Part 16

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pov: Yamaguchi

Oh je. Ob ich das seelisch überstehen würde, war eine Frage. Ob ich Tsukki jetzt den schlimmsten Abend seines Lebens liefern würde, die andere.
Oh... oh Gott, bitte hilf mir.
Als Tsukki wieder ins Wohnzimmer kam und man seine Mutter bereits in die Küche gehen hörte, setzte ich mein überzeugendstes Lächeln auf und das erste was mir einfiel war... ein Daumen-hoch.
Nagut, zumindest hatte ich jetzt mein Ziel erreicht, ihm näher zu kommen. Aber gleich so nah??
Tsukki kam wieder zu mir herüber und setzte sich. „Eh, wir haben wohl noch einen zweiten Futon.. am Dachboden. Ich hol ihn später herunter", meinte er. „Ah.. ahja? Danke" Direkt neben Tsukki schlafen... Wie am Trainingscamp. Allein das hat mich ja schon total aus der Reihe geworfen und jetzt waren wir auch noch alleine...
„Gut, dann gehen wir jetzt rauf und lernen in meinem Zimmer weiter", sagte er. Ich nickte und wir nahmen zusammen die Lernsachen und trugen sie hoch in Tsukki's Zimmer.

„Warte kurz hier, bin gleich wieder da", sagte er als wir gerade oben angekommen waren. Ich setzte mich an den Zataku und sah mich noch einmal um. Mein Blick fiel auf die Dinosaurier auf dem Regal über Tsukki's Schreibtisch. Ich schmunzelte belustigt. Dass die immernoch da standen?
Ah... er hat blaue Bettwäsche.
Der Futon sah so einladend aus, dass ich mich am liebsten hineingekuschelt hätte. So viele Kissen. Vor allem nach dem Training heute war ich ziemlich müde. Wie lange er wohl noch lernen wollte? Ich gähnte.
Nach vielleicht fünf Minuten kam Tsukki zurück, mit einer dünnen Matratze unter dem Arm.
Er kam herein und legte sie direkt neben seine. Also schlief ich heute Nacht wirklich genau neben ihm.
„Ich.. hätte dir doch helfen können", meinte ich.
„Schon in Ordnung. Wir sollten noch ein bisschen was aus dem Abend rausholen und weiterlernen", erwiderte er.
Darum lernten wir bestimmt noch für vier Stunden.
Ich konnte meine Augen nicht mehr offen halten und mein Kopf knallte fast auf den Tisch.
„Tsukki...." Ich gähnte. „Wir lernen seit 4 Stunden, ich bin so... müde" Mit dem Kopf auf den Arm gestützt schloss ich kurz meine Augen.
„Es waren nicht einmal 45 Minuten, Tadashi", gab er zurück.
„Ach echt?" Ich gähnte schon wieder.
„Nagut, dann hören wir eben auf. Aber das heißt nicht, dass wir morgen nicht weitermachen", sagte er streng. „Du kannst übrigens zuerst ins Bad, wenn du willst", fügte er noch hinzu.
Ich hielt die Luft an. Achja... das hatte ich schon vergessen. Die Tsukishimas hatten ja ein ziemlich tradititionell japanisches Haus, wie die meisten in der Umgebung.
„Oh, ähm... dankeschön", meinte ich leise.
„Kein Problem. Wir haben natürlich auch Ersatzzahnbürsten hier", fügte er noch hinzu.
„D-danke"
„Und ich... geb dir gleich was zum Anziehen" Während er das sagte, sah er mich absichtlich nicht an und stand auf, um zu seinem Schrank zu gehen.
Ich wurde ein wenig rot. „Danke, Tsukki", erwiderte ich schüchtern.
Dieser stand einen Meter von mir entfernt und zog schließlich ein weißes Basic-Shirt aus seinem Schrank und hielt es in seiner Hand nach hinten ausgestreckt. Ich nahm es an. Tsukki stand allerdings immernoch da und schien zu überlegen was er mir... noch ausleihen konnte. Oh nein.
„Hier" Schließlich hielt er eine Boxershorts und noch eine schwarz karierte, dünne Pyjama-hose in der Hand und reichte mir beides.
„K-keine Sorge, die ist sogar neu", sagte er schnell. Trotzdem konnte er mich nicht ansehen.
Ich war darüber aber ziemlich froh, denn ich hatte mich nicht mehr unter Kontrolle und war komplett rot geworden. Ich stand ganz schnell mit den Klamotten auf.
„D-danke", sagte ich energisch und ging in Richtung Tür, rannte beinahe raus und eilte die Treppe hinunter, bis ins Badezimmer.
Als ich dort angekommen war, konnte ich nur staunen. Das Badezimmer der Tsukishima's war viel größer, als ich es in Erinnerung hatte. Und vor allem, viel größer als unserer zuhause. Wow..
Ich ging also hinein, sperrte ab und begann mich auszuziehen. Ja. Jetzt stand ich hier in Tsukki's Haus und zog mich aus. Oh, reimt sich sogar.
Das bedeutete aber nicht, dass es etwas Gutes war.
Tatsächlich war ich ziemlich nervös. Diese einfachen Badezimmertüren konnte man nämlich nicht abschließen, also musste ich darauf vertrauen, dass auch seine Mutter bemerkt hatte, wie ich hier reingerannt war.
Ich zog mich also aus, duschte mich ab und stieg dann in die Badewanne. Zum ersten Mal an diesem Tag konnte ich mich wirklich entspannt zurücklehnen.
So schlimm war es doch garnicht.
Ich genoss mit einem Lächeln das heiße Wasser. In dem Moment fühlte ich mich wie im siebten Himmel und schlief bei dieser Tiefenentspannung beinahe ein. Ich hielt mich zwar noch wach, brauchte aber lange Zeit zur Überwindung um wieder hinauszugehen.
Irgendwann schaffte ich es doch, trocknete mich ab und bevor ich erfror, schlüpfte ich schnell in Tsukki's T-shirt. Es war mir nur ein kleines bisschen zu groß, aber es fiel nicht sehr auf. Tsukki war zwar ein bisschen größer als ich, aber anscheinend änderte das nicht viel an seiner Kleidergröße. Als nächstes zog ich mir die Boxershorts an. Die... passte mir aber nicht wirklich. Ich bekam fast einen Herzinfarkt und wollte sie am liebsten wieder ausziehen, zog stattdessen aber einfach ganz schnell die Pyjama-hose drüber. Oh... so weich. Ich fühlte mich gleich wieder total wohl, anscheinend dank eines Weichspülers, der seinen Job gut gemacht hatte.
Nachdem ich mir die Zähne geputzt hatte, ging ich mit dem Handtuch um meinen Hals, damit meine Haare nicht zu sehr tropften, wieder die Treppe hoch zu Tsukki's Zimmer. Ich öffnete zufrieden die Tür. „Ich bin fertig, Tsukki!", sagte ich gut gelaunt und lief auf den Futon zu. Tsukki lehnte gerade an der Wand auf seinem eigenen Futon und hörte mit Kopfhörern Musik. Als er mich sah, wirkte er ein bisschen erschrocken. Vielleicht, weil ich seine Kleidung trug, aber ich konnte es nicht sagen.
„G-gut, dann geh ich jetzt", gab er zurück und verließ daraufhin das Zimmer. Jetzt saß ich hier schon wieder alleine. Aber nun frisch gebadet, in Tsukki's Kleidung und entspannt und glücklich. Ich lehnte mich an die Wand und seufzte.
Endlich... Ruhe...

Als ich aufwachte öffnete Tsukki gerade die Tür. Ich bemerkte, dass ich noch an der Wand lehnte und konnte nicht länger als 15 Minuten geschlafen haben.
Von Tsukki's kurzen blonden Haaren fielen kleine Wassertropfen auf sein Shirt. Aber nur auf einer Seite, denn auf der anderen hing sein Handtuch. Achja, er war ja gerade... im selben Badewasser wie ich gewesen. Oh mann.
„Alles okay?", fragte Tsukki während er sich mit dem Handtuch noch einmal durch die Haare wuschelte. „Du siehst ziemlich fertig aus", sagte er.
„Ich bin nur ziemlich müde", erwiderte ich langsam und gähnte wieder.
„Achso" Er schaltete plötzlich das Licht aus und im Dunkeln hörte ich seine Schritte auf mich zukommen. Dann ging direkt neben mir eine kleine Lampe an. Sie stand neben meinem Futon und gab nur sehr dämmriges Licht ab.
„Ich bin auch müde, also.. gute Nacht", sagte er und lächelte mich kurz an. Ich sah jetzt, dass er auch ein weißes Shirt trug. Aber... auch keine Hose.
Ich war jedenfalls zu müde um darüber nachzudenken und er krabbelte bereits unter seine eigene Decke. Direkt neben mir. Und legte sich auf den Rücken. Schlief er am Rücken? Oder wollte er sich nur nicht zu oder weg von mir drehen?
Ich rutschte auch nach unten, legte mich zu Tsukki gedreht hin und zog mir die Decke bis zum Hals hoch. Dann sah ich ihn von der Seite an.
„Du machst es ja schon wieder", meinte er und drehte sich plötzlich in meine Richtung, mit einem süßen Lächeln auf den Lippen.
Ich wurde leicht rot.
„Du hast mich angestarrt", redete er weiter. Dann setzte er seine Brille ab und legte sie hinter sich. Wieder drehte er sich zu mir. „Das tust du immer, wenn wir nachhause gehen"
„O-oh.." Ja, das war mir auch aufgefallen. Aber es passierte eben immer wieder. Auch jetzt wandte ich nicht den Blick ab, sondern sah ihm weiter in die Augen. Trotz des recht großen Abstands, fühlte es sich an, als wäre sein Gesicht ganz nah an meinem. Ich bildete mir sogar ein, seinen Atem zu spüren.
„Schaltest du das Licht aus?", fragte er. Ich nickte leicht und drehte mich abwesend um. Mit einem Finger knipste ich den Schalter um und drehte mich wieder zurück in meine Position. So dunkel war es garnicht. Durch das Fenster schien Licht von den Straßenlaternen, deshalb konnte ich Tsukki's Gesicht noch ganz deutlich erkennen.
Gerade wollte ich nichts lieber, als näher bei ihm zu sein. Noch viel näher. Von hier aus hörte ich nur seinen regelmäßigen Atem, aber...
Ich versuchte vorsichtig ein bisschen mehr an den Rand meines Futons zu rutschen und den Abstand zwischen uns zu verringern. Nur ein bisschen.
Tsukki sagte nichts, also dachte ich, dass er wohl schon schlief. Auch wenn das ziemlich schnell gegangen war und mich ein wenig misstrauisch machte. Aber es war mir egal, solange ich bei ihm sein konnte. Also rutschte ich immer näher und hatte immer mehr das Gefühl, er würde gleich seine Augen öffnen und mich fragen, was ich da tat. Aber das war es wert.
Irgendwann hatte ich tatsächlich erreicht, was ich wollte.
Ich lag so nah an Tsukki dran, zumindest hatte ich meinen Kopf so sehr zu ihm geneigt, dass unsere Nasen vielleicht noch... zehn Zentimeter voneinander entfernt waren.
Immernoch starrte ich ihn an und ein Lächeln legte sich auf meine Lippen. So konnte es meinetwegen für immer bleiben.
Vielleicht sogar noch... ein wenig näher.

Sugar and Spice - a haikyuu love story Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt