"26. Spencer Special Teil.3"

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Müde trat ich aus dem Aufzug und war einfach nur froh wieder zurück zu sein. Fast schon hatte ich erwartet, das Laura hier sein würde. Immerhin hatte der Flug nur etwas über dreißig Minuten gedauert, doch sie war schon weg.

Ich sah zu ihrem Schreibtisch herüber. Er war aufgeräumt, wie immer und sie hatte nichts privates darauf stehen, nur eine kleiner blauer Schmetterling klebte oben rechts an ihrem Bildschirm. Garcia hatte ihn ihr mal geschenkt.

Kaum einer wusste das sie Schmetterlinge und die Farbe blau liebte, dabei war es recht offensichtlich.

"Geht nach Hause und kommt morgen früh nicht vor zehn Uhr." unterbrach Hotchner meine Gedanken, ich freute mich nur noch auf mein Bett und auf Laura. Ich hatte diesmal kaum Zeit gehabt mich zu melden und hatte sie vermisst.

Erst jetzt viel mir auf, das ein Schlüssel auf meinem Schreibtisch lag und erkannte ihn als meinen Autoschlüssel wieder. Ich hatte ihr meinen Wagen überlassen, damit sie nicht mit dem Taxi oder der U-Bahn fahren musste. Wenn ich unterwegs war, brauchte ich ihn sowieso nicht. Eigentlich hatte ich mit ihr abgemacht, das ich mit dem Taxi nach Hause kommen würde, wenn der Fall beendet ist. Doch anscheinend hatte sie andere Pläne.

Eilig griff ich nach dem Schlüssel und verabschiedete mich von dem Rest. Zum glücke verkniff sich Derek einen dummen Spruch, als ich an ihm vorbei ging. Er hatte einen besonderen Spaß daran gefunden mich mit dem Verhältnis zwischen mir und Laura aufzuziehen. Wobei ich momentan noch nicht mal mehr wirklich sagen konnte, welche Art von Beziehung wir hatten.

Laura war eine unglaublich attraktive Frau und ich hatte schon oft die Blicke bemerkt, die ihr andere Männer zuwarfen. Dank Morgan wusste ich auch, das man einen Menschen nicht lieben musste um mit ihm ins Bett zu gehen. Was war ich also für sie?

Sie war nicht der Typ Frau, die schnell mit einem Mann ins Bett ging, also was wollte sie dann von mir? Gefangen in meinen Gedanken fuhr ich nach Hause und bemerkte enttäuscht, dass das Licht in meiner Wohnung aus war. War sie überhaupt zu Hause? Leise öffnete ich die Tür zu meinem Schlafzimmer und fand sie nicht in meinem Bett vor, wie sonst. War sie vielleicht in ihrem Zimmer? Besorgt und nervös öffnete ich die Tür und sah sie in ihrem Bett liegen. Sie schien zu schlafen.

"Laura?" fragte ich sie leise, doch sie ignorierte mich. Ich wusste genau das sie nicht schlief. Ihre Finger zuckten sonst immer, außer sie war im Tiefschlaf und so lange war sie noch nicht zu Hause. Immerhin hatte sie kurz vor unserem Abflug mit Hotchner gesprochen. Fast schon demonstrativ drehte sie sich von mir weg. Hatte ich etwas falsch gemacht?

Leise verschloss ich die Tür wieder hinter mir und lehnte mich an die Wand neben der Tür. Am nächsten Tag würde bestimmt schon alles anders aussehen. Zumindest redete ich mir das ein.

Als ich am nächsten Morgen zeitig aufstand, in der Hoffnung sie zu sehen und mit ihr reden zu können was los sei, war sie wieder weg. Nur ein kleiner Zettel mit einer Notiz lag auf dem Tisch.

"Bin laufen, sehen uns im Büro" – Laura

Ich strich kurz mit den Fingern über den Zettel und machte mich danach fertig für die Arbeit, ewig konnte sie nicht vor mir davon laufen.

Mit einem Kaffee bewaffnet betrat ich das Büro. Morgan saß halb auf Lauras Schreibtisch und unterhielt sich mit ihr. Sie lachte leise über seine Worte, die ich nicht verstand und ein Stich der Eifersucht durchfuhr mich. Als Derek mich sah winkte er mich zu sich heran und Laura drehte mir den rücken zu, schien sich wieder mit ihrer Arbeit zu beschäftigen.

Langsam trat ich auf meinen älteren Kollegen heran und er hatte sein übliches grinsen aufgesetzt.

"Na kleiner, wie gehts dir?" fragte er mich in seiner üblichen lockeren Art.

"Gut." murmelte ich etwas kurz angebunden und sah seiner Augenbraue dabei zu wie sie ein Stück nach oben wanderte.

"Heute keine ausschweifenden Ausführungen?" fragte er mich und ich setzte mich schweigend an meinen Schreibtisch. Ich hatte jetzt keine Lust mich mit ihm zu unterhalten. Verstohlen warf ich einen Blick zu Laura hinüber, doch diese tippte gerade etwas in ihren Computer ein und wirkte in ihre Arbeit vertieft. Vielleicht würde ich sie ja später abpassen können?

Sie ging nicht auf die Einladung unserer Kollegen ein, in der Mittagspause gemeinsam etwas Essen zu gehen und auch ich lehnte ab. Ich wollte den Moment nutzen um mit ihr reden zu können. Kaum hatte sich das Büro geleert, da stand sie auch schon auf und verschwand Richtung Toiletten. Ich folgte ihr nach kurzem zögern und wartete im Flur auf sie.

Kurz schien sie zu erstarren, als sie mich sah und wollte Wortlos an mir vorbei. Kurzerhand packte ich sie am Handgelenk und hielt sie so auf.

"Laura was ist los?" sie schwieg und sah mich nicht an.

"Irgendetwas ist doch?" setzte ich sie weiter unter druck und sie versuchte sich aus meinem Griff zu befreien. Sie murmelte etwas, das ich nicht verstand und ich ließ sie los.

"Rede mit mir." flehte ich sie schon fast an und endlich sah sie mir in die Augen.

"Was bin ich für dich?" fragte sie mich ernst und ich stockte. Ich öffnete den Mund ohne einen Ton heraus zu bekommen und schloss ihn wieder. Ich sah sofort das ich sie mit meinem schweigen verletzte, doch meine Kehlte fühlte sich wie zugeschnürt an.

"Laura, ich..." brachte ich stockend hervor und verstummte wieder. Mir fehlte der Mut ihr zu sagen das ich sie liebte, das ich sie mehr wollte als alles andere. Ihre Stolze Haltung sackte in sich zusammen und sie ließ die Schultern hängen.

"Ich werde noch heute in meine Wohnung zurück kehren." sprach sie leise und ging. Ich konnte nichts weiter tun als ihr nutzlos hinterher zu sehen. Ich raufte mir die Haare, nachdem sie außer Sichtweite war. Ich war ein elender Feigling, warum konnte ich es ihr einfach nicht sagen?

Seufzend lehnte ich mich mit dem Rücken an die Wand hinter mir und mein Kopf schlug leise auf der Wand auf, als ich ihn nach hinten fallen ließ. Sie schien doch auch mehr für mich zu empfinden, oder nicht? Warum sonst sollte sie eine solche Frage stellen? Warum konnte Liebe nicht logisch sein? Warum war sie so kompliziert?

Müde ging ich zu meinem Schreibtisch zurück und versuchte mich auf die Arbeit zu konzentrieren. Jedoch schweiften meine Gedanken immer wieder ab und ich entschied mich mir einen Kaffee zu holen, vielleicht würde mir das helfen.

"Miss Milano, ich habe hier einen Brief für sie." neugierig sah ich um die ecke und entdeckte Laura, die mit einem Boten sprach und der ihr einen Brief überreichte. Dankbar nickend nahm sie ihn an und unterschrieb auf dem Zettel, der an ein Flipchart geklemmt war. Ich beobachtete sie dabei, wie sie den Brief öffnete und eilig überflog. Ohne von ihr bemerkt zu werden trat ich näher.

"Was ist das?" fragte ich sie und sichtlich erschrocken fuhr sie herum.

"Der Brief für die Untersuchung." sagte sie kurz angebunden und ging in Richtung Hotchners Büro, um kurz darauf darin zu verschwinden.

Als ich am Abend nach hause kam, kam mir meine Wohnung seltsam leer vor. Laura war direkt nach dem Gespräch mit Hotchner gegangen und hatte offensichtlich ihre Sachen gepackt. Dennoch entdeckte ich überall ihre Spuren, die sie hinterlassen hatte. Die zweite Kaffeetasse neben der Kaffeemaschine stand immer noch da. Der Schmetterlingsgattung am Kühlschrank war noch an der selben stelle wie heute Morgen. Auch hatte sie das große Kissen nicht mitgenommen, das sie gekauft hatte und auf der Couch lag. Sie liebte große Kissen.

Ihr Bett war ordentlich gemacht und ihr Duft schwebte noch immer leicht in dem Raum. Ruhelos lief ich durch die Wohnung und sah sie noch immer überall in den Kleinigkeiten, die sie für die Wohnung gekauft hatte, oder auch vergessen hatte mit zu nehmen.

In meinem Wäschekorb entdeckte ich noch ein Shirt, das sie offensichtlich übersehen hatte und zog es heraus. Vorsichtig strich ihr darüber und faltete es ordentlich zusammen. Ich legte es neben mich, als ich mich auf das Bett setzte und stützte das Knie auf den Beinen ab um meine Finger in meinen Haaren zu vergraben. Warum hatte ich es ihr nicht einfach gesagt?

Es ist anders als man glaubtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt