Kapitel 15

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,,Wie ich sehe, bist du wach.", stellte Stephen nüchtern fest. Mir entging natürlich nicht der kühle Unterton bei dieser Aussage. Ich wusste nicht, was ich erwidern sollte, also nickte ich nur stumm.

Stephen würdigte mich danach erstmal keines Blickes mehr, sondern widmete seine volle Aufmerksamkeit Cho.

,,Wie geht es dir?", fragte er und jetzt war eine Spur Besorgnis in der Stimme erkennbar.
,,Es geht schon, Sir. Brennt nur ein bisschen.", betonte Cho locker und lässig. 
Doch der Doktor ließ sich keinesfalls davon beeindrucken. Er zog eine Augenbraue hoch und musterte Cho. ,,Du musst hier niemanden beeindrucken, also kannst du auch zugeben, dass du Schmerzen hast.", meinte er an den Verletzten gewandt. ,,Also, wie geht es dir?"

,,Es tut ganz schön weh und obwohl der Speer schon seit mehreren Stunden entfernt ist, hab ich noch immer das Gefühl, dass da etwas in meinem Bein steckt.", gab Cho schließlich kleinlaut zu.

Stephen nickte. ,,Das liegt daran, dass die Waffe mit einem Zauber belegt war. Vermutlich hat Kei das nicht mit Vorsatz gemacht, sondern eher unterbewusst einen parasitären Zauber auf den Speer gelegt. Dieses Gefühl sollte bald vergehen, denn der Zauber war glücklicherweise noch nicht vollkommen ausgereift.", erklärte er die Ursachen.

,,Parasitärer Zauber? Entschuldigen Sie die Frage, aber was soll man sich darunter vorstellen?", mischte ich mich schließlich dennoch in das Gespräch ein und anscheinend erinnerten meine Fragen die beiden anderen Anwesenden im Raum an meine Anwesenheit.

,,Ein parasitärer Zauber ist ein Zauber, der nachdem er auf einem bestimmten Weg, in diesem Fall direkt über die Blutbahn, in den Körper eingedrungen ist, den Körper von innen heraus schwächt. Der Zauber zehrt sich von den Kräften des Körpers.", klärte Stephen mich auf. 

,,Bedeutet das, dass so ein Zauber tödlich enden kann?", fragte ich geschockt. Kei hatte es wirklich auf die Spitze getrieben, egal, ob mit Absicht oder doch aus Versehen.

,,Das hängt immer vom Zauber und dem Magier ab. Aber an sich ja, es ist möglich.", antwortete mir diesmal Cho und schaute auf den Boden.

Mit dieser Gewissheit verschwand jegliche Angst und Unsicherheit meinerseits gegenüber Stephen. Diese Gefühle rückten in den Hintergrund und Wut und Verständnislosigkeit nahmen die eben frei gewordenen Plätze ein. Ich biss meine Kiefer fest aufeinander, um zu vermeiden, dass mir ein Spruch rausrutschte, den ich dann nicht mehr zurück nehmen könnte.

Anscheinend hatte Stephen meinen Stimmungsumbruch bemerkt, denn jetzt sah er mich direkt und eindringlich an. ,,Dillan, ich glaube, wir sollten uns jetzt gemeinsam unter vier Augen unterhalten. Ich schicke gleich nochmal jemanden vorbei, der nach dir schaut." Den letzten Teil richtete er wieder an Cho, der perplex nickte. Dann erhob sich der Doktor und deutete mir, ihm zu folgen.

Ich folgte seiner stummen Aufforderung, wenn auch nur widerwillig. Beim Aufstehen vom Stuhl, klopfte ich Cho kurz auf die Schulter und versprach ihm, dass ich später nochmal vorbeischauen würde. Er lächelte, war aber wieder damit beschäftigt, sich irgendein kleines Detail im Raum einzuprägen. 

Stephen und ich schwiegen uns gegenseitig an. Wir schwiegen, als wir das Krankenzimmer verließen. Wir schwiegen, als wir die Gänge entlang liefen, er vor mir. Und wir schwiegen, als wir schließlich im Hauptraum des Tempels ankamen. 

Er deutete auf eines der Sitzkissen, doch ich dachte nicht einmal daran, mich jetzt hinzusetzen. Aufgebracht lief ich vor Stephen auf und ab. Dieser hingegen sah mich einfach nur abwartend an. Ich wertete das als Genehmigung, frei zu sprechen. Und das lies ich mir nicht zweimal sagen, beziehungsweise mit den Augen signalisieren.

Life Of A Sorcerer [Doctor Strange FF] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt