69.Kapitel

4.1K 122 10
                                    

Aus Nathans Perspektive

Fuck tat das weh. Ich sah tatsächlich Sternchen. Mein Rücken- verfluchte Scheiße, ich war halt doch nicht mehr der Jüngste. Sophie schaute besorgt auf mich herunter. 

"Leon, komm mal rüber!" brüllte sie laut. Die Frau hatte echt ein Organ. Ich stöhnte leise auf. 

"Lass Sophie. Das geht schon."Versuchte ich sie zu beschwichtigen und richtete mich langsam auf. Okay, Beine funktionierten, dass war ja schon mal gut, Hände auch. Also kein Kollateralschaden. 

"Rühr dich nicht von der Stelle!" Herrschte mich Sophie an. Ich verdrehte nur die Augen und stellte mich hin. Vorsichtig bewegte ich mich hin- und her. 

"Hey, dass sah übel aus, alles okay?" Leon musterte mich. 

"Check ihn bitte durch!" forderte Sophie Leon auf. 

"Nein, passt schon." knurrte ich zurück.  Warum hatte ich mich nur von Sophie auf dieses beschissene Trampolin zerren lassen. Dass sie mir dann auch noch ihre Spitzenunterwäsche gezeigt hatte, war mein Untergang gewesen. Langsam lief - oder besser humpelte ich - einige Schritte. Ganz rund war das nicht, aber es ging schon. Jetzt hieß es Zähne zusammenbeißen. Zum Glück hatte ich immer ein Fläschchen Novalgin dabei, dass würde nachher herhalten müssen. Sophie konnte ja auch zurückfahren. Sophie betrachtete mich nach wie vor kritisch mit Argusaugen. Sie blieb nah an meiner Seite, während wir langsam die Runde im Park beendeten. Jeder Schritt schmerzte. Es fühlte sich so an, als wäre da nicht alles wieder am richtigen Fleck, eher so, als wäre irgendwas verschoben und jetzt konnte ich mich noch nicht mal selber spritzen. Ich ballte die Faust - Warum passierte mir sowas. So eine Blamage und das ausgerechnet beim ersten Kennenlernen von Sophies Familie. Aufatmend sah ich, dass wir dem Haus von Sophies Eltern wieder näher kamen. Bald hatte ich es geschafft. Sophie und ich ließen den anderen den Vortritt, bei dem Gedanken mich gleich bücken zu müssen um die Schuhe auszuziehen wurde mir schlecht. 

"Nathan, du lässt dich jetzt von Leon durchchecken. Das sieht ein Blinder mit Krückstock dass bei dir gar nichts okay ist!" Fuhr mich Sophie böse an, als wir kurz unter uns waren. 

"Das geht schon Sophie. Ich nehme gleich Novalgin und dann überlebe ich schon den Rest des Nachmittags." versuchte ich sie zu beschwichtigen.

"Einen Teufel wirst du tun. Du machst jetzt genau das was ich sage. Wir gehen nach oben in mein Zimmer und dann hole ich Leon und Leander..."
Wieder setzte ich an um zu unterbrechen. 
"Vergiss es. Du hältst jetzt einfach mal die Klappe und machst genau das was ich dir sage! Ende der Diskussion!" Ihr Blick hätte einen ausgewachsenen Elefanten ohne Weiteres töten können. Ich verdrehte die Augen, so eine Zicke. Ohne groß auf sie einzugehen überholte ich sie und bückte mich vorsichtig nach unten um meine Schuhe auszuziehen. Das ging doch ganz gut. Etwas schneller richtete ich mich auf um nur gleich darauf vor Schmerz aufzukeuchen. Mir wurde schwindelig und schlecht, mein Sichtfeld engte sich ein. Ich spürte, wie Sophie näher kam und mich stützte. Ich hielt meine Augen geschlossen und verharrte in dieser gebeugten Situation. Alles andere war zu schmerzhaft. 

"Okay, ganz langsam." Hörte ich Leons Stimme, der mich nun auf der anderen Seite stützte. 

"Wir gehen jetzt rüber in mein Zimmer und da schauen wir gleich mal, wie wir dir helfen können." Ich war froh, dass Sophie neben mir war, während wir mit kleinen Schritten in das nächstgelegene Zimmer liefen. Ich wurde vorsichtig aufs Bett bugsiert. Dann wurde es geschäftig um mich herum. Ich hielt die Augen geschlossen, während eine Blutdruckmanschette um meinen Oberarm gewickelt wurde. "Der Druck ist 120/80."

"Gut, dann gebe ich mal was gegen die Schmerzen. Wie ist es mit der Übelkeit Nathan?" Hörte ich Leanders Stimme heraus. 

"Okay, geht gerade wieder." Ich öffnete die Augen. So auf der Seite liegend war der Schmerz deutlich besser zu ertragen. 

"Ich gebe dir das Mittel trotzdem intravenös!" Ohne weitere Ansage wurde eine Stelle in meiner Ellenbeuge desinfiziert und ein Zugang fand den Weg in meine Vene. War gar nicht so schlimm. Hatte wohl Vorteile einen Anästhesisten in der Familie zu haben. Ich dachte wirklich wirres Zeug... rief ich mich selbst zur Räson.

"Schmerzskala von 1-10?"Fragte Leon

"Hm so eine 6."Murmelte ich. 

"Heißt also 8!" Stellte Leon fest und lächelte mir zu. Ich lächelte kurz etwas gezwungen zurück. Leander machte solange das Schmerzmittel fertig und verabreichte es mir in den Zugang. Ich schloss die Augen. Nun konnte es ja eigentlich nur noch besser werden. 

"Gut, ich schau mir mal kurz deinen Rücken an." Mein Hemd wurde von Sophie geöffnet und mir danach ausgezogen. Ich spürte Leons Hände auf meinem Rücken, wie er mich fachmännisch untersuchte. 

"Okay, also deine Rückenmuskulatur ist gut ausgebildet. Ich gehe jetzt unterschiedliche Punkte durch, du sagst mir wo der Schmerz am heftigsten ist." Leon fand die Stelle ziemlich schnell. 

"Ich schaue mir das Ganze jetzt eher aus der Chiropraxis an, als aus Orthopädensicht, wenn ich dir auch stark empfehlen würde, noch ein MRT durchführen zu lassen. Ich würde sagen, dass das eine vertebrale Subluxation ist, also durch den Sturz haben sich zwei Rückenwirbel verschoben. Ich kann versuchen, dass zu justieren." Er schaute mich an und wartete auf eine Antwort. 

"Verbessert das die Schmerzen?"

"Sollte es, ja, aber ich kann dir nichts versprechen." Er schaute mich ruhig an. Mir gefiel seine Art und Weise, wie er behandelte. 

"Puh, dann probieren wir es." 

"Okay. Dann alle anderen raus hier!" Ordnete Leon an. 

"Aber...."setzte Sophie an. 

"Auch du!" Sagte er mit Nachdruck. "Kümmere dich um einen MRT Termin bei euch, oder in der Uniklinik!"

"Ist das okay für dich!"Sophie beugte sich zu mir herunter und strich mir mein etwas verschwitztes Haar aus der Stirn. 

"Ja ist, es, danke!" Ich lächelte sie an und war dann aber doch froh, dass Leon die Justierung ohne Publikum durchführen wollte. 

"Also, können wir?" Leon schaute mich fragend an. 

"Wir können!"  

Teil 3 Herzblatt - Anna und Timo & FriendsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt