Ich sah Kei noch immer grimmig an. ,,Dillan, sei doch vernünftig. Mal abgesehen davon, dass du dir eine Menge Ärger durch so einen Regelverstoß einbringst, glaubst du ernsthaft, du hast eine realistische Chance gegen ihn?", wollte nun Amy mich zur Vernunft bringen. Doch ich ignorierte sie genauso, wie ich auch vorher schon Son ignorierte. Stattdessen fokussierte ich mich vollends auf Kei, der all meine Mörderblicke mit Hohn in seinem Blick quittierte. ,,City Boy will es nun einmal so. Also lasst ihn doch einfach. Und macht euch keine Sorgen, wir verwenden keine allzu hohe Magie. Ich will ja nicht unfair sein, also passe ich mich ihm an, auch wenn das ziemlich schwer für mich wird, mich so verstellen zu müssen.", spottete er und ich hörte, wie sich Schritte hinter mir langsam entfernten. Leicht drehte ich meinen Kopf zur Seite und sah wie sich meine Freunde und mein kleiner Bruder, wenn auch recht widerwillig, von uns entfernten, jedoch kamen sie nicht bei der restlichen Klasse zum Stillstand, sondern blieben in Reichweite, um jederzeit eingreifen zu können.
Ich hasste mich selbst dafür, wie ich sie in diesem Moment behandelt hatte, aber die Wut und das ungestillte Verlangen nach Rache für Cho überwogen, weshalb ich nicht von meinem Plan, gegen Kei zu kämpfen, abwich.
Im Nachhinein betrachtet, war dieser Plan einer der dämlichsten und unausgereiftesten Pläne in meinem bisherigen Leben. Selbst wenn Kei auf höhere Magie verzichtete, klaffte da immer noch eine große Lücke zwischen unseren Kampfkenntnissen. Er hatte unbestreitbar mehr praktische Erfahrungen in vielen Kämpfen gesammelt, während ich selbst noch nie in irgendwelche Prügeleien und Kämpfe vor meiner Zeit im Kamar-Taj involviert gewesen bin, weshalb mein Kenntnisstand fürs Kämpfen logischerweise gegen null ging.Tja, aber wie sollte es anders sein? Ich meine, ich bin ein Teenager, in der Blütezeit meiner Pubertät und dadurch verdammt emotional. Und solche Typen wie Kei hab ich leider schon zur Genüge hautnah erleben müssen. Ob es in der Grundschule war, als mir Jimmy Bramson das Leben zur Hölle gemacht hatte, oder in der Mittelstufe, wo Chuck Taylor mir das gesamte erste Jahr immer das Pausengeld abgezogen hatte, solche Typen gab es überall und ich hatte mich schon viel zu oft mit ihnen herumschlagen müssen. Doch eine Sache war diesmal anders als früher. Früher hatten meine Eltern mir gegen diese Fieslingen geholfen. Nach ein paar intensiven Gesprächen mit den anderen Eltern, ließen sowohl Jimmy und Chuck von mir ab und in der High-School wusste jeder, dass mein Vater ein Geschichtslehrer war, weshalb ich quasi den Status der unausgesprochenen Immunität genoss. Versteht mich bitte nicht falsch, ich war keine dieser Petzen, die sofort zu einem Erwachsenen rannten, wenn ihnen etwas am Benehmen der anderen nicht gefiel. Nur meine Eltern kamen logischerweise dahinter, dass etwas nicht stimmte, wenn ich immer mit Sand im Gesicht nach Hause kam oder das Geld komplett aufgebraucht war, ich jedoch mit knurrendem Magen heimgekommen war. Und dann haben sie mir, ganz in elterlicher Manier, die Wahrheit rausgequetscht.
Aber meine Eltern lebten nicht mehr und konnten mir in diesem Kampf nicht helfen. Es war an der Zeit und wichtiger denn je, dass ich mich endlich selbst und allein gegen Fieslinge wie Kei wehrte.
,,Noch kannst du 'nen Rückzieher machen, City Boy.", meinte Kei noch immer leicht grinsend, aber schon in Kampfposition. ,,Und dir eine weitere Genugtuung damit geben? Wohl kaum!", rief ich ihm aufgebracht entgegen und ging sofort in Angriffsstellung. Kei war schnell, das wusste ich, weshalb ich ihm nicht die Chance geben durfte, mich mit einem schnellen ersten Angriff aus der Bahn zu werfen. Ich würde den ersten Schlag ausführen und auch den ersten Treffer landen. Das war zumindest der Plan.
,,Na dann. Bereit?", rief er mir entgegen und sein Blick war jetzt undeutbar für mich. Keine einzige Emotion spiegelte sich in seinem Ausdruck wider. Er war fokussiert.
Wie schon erwähnt, war mein ursprünglicher Plan, ihn mit einem schnellen Magieangriff zu überraschen. Blöd nur, dass man dafür gut mit Magie umgehen können musste und einige gute Reflexe besitzen sollte. Und erst recht blöd, wenn man, wie in meinem Fall, nie auf so etwas angewiesen war und es daher auch nicht anwenden konnte. Wie abzusehen war, gelang es mir nicht, auf die Schnelle eine Energiepeitsche beziehungsweise irgendeine andere Waffe zu erzeugen.Tja, dann eben Plan B. Ich nutze aus, dass Kei mit einem Angriff magischer Natur rechnete und rannte, so schnell ich konnte, auf ihn zu. Mein Plan B erzielte das gewünschte Resultat, denn Kei war nicht auf den möglichen Zusammenprall mit meinem Körper vorbereitet, denn ich konnte für einen Moment einen kleinen Riss in seiner Mimik erkennen. Doch so schnell wie er gekommen war, verschwand der Ausdruck der Überraschung von seinem Gesicht. Leider hatte ich unterschätzt, dass Kei genau die erforderlichen Reflexe besaß und zur Seite auswich. Er griff mit seinem linken Arm nach meinem linken Arm und überstreckte meinen Kopf mit seinem rechten Arm nach hinten. Ich stand nicht wirklich sicher auf dem Boden, sondern im Hohlkreuz und drohte, jeden Moment zu fallen. Nur dadurch, dass Kei mich festhielt, stand ich noch auf meinen Füßen.
,,Du verdammter Scheißkerl dachtest ernsthaft, du wärst mir körperlich überlegen?", zischte er mir wütend zu. Ich konnte durch seinen Arm, welcher starken Druck auf meine Kehle ausübte, nicht antworten. Kei funkelte mich wütend an, holte mit seinem rechten Bein Schwung und riss mir mein linkes Bein weg, wodurch ich aus dem Gleichgewicht geriet und fiel. Mit voller Wucht schlug ich auf dem steinernen Boden des Hofes auf und die ganze Luft wurde mir aus der Lunge gepresst. Japsend holte ich Luft oder versuchte es jedenfalls, denn Kei drückte mit einer Hand meinen Brustkorb nach unten und kniete sich über mich. Sein Gesicht war ausdruckslos, aber ich konnte dennoch einen Funken Wut in seinen Augen erkennen. ,,Bleib unten, City Boy. Genau da gehörst du nämlich hin. Du bist genauso eine Schande für die Gesellschaft der Magier wie deine Eltern." Die Worte spuckte er mir förmlich entgegen. ,,Nimm das sofort zurück, du Arschloch!", schrie ich mit all der Kraft, die ich noch aufbringen konnte und wehrte mich. Ich warf Kei mit all meiner Kraft von mir runter und im nächsten Moment kniete ich über ihm, während wir in ein Handgemenge verwickelt waren. Ich holte aus und traf ihm im Gesicht. Seine Nase machte ein knirschendes Geräusch unter meiner Faust. Jetzt war er richtig wütend, denn er schlug mir mehrmals mit voller Kraft in die Magengrube. Ich rollte voller Schmerzen zur Seite und Kei war nun wieder über mir. Seine wütenden Augen tränten durch meinen Schlag. Seine Faust fand mehrere Male den Weg in mein Gesicht und ich schloss die Augen.Keis Erbarmungslosigkeit fand ein reges Ende, als er von mir weggezogen wurde. Ich blinzelte vorsichtig und sah, wie Son, Daniel und Wade Kei festhielten. Amy, Luna und Fill knieten neben mir und musterten mich besorgt. Auch die anderen standen in der Nähe und blickten zwischen mir und Kei hin und her.
,,Was ist denn hier los?", hörten wir eine Stimme quer über den Trainingsplatz rufen. Alle drehten sich zu Meister Tobi, der nun auf uns zueilte. ,,Was habt ihr getan? Ich hab euch doch ausdrücklich untersagt, zu kämpfen! Dillan, Kei, ich erwarte eine Erklärung!" Doch weder Kei noch ich antworteten. Kei war vermutlich zu aufgebracht, doch bei mir zeigten sich langsam die Nachwirkungen von Keis Schlägen in mein Gesicht, denn ich bekam alles nur noch am Rande mit. Ich dämmerte langsam weg und bekam noch entfernt die Stimmen der anderen mit. Das Letzte, was ich mitbekam, war, wie ich nuschelte: ,,Nicht gut..." Doch meine eigene Stimme hörte sich schon viel zu fremd und zu weit entfernt an. Die Dunkelheit der Bewusstlosigkeit umhüllte mich vollkommen.
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Life Of A Sorcerer [Doctor Strange FF]
Fanfic***** momentan pausiert ***** Der 16-Jährige Dillan führt ein recht normales Leben. Er lebt mit seinem Bruder Fill und seinen Eltern in einem Haus in der Nähe von New York. Doch ein paar Wochen vor seinem 17. Geburtstag verändert sich sein Leben r...