Keis Blick war die perfekte Mischung aus Überheblichkeit und Kampflust. Ich schluckte schwer bei dem Gedanken, dass mein neuer Kumpel gleich gegen eine Art Maschine kämpfen musste. Doch Cho wäre natürlich nicht Cho, wenn er selbst vor so einem teils aussichtslosen Kampf nicht auf einen doofen und provokativen Spruch verzichten würde.
,,Hey, Kei! Was'n los? Du machst so ein doofes Gesicht. Aber mach dir keine Sorgen, so sehe ich auch immer aus, wenn ich mal dringend auf's Klo muss." Cho grinste in unsere Richtung und erntete von Noah sogar lautes Gelächter. Doch ein Blick von Kei reichte aus, um diesen zum Verstummen zu bringen.
,,Na schön, Spaß bei Seite. Jungs, ich will 'nen ordentlichen Kampf sehen! Cho, keine Albereien und Kei, nicht übertreiben!", rief Meister Tobi.Die beiden Kämpfer nickten kurz und jegliche Spur von der bis eben vorherrschenden Albernheit in Chos Blick verschwand abrupt, so wie vorhin beim Training mit mir. Nur diesmal bot mir Cho einen Ausblick darauf, wie es wirklich aussah, wenn er todernst machte. Die Ernsthaftigkeit von vorhin war nichts im Vergleich dazu, wenn ich das mal anmerken darf.
Beide machten sich also kampfbereit und warfen sich dabei Blicke zu, die den anderen möglicherweise schon im Voraus töten sollten, obwohl das natürlich nicht der Sinn von alldem war. Das Erschreckende war, dass ich wusste, dass Cho diesen Blick nur als Verteidigung verwendete und jeder wusste, dass er überhaupt kein eiskalter Killer sein könnte, selbst wenn er es wollte. Bei Kei jedoch wusste jeder hier, selbst Fill und ich, obwohl wir ihn noch nicht einmal einen Tag kannten, dass dieser in der Lage dazu sein würde, beziehungsweise dies eventuell schon ist. Sein Blick war unmöglich gespielt. Die Mordlust stand ihm gewissermaßen ins Gesicht geschrieben und wir Zuschauenden merkten dies auf Anhieb. Ich schaute zu Fill, Son, Luna, Amy und den anderen Schülern, alle wirkten sehr angespannt im Angesicht der bevorstehenden Konfrontation. Mein Blick schweifte zu Meister Tobi, welcher den Kiefer fest zusammen gebissen hatte und die Arme an der Seite hängen ließ. Er war bereit, einzugreifen, doch sein Blick verriet mir, dass er wie jeder andere der hier Anwesenden hoffte, es würde nicht so weit kommen.
Meister Tobi gab das Startsignal. Kei war der Erste, der zum Angriff ansetzte. Die Energiepeitsche formte sich in seiner Hand innerhalb von maximal 3 Sekunden und er holte natürlich sofort aus. Von all den Kampfstilen, die ich an diesem Nachmittag hautnah miterlebt hatte, war der Kampfstil Keis mit Abstand der aggressivste. Cho konnte nur mit Mühe im letzten Moment ausweichen, indem er zur Seite hechtete. Schneller und eleganter als ich vorhin, war er wieder auf den Beinen und holte zum Gegenschlag aus. Doch während er, anders als Kei, mehr Zeit zum Erzeugen einer Waffe brauchte, nutzte Kei diesen Nachteil Chos gnadenlos aus und griff erneut an. Doch diesmal war es nicht die typische Waffe, die Energiepeitsche, sondern eine Art gläserner Speer, der ungefähr zwei Meter lang und recht dünn war. Genau in dem Moment, in dem Cho seine Peitsche materialisiert hatte, setzte Kei zum Wurf an. Nach einem kleinen Anlauf ließ er den gläsernen Speer durch die Luft fliegen, direkt auf Cho.
Alles schien, in Zeitlupe abzulaufen. Wir Schüler, die erschrocken die Luft anhielten. Meister Tobi, der nur mit einer Sekunde Verzögerung eingreifen wollte und auf die Kämpfer zurannte, während er etwas rief. Kei, der mit nicht zu deutender Miene Cho beobachtete, wie dieser panisch realisierte, dass es für jede mögliche Reaktion schon viel zu spät war. Und über all dem der Speer, der mit erschreckender Präzision auf Cho zuraste.
Der Schmerzensschrei, der kaum eine Sekunde später den Hof erfüllte, hallte mir durch Mark und Bein. Cho brach zusammen, der Speer in seinem Bein steckend. Meister Tobi war sofort bei ihm und kniete sich neben ihn. Ohne groß darüber nachzudenken, rannte ich ebenfalls zu Cho. Er krümmte sich vor Schmerzen am Boden und hielt sich das vom Speer durchbohrte Bein. Langsam kniete ich mich auf die anderen Seite neben ihn und legte ihm vorsichtig eine Hand auf die Schulter. ,,Hey, Cho? Halte durch, okay?", war das Einzige, was mir in diesem Moment einfiel. Ich wusste, dass jegliche Versuche ihn durch Versprechungen auf baldige Genesung zu trösten, unangebracht waren. Ich meine, wie würdet ihr euch fühlen, wenn euer Bein von einem Speer aus magischem Glas durchbohrt wäre und neben euch jemand sitzen würde, der sagt, alles werde gut, wenn ihr einfach nur durchhaltet? Ich denke, wir alle sind uns einig, dass das in diesem Moment wenig helfen würde.
,,Ich bringe dich auf Krankenstation, Cho. Dafür musst du aber leider aufstehen. Sag einfach Bescheid, wenn du bereit bist.", redete Meister Tobi leise auf Cho ein, der mit schmerzerfülltem Gesicht nach oben in den Himmel schaute. In seinen Augen konnte ich Tränen erkennen. Cho atmete mehrmals tief durch, dann sah er zu Meister Tobi und nickte einmal schwach. Meister Tobi erhob sich und half Cho auf. Dieser stöhnte vor Schmerzen und musste sich logischerweise von Meister Tobi stützen lassen. Langsam liefen die beiden in Richtung des Hauptgebäudes, wobei Cho humpelte und Meister Tobi sein Tempo dementsprechend anpasste. Bevor sie ich ganz von uns entfernten, richtete sich unser Lehrer nochmal an uns. ,,Keine Kampftätigkeiten solange ich weg bin, verstanden?", trichterte er uns ein. Stumm nickten alle Schüler und sahen zu, wie die beiden das Gebäude betraten.
,,Das war ja mal langweiliger Kampf.", kam es nüchtern von einer Stimme neben mir auf dem Platz. Ich drehte meinen Kopf zu Kei, der kopfschüttelnd zum Gebäude blickte. Er bemerkte meinen Blick und lächelte mich spöttisch an. ,,Hör mal, Neuer, das da gerade eben war ein Paradebeispiel für einen Kampf mit einer absoluten Niete als Gegner.", erklärte er mir und deutete auf das Gebäude. Innerlich kochte ich nur so vor Wut, weshalb ich mein Gesicht auch zu einer zornvollen Grimasse verzog. Ich ging mit geballten Fäusten einen Schritt auf Kei zu, doch bevor ich auch nur ansatzweise daran denken konnte, noch einen Schritt weiterzugehen, hielt mich eine auf meiner Schulter liegende Hand zurück. Verwundert drehte ich meinen Kopf und sah, dass es Son war, der mich zurückhielt. Hinter ihm, ganz in der Nähe, standen Fill, Luna und Amy und sie alle vier warfen mir diesen einen Blick zu, der klar und deutlich sagte: ,,Lass gut sein."
Doch ich schüttelte den Kopf und schob Sons Hand von meiner Schulter. ,,Dillan.", setzte er an, doch bevor er aber weiter sprechen konnte, funkelte ich ihn wütend an und brachte ihn zum Verstummen. ,,Was? Wollt ihr mir ernsthaft verklickern, dass er damit ungeschoren davon kommen soll. Er hat Cho nicht einfach nur besiegt! Er hat ihn ernsthaft verletzt und es hätte auch noch viel schlimmer kommen können! Was ist, wenn er nicht das Bein getroffen hätte, sondern ein inneres Organ verletzt hätte?", rief ich Son aufgebracht entgegen. ,,Das ist aber nicht passiert, klar? Also, mach jetzt keinen unnötigen Aufstand. Dillan, ihr seid erst seit wenigen Tagen hier und habt sowas vorher noch nie erlebt. Es kommt schonmal vor, dass man sich beim Training verletzt.", erwiderte Son ernst und sah mich eindringlich an. Fassungslos schaute ich in sein Gesicht und dann in die Gesichter der anderen. Ich atmete schnaubend aus. ,,Das ist euer Ernst?! Cho ist ein Freund von uns und ihr unternehmt gar nichts. Dass ihr euch nicht schämt...Ich würde es jedenfalls und deswegen unternehme ich jetzt etwas.", rief ich ihnen entgegen und wandte mich von ihnen ab.
Das spöttische Grinsen auf Keis Gesicht ist anscheinend durch unseren Streit, den er beobachtet hatte, noch größer geworden und abwertend sah er mich an.
,,Du willst was unternehmen, City Boy? Dann fang an. Ich bin gespannt, ob du dich wenigstens besser schlägst als dieser Verlierer.", rief Kei mir entgegen. ,,Dieses spöttische Getue wird dir schon noch vergehen. Ich fordere dich zum Kampf heraus. Nur du und ich, hier und jetzt.", erwiderte ich entschlossen und mit grimmigem Blick.
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Life Of A Sorcerer [Doctor Strange FF]
Fanfiction***** momentan pausiert ***** Der 16-Jährige Dillan führt ein recht normales Leben. Er lebt mit seinem Bruder Fill und seinen Eltern in einem Haus in der Nähe von New York. Doch ein paar Wochen vor seinem 17. Geburtstag verändert sich sein Leben r...