4. Kapitel - Arztbesuch wider Willen ( Anna, Dr. Jäger, Timo)

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Aus Annas Perspektive

Mit Tränen in den Augen schaute ich Timo hinterher, wie er das Haus meiner Eltern betrat. Wie konnte ich nur so dermaßen falsch liegen. Was hatte ich jetzt alles mit meiner Entscheidung das Ganze für mich zu behalten, kaputt gemacht? Mühsam beruhigte ich mich wieder als Timo und Simon Richtung Auto liefen. Es reichte schon, dass einer meiner beiden Männer sauer auf mich war.  Timo öffnete die Beifahrertüre und ein warmes Bündel Mensch krabbelte auf meinen Schoß und umarmte mich. Tief atmete ich seinen charakteristischen Geruch nach noch teils Baby, teils einfach Simon ein. 

"Da hat sich jemand aber sehr auf dich gefreut!" Timo schaute lächelnd auf uns beide herab. Simon löste langsam die Umarmung und strahlte mich mit Augen, die Timo so unendlich ähnlich waren, an. 

"So kleiner Mann. Ab in deinen Sitz!" Timo nahm ihn mir vorsichtig aus dem Arm und verfrachtete ihn in seinem Autositz. Ich drehte mich um und hielt Blickkontakt. Während Timo die kurze Strecke zu uns nach Hause fuhr, erzählte mit Simon auf sein Art und Weise, wie sein Tag gewesen war. 

Kurz darauf waren wir Zuhause angekommen. Nachdem ich Simon ins Bett verfrachtet hatte, setzte ich mich zu Timo auf die Couch. Ich lehnte mich an ihn an. Seine Hand ruhte auf meinem Unterbauch. Einerseits fühlte ich mich völlig erledigt, gleichzeitig war die Wärme, die von seiner Hand ausging auch sehr angenehm. Nur für einen Moment die Augen schließen...

"Süße, ich bring dich ins Bett!" Ich zuckte zusammen, scheinbar war ich eingeschlafen.  Vorsichtig umschlang Timo meine Kniekehlen und stellte sich hin. Ich schmiegte mich an seinen Oberkörper und inhalierte tief seinen Duft. Blinzelnd schaute ich zu ihm nach oben. Nur Liebe war in seinen Augen zu sehen - keine Wut und Trauer. Hoffnung machte sich in mir breit - vielleicht wurde ja doch alles gut. Mit diesem Gedanken schlief ich ein.  

Aus Timos Perspektive

Ich betrachtete Anna, während sie neben mir schlief. Meine Augen wanderten über ihren Körper. Tatsächlich, ihre Brüste waren bereits etwas geschwollen. Das mir das bisher nicht aufgefallen war. War ich so blind in letzter Zeit gewesen für sie? Gut ich hatte viel gearbeitet, aber trotzdem. Seufzend drehte ich mich zur Seite und stellte mein Handy auf 2 Stunden ein. Schließlich musste ich mir immer wieder kurz von ihrem Gesundheitszustand ein Bild machen. Das würde ihr nicht gefallen, aber da musste sie durch. Sanft küsste ich sie auf die Schläfe, damit kuschelte sich Anna an mich und wir beide fielen in einen tiefen Schlaf - zumindest vorerst.

Aus Annas Perspektive 

Ich wachte auf und war total erschrocken, als ich auf die Uhr schaute. Es war schon 10 Uhr. Ich fühlte mich trotzdem total gerädert. Mein Nacken fühlte sich steif an, meine Beule am Hinterkopf schmerzte leicht und ich war einfach totmüde. Timo hatte es tatsächlich, korrekt wie er war, durchgezogen und mich alle 2 Stunden geweckt. Zu seinem Glück konnte ich immer ziemlich schnell wieder einschlafen. Vorsichtig richtete ich mich im Bett auf und blieb, vernünftig wie ich ja war, noch einen Moment auf der Bettkante sitzen. Das Zimmer entwickelte kein Eigenleben - sehr gut. Ich erhob mich und lief in die Küche. Mittwochs brachte immer Timo Simon zur Tagesmutter, also wusste ich, dass ich alleine war. Ich schaute mich in der Küche um, auf der Suche nach etwas Essbaren, was mir nicht sofort den Magen umdrehte. Leider war nicht wirklich etwas zu sehen. Auf der Frühstückstheke sah ich einen Zettel liegen. Neugierig setzte ich mich auf einen der Holzhocker und schaute, was darauf geschrieben war.

Ich hoffe du hast gut geschlafen. Da ich dich nicht wecken wollte, habe ich für dich einen Termin bei deinem Gynäkologen ausgemacht. Um 12 Uhr. Liebe dich! Timo

Ich verdrehte die Augen. Das war ja mal wieder typisch. Er konnte nichts dem Zufall, oder gar meiner Eigenregie, überlassen. Am liebsten würde ich den Termin einfach sausen lassen. Aber ich wusste, dass nach der Aktion gestern, ich besser das tun sollte, was Timo sagte. Ich machte mir einen Tee und nahm mit einer Grimasse meine Medikamente. Diese sollte ich heute wohl wirklich nicht vergessen. Solange wie der Tee abkühlte ging ich unter die Dusche und versuchte darauf zu achten, dass meine Stirn möglichst nicht nass wurde. Nachdem ich in frische Kleidung geschlüpft war, fühlte ich mich wieder halbwegs wie ein Mensch und ging erneut in die Küche um meinen Tee zu trinken. Ich setzte mich mit der Tasse an den Esstisch und schrieb Elena eine Nachricht. Wenn sie schon nicht zur emotionalen Unterstützung direkt da war, wollte ich ihr zumindest Bescheid geben.

Teil 3 Herzblatt - Anna und Timo & FriendsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt