Kapitel 8

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Leise brummend drückte ich meinen Kopf immer tiefer in mein Kopfkissen, bis ich mir sicher war, dass es nicht weiter nachgeben würde. Dann hob ich meine Hände und presste sie mir auf die immer noch freiliegenden Ohren. Die Vögel zwitscherten zu laut nach meinem Geschmack, aber nichtsdestotrotz halfen sie mir, wach zu werden. Ich drehte mich auf die Seite, bevor ich schließlich meine Augen öffnete.

Die sterilen, weißen Wände des Krankenhauszimmers stachen mir in die Augen und ich musste mich erst an diese völlig trostlose Umgebung gewöhnen, die sich, im Gegensatz zu der bunten Welt der Orbisphyren, total nüchtern mit meinem unruhigen Gemütszustand deckten. Ich war allein in dem kleinen Zimmer und nichts erinnerte mich an mein Zuhause. Wir wohnten eigentlich zu dritt in einem kleinen Einfamilienhaus in Alabama. Kleine Familie, kleine Blockhütte, pflegte mein Vater immer zu sagen. Ich schwenkte in Gedanken und wurde, als ich etwa eine Armlänge nach rechts rutschte, von der durch die Scheiben fallenden Sonne geblendet. Sofort kniff ich meine Augen zusammen und musste wider Willen an all das denken, was sich die letzten Stunden abgespielt hatte.

Mein Körper schmerzte zwar immer noch, aber es ging mir schon um Welten besser als davor. Dieser Spruch kann nun auf erschreckende und doch erstaunliche Weise völlig neu interpretiert werden. Ich meine, ich war in einer anderen Welt gewesen, vorausgesetzt, ich hatte mir das alles nicht eingebildet. Dessen war ich mir inzwischen ziemlich sicher, als ich mit meiner linken und unverletzten Hand das kleine Fläschchen unter der makellos weißen Decke hervorzog.

Mit einem konzentrierten Blick betrachtete ich es genauer. Die Form des Glasfläschchens ähnelte einem flakonartigen Gefäß, in dessen Bauch sich nur noch ein winziger Schluck der so vertrauten goldgelben, sprudelnden Flüssigkeit hin- und her wog. Ich stellte das Fläschchen auf meinem Krankentisch ab, dann rieb ich mir durch die Augen und fuhr mir einmal durch die Haare, was nicht viel brachte, denn sie waren widerspenstiger denn je.

Langsam ließ ich die Ereignisse Revue passieren.

Ich, Luna, ein Mädchen, das an einer Mondfinsternis geboren war, sollte ein Mädchen finden, das an einer Sonnenfinsternis geboren war und mit ihm gemeinsam nicht nur eine, sondern mehrere Welten retten.

Unwillkürlich musste ich schmunzeln, doch im nächsten Moment hämmerte jemand gegen die Tür. Mein Lächeln gefror und ich setzte mich aufrecht hin, als schon Anthony hineingetigert kam. Ihr blondes Haar wehte wie ein Teppich voller Sonnenstrahlen hinter ihr her und ihre grünen Augen funkelten besorgt, als sie mich entdeckte. „Luna!"

Kurz hinter ihr kam die junge Ärztin zum Vorschein, bepackt mit einem Block und mehreren Stiften sowie Tablettenverpackungen, die sie geschickt zwischen ihren Fingerzwischenräumen austangierte. Die Frau mit dem rundlichen Gesicht und den Sommersprossen war sichtlich verärgert.

„Junges Fräulein, ich habe dir doch gesagt, du sollst draußen warten! Ich verstehe ja, dass du deine Freundin sehen willst, aber ich weiß nicht, ob sie..."

„Nein nein, ist doch schon in Ordnung. Ich bin froh, dass sie da ist. Kann sie bitte hier bleiben?"

Bettelnd schaute ich der Ärztin in die Augen. Sie atmete tief ein und stellte ihr Klemmbrett samt Schreibutensilien und Tablettenpackungen auf meinen Krankentisch.

„Na gut. Ich lass euch kurz alleine, dann komm ich rein und werde mir deine Werte aufschreiben." Sie wandte sich an Anthony, die mich mitleidig musterte. Wahrscheinlich musste ich furchtbar blass sein und ganz und gar krank aussehen. „Und du, werte Dame, wirst sie nicht aufregen, kapische? Ihr Zustand und ihre Psyche müssen so normal, wie möglich sein, wenn ich die Messdaten ablese und notiere." Bevor ich mich darüber wunderte, dass das, was sie gesagt hatte, überhaupt gar keinen Sinn ergab, drehte sie sich um und verschwand mit ihrem wehenden weißen Kittel durch die Zimmertür.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 05, 2021 ⏰

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