhr findet ein Meeting statt.", erklärte er mir kühl und sah wieder herab. Einige Sekunden wartete ich noch, denn vielleicht hatte er noch etwas zu sagen -das wusste man bei Noel nie so ganz. Gerade als ich mich abwenden wollte, ertönte die Tiefe seiner Stimme. „Bereiten sie alles vor.", ich nickte nur. Alleine sein Satz davor hatte gereicht, damit ich wusste was ich zutun hatte. Aber Noel kontrollierte mich gerne. Er kontrollierte jeden gerne. Ich fand es nicht schlimm von ihm wie ein Roboter behandelt zu werden. Er behandelte jeden Menschen so. Nicht dass es sein Verhalten besser machte, nur gab es niemanden der ihn jemals zurechtweisen konnte. Mr. Davis war erwartungsvoll, vor allem bei mir. Kurz vor der Tür stoppte ich noch einmal. „Raum 7.2b?", ich runzelte meine Stirn und drückte die Klinke herab. Er sah zu mir auf. Langsam. Als wäre meine Frage unnötig gewesen. „Waren wir denn jemals in einem anderen Raum, Ms. Nelson?", seine dunkelblauen Augen starrten mich an. Verurteilend und das obwohl das sehr wohl eine berechtigte Frage gewesen war.

„Ja", krächzte ich leise. Dann fand mich der Mut wieder. „Die letzten Male hatte ich andere Räume vorzubereiten.", ich versuchte meine Stimme ruhig zu halten, doch es war ein deutliches Zischen das über meine Lippen trat. „Mary?", eine weibliche Stimme schallte durch die Tür zu mir durch und rettete so mein Leben. Augenblicklich wandte ich mich zu ihr. „Cassandra", erleichtert atmete ich aus. Sie kam immer zur richtigen Zeit. Denn entweder hätte Mr. Davis seine Wut an mir ausgelassen oder andersrum. „Ist Mr. Martínez auch hier?", er runzelte seine Stirn. „Nein, ich bin nur hier um mit Mary zu Mittag zu essen.", Sie spazierte näher an mich heran und schnappte sich meine Hand. Doch ich schüttelte meinen Kopf. „Ich kann nicht.", gab ich dann leise zu. „Ms. Nelson machen sie eine Stunde Pause, aber bereiten sie danach alles rechtzeitig und ordentlich vor.", ich drehte mich dankend zu Noel um und nickte dann. Er hatte vermutlich nur Angst vor Jonathan. Dem Mafia Boss. Ganz gleich ob er die Szene jetzt nicht mehr vollkommen ausfüllte. „Danke.", rief Cassandra noch bevor ich die Tür hinter mir schloss. „Wie geht es Jonathan?", fragte ich meine beste Freundin. Ein ganzes Jahr hatten die beiden jetzt schon hinter sich und ich beneidete sie zu Tiefs. Nicht dass ich es ihnen nicht gönnte, denn ich liebte es beide und vor allem Cassandra glücklich zusehen, nur wollte ich auch eine Person die mich so ansah wie der Mafia Boss meine beste Freundin. „Ihm geht es wirklich gut.", sie sah mich von der Seite an und lehnte sich leicht zu mir rüber. „Er hat jetzt endlich mit dem Waffenhandel aufgehört.", flüsterte sie und grinste freudig. „Das ist gut.", gab ich nachdenklich bei. Cassandra wäre mehr in Sicherheit; wobei Jonathan wirklich gut auf sie aufpasste. „Und ist Noel immer noch so schlimm?", sie zog eine Augenbraue in die Höhe und biss sich grübelnd auf ihre Unterlippe. Cassandra meinte sicherlich den Vorfall vor zwei Wochen als Mr. Davis vollkommen ausgerastet war und das vor meinen Augen.

Nicht wegen mir, sondern wegen eines Deals, der wohl geplatzt war und indem es um mehrere Millionen ging. Aber über solch einen Deal bekam ich nicht sonderlich viele Informationen. Darum kümmerte sich ganz alleine der Boss. Das vertraue er niemanden an. „Es geht. Er ist noch immer angespannt, aber mehr bekomme ich ja selbst nicht mit.", ich zuckte mit meinen Schultern und blieb an einem kleinen Restaurant stehen. „Perfekt.", sie nickte und zog mich mit hinein. Lächelnd setzte ich mich an einen Tisch an der Fensterscheibe und warf einen stillen Blick hinaus. Auf die Menschen, die verloren hin und her liefen. „Du siehst glücklich aus.", kommentierte ich das große Lächeln meiner besten Freundin. Selbst wenn ich es nur im Augenwinkel sah. Bei ihr nahm ich jedes Detail wahr. „Ich bin glücklich.", gab sie lachend zu. Lange Zeit ging es ihr garnicht gut. Seit sie Arthur, einen schrecklichen Mann zu Jonathans Schutz erschießen musste. Doch der Mafia Boss war für sie da und zwar jeden Tag und jede Nacht. Deshalb mochte ich ihn schon einwenig mehr als damals.

Noel Davis Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt