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Nach ein paar Minuten voll friedlicher Stille, spürte ich eine wohlige, guttuende Wärme, welche mich durchflutete. Das Mittelchen wirkte sehr schnell und ich fühlte mich binnen kürzester Zeit besser. Vorsichtig, aber unfassbar erleichtert, richtete ich mich auf und stützte mich mithilfe meiner linken gesunden Hand auf meinem Bett ab, bis ich aufrecht saß.

Ich zog meine bisher verborgene rechte Hand unter der schneeweißen Decke hervor und bekam einen Schreck. Sie war in mehrlagigen, weißen Verband gehüllt und sehr dick. Ich musste noch einmal die Ärztin fragen. Vielleicht war sie gebrochen oder verstaucht. Nun wollte ich es wissen. Ich zog die Decke ganz weg und sah mein linkes Bein in einen Gips gehüllt. Meine Zehen schauten noch heraus, doch ich spürte keinen einzelnen mehr davon.

Unglücklich versank ich wieder in meine Liege, als die junge Ärztin zurückkam. Sie hatte anscheinend gesehen, dass ich mich vorher aufgerichtet hatte.

„Oh, du hast dich schon aufgestützt?" Sie klang verwundert.

In ihrer Hand hatte sie Tabletten, die fast so groß wie meine Fingerkuppe waren.

Aus Angst, diese auch noch schlucken zu müssen, stammelte ich ein paar Sätze. „Ähm. Mir geht es schon viel besser... Nur meine Hand und mein linkes Bein tun mir weh. Ist das gebrochen?"

Das Fläschchen unter meinem Kopfkissen brannte sich förmlich durch den dünnen Bezug, als wollte es mich auf sich aufmerksam machen.

Ich schluckte, als die Ärztin näherkam und mir schwirrten mal wieder so viele Fragen im Kopf herum. Warum hatte ich diesen verflixten Traum, der gar kein Traum war? Wieso konnte ich die Dinge so sehr fühlen, als wären sie Realität? Izumi hatte mir erklärt, dass ich aus einem bestimmten Grund da wäre. Es sei nur noch nicht an der Zeit, sie mir zu offenbaren.

Was würde passieren, wenn ich schlief? Würde ich in die Welt zurück gelangen? Nach Torquecrea? Wenn das kein Traum war, sondern Realität... Wie war es möglich, in eine andere Welt zu gelangen? Mein Kopf ratterte, als wären im Inneren tausende kleine Zahnräder eingebaut. Die Stimme der jungen Ärztin riss mich aus meinem Dschungel aus Fragen.

„Es ist zweimal gebrochen, einmal in der Mitte am Knie und einmal an deinem Schienbein. Du wirst leider in nächster Zeit nur mit Krücken laufen können." Sie schaute mich mitleidig an. „Und deine rechte Hand ist nur verstaucht. Du hast enormes Glück gehabt, Luna. Dieser Autounfall war der schwerste seit 10 Jahren in dieser Umgebung. Der LKW ist von der Fahrbahn abgekommen und ist in eurer Auto mit über 80 km pro Stunde zusammengekracht. Ihr wärt eigentlich alle tot gewesen, aber...", sie räusperte sich. „Aber im Gegensatz dazu, seid ihr drei wohlauf. Es ist ein wahres Wunder, dass ihr mit so verhältnisweise geringen Verletzungen davongekommen seid. Ich weiß, dass es eigentlich gegen den Datenschutz verstößt, aber ich kann dir sagen, dass der LKW-Fahrer ums Leben gekommen ist. Durch den Aufprall platzten ein paar Leitungen unter der Motorhaube des Lastkraftwagens und explodierten. Er ist noch am Unfallort verstorben..."

Sie schwieg und ich tat es ihr gleich. Ich konnte nicht glauben, was ich da gehört hatte. Mein Gehirn stand wahrscheinlich immer noch unter Schock.

Ich musste das alles erstmal verarbeiten. Deswegen schloss ich meine Augen und konzentrierte mich auf meinen Atem. Den Schmerz versuchte ich auszublenden, meine Gedanken hängte ich an kleine Wolken und ließ sie mit einer luftigen Brise übers Meer davonziehen. Kaum hatte ich meine Gedanken ziehen lassen, schlief ich auch schon wieder ein.

In dem gleichen Raum, in dem ich mich in meinem gefühlt späteren Leben befunden hatte, wachte ich auf. Ich war also wieder in Torquecrea.

Super.

Würde das jetzt immer passieren, wenn ich einschlief? Verdammter Mist, das wäre ja totanstrengend. Ich würde nie wieder richtig schlafen können, weil ich ein Doppelleben in einer anderen Welt führte.

Torquecrea- Schatten und Licht 🔹Zurzeit pausiert🔹Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt