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Nun hatte ich mich abgeschuftet und war bereit, meinen Lohn zu empfangen. Endlich waren Sommerferien! Meine letzten, wie mir gerade aufgefallen ist. Ich musste seufzen und stützte meinen Kopf gegen die Fensterscheibe.

Ich, Luna Baker, hatte mein Abitur bestanden. Und ich war stolz drauf.

Mein Blick fiel auf mein Zeugnis. Ich wollte mir gerade meine Noten ein weiteres Mal durchlesen, obwohl ich sie eh in und auswendig kannte, als ich einen Ton hörte. *Plong* Eine Nachricht erschien auf dem Display meines Handys. Meine beste Freundin Anthony hatte mir wieder einmal geschrieben.

„Hey, wollen wir uns nach deinem Urlaub in Houghton mal wieder zu einem richtigen Mädels Abend verabreden? Und damit meine ich nicht das wöchentliche Treffen wegen der doofen Schule. Wir hatten dieses Jahr gar keine Zeit ☹ ...", las ich leise vor und musste grinsen. Die Vorstellung, gemeinsam Popcorn, Nachos und anderen Süßkram während einer spannenden Serie zu naschen, gefiel mir. Ich antwortete, dass ich es gar nicht erwarten könne und schloss den Tab auf meinem Handy.

Das Auto raste in ein Schlagloch und mir fiel fast mein Handy aus der Hand. Der Kameramodus erschien und ich checkte bei der Gelegenheit gleich mal mein Aussehen. Ich hatte langes schwarzes Haar und braune Augen.

Ich stöpselte mir die Kopfhörer, die beim Ruck ausgefallen war, wieder in die Ohren, lauschte den Klängen der Musik und schloss die Augen. Die Zeit verstrich.

Ich wusste nicht, wie lange ich Musik gehört hatte, aber irgendwann öffnete ich meine Augen und hörte Mamas und Papas Stimmen gedämpft durch meine Kopfhörer. Ich lauschte und nahm sie ab, um zu hören, worüber meine Eltern so laut diskutierten.

„Kannst du mal bitte aufhören, so ruckartig zu fahren?!", beschwerte sich meine Mutter bei meinem Vater. „Mir wird ja ganz schlecht...", jammerte sie.

„Dann hättest du vielleicht eine Reisetablette nehmen sollen! Und jetzt setz dich wieder, du machst mich ganz nervös mit deinem Rumgezappel!", erwiderte mein Vater, ein relativ kräftiger Mann mit krausem Haar und warmen Augen.

Wir fuhren in einen Kreisverkehr, die karge Landschaft drehte sich und ich wollte gerade wieder die Augen zumachen, als ich ein lautes Hupen hörte. Stirnrunzelnd streckte ich mich, um aus der Frontscheibe schauen zu können. Mir fiel ein weißer, riesiger LKW auf, aber etwas war verkehrt... Er fuhr von der Gegenfahrbahn aus mitten auf uns zu! Himmel, gleich würde er mit uns zusammenstoßen!

Mein Vater riss das Lenkrad herum und versuchte auszuweichen, aber neben uns war die Leitplanke. Es gab kein Entkommen.

Der weiße Riese näherte sich in rasender Geschwindigkeit und mir kamen die paar Sekunden wie Stunden vor. Alles raste in Zeitlupe an mir vorbei. Der Abstand zwischen uns wurde mit jeder Sekunde kleiner. Ich sah in die weit vor Furcht aufgerissenen Augen meiner Mutter durch den Rückspiegel und spürte meinen Herzschlag. Oh Götter!

1, 2, 3... Und dann bekam ich Panik. Ich krallte mich am Sitz fest und wartete auf den Aufprall, als es passierte.

Der LKW krachte mit großer Geschwindigkeit in unser Auto. Ich schrie und mein Gurt schnürte mir fast meinen Bauch ab, so fest hielt er mich in meinem Sitz. Wäre er nicht da gewesen, wäre ich durch die Windschutzscheibe geflogen.

Ich zuckte vor dem Schmerz zurück, der mich erschütterte.

Als langsam Ruhe einkehrte, fühlte ich meinen Herzschlag wie Donner in mir. Ich konnte nicht klar denken, aber ich sah mit einem Seitenblick, dass die Airbags aktiviert worden sind.

Ich senkte meinen Blick benommen und sah etwas Rotes. Blut. Ich hatte noch nie so viel auf einmal gesehen. Es lief an meinen Armen herab, an meinen Beinen und färbte den Sitz dunkelrot. In diesem Moment verlor ich das Bewusstsein.

Torquecrea- Schatten und Licht 🔹Zurzeit pausiert🔹Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt