Für 16WOLKE11
Pov Erik
Hast du jemals in die Augen von irgendwem geschaut und alles gesehen? Alles was er sah, alles was er erlebte, alles was er war und alles was er je werden würde? Hast du jemals in seine Augen gestarrt und dir Gedanken darüber gemacht, wie er dich so sehen kann, wie er es tut? Wie er dich lieben kann, trotz all der Löcher in deinem Herzen, oder der Makel in deinem Gesicht. Wie er dich noch immer lieben kann, trotz all der Kämpfe die du verloren hast und all denen, die du noch gewinnen wirst. Hast du jemals in die Augen von Jemandem gesehen und dich darüber gewundert, warum er dich ausgesucht hat? - Weil du ihn das gleiche fühlen lässt.
Fassungslos musterte ich meine Freundin. In Jogging Hose und Hoodie stand sie im Türrahmen, mit zerzausten Haaren, blasser Haut und dunklen Augenringen. „Hey." Krächzte sie nahezu tonlos. „Baby, geht's dir gut?" Sie nickte, machte eine verwerfende Handbewegung und deutete mir an in die Wohnung zu kommen.
„Die Frage war ernst gemeint Schatz. Ich möchte eine Antwort." Beharrte ich weiterhin auf eine plausible Erklärung für ihr kränkliches Erscheinungsbild.
„Es ist alles okay Erik, wirklich." Versuchte sie mir weiß zu machen, während sie scheinbar jedoch enorm mit ihrer Fassung zu kämpfen hatte. Besorgt legte ich die Stirn in Falten und den Kopf schief.„Du hast Fieber." Bemerkte ich, als mein Blick auf ihre glasigen Augen und die geröteten Wangen fiel. Ohne ihr die Möglichkeit zu lassen, mir auszuweichen, hatte ich den nötigen Schritt gemacht um ihr meine Hand behutsam auf die Stirn zu legen und provisorisch ihre Temperatur zu überprüfen. Genervt verdrehte Lena die Augen. „Ich hab gesagt mir geht's gut!" Zischte sie giftig und wischte sich energisch meine Hand aus dem Gesicht. „Und ich sehe, dass das nicht so ist! Schatz, du gefällst mir heute garnicht." Erwiderte ich prompt und verzog besorgt das Gesicht. „Wenn du weiter vor hast mich zu bemuttern, fahr einfach wieder nachhause!"
„Ich darf dich aber schon daran erinnern, dass wir zum Essengehen verabredet waren?" Ihr Brustkorb hob und senkte sich sichtbar und signalisierte mir, dass meine Freundin unfassbar geladen war. Sie gehörte normalerweise nicht zu dieser impulsiven Art Mensch. Kaum konnte ich mich daran erinnern, sie jemals so erlebt zu haben.„Geh bitte. Ich gefalle dir ja heute sowieso nicht." Zitierte sie meine, zugegebenermaßen unsensibel gewählten Worte und unterdrückte ein Schluchzen. „Baby, so war das nicht gemeint und... das weißt du auch." Versuchte ich sie zu besänftigen und vor allem selbst ruhig zu bleiben. Lena aber schien das nur als Anlass zu sehen, sich noch mehr in die Situation hineinzusteigern. Ihre Unterlippe zuckte, als sie die Tür aufriss und mich kommentarlos nach draußen schob.
Ich stand mit dem Rücken zur Tür und atmete tief ein, nur um die Luft ein paar Sekunden lang anzuhalten und sie wenig später stoßartig aus meiner Lunge zu drücken. In unregelmäßigen Abständen vielen kleine Regentropfen auf meine Haut und benetzten diese mit angenehmer Kühle. Ich drehte mich noch einmal um. Vielleicht weil der gutgläubige Teil von mir erwartete, meine Freundin könnte eventuell einen abrupten Sinneswandel gehabt haben und nun freudestrahlend im Türrahmen stehen, vielleicht aber auch, weil ich mir in diesem Moment nichts sehnlicher wünschte. Nie war mich jemand so angegangen, geschweige denn hatte mich vor die Tür gesetzt. Was ich in diesem Moment fühlte, war absolutes emotionales Neuland und ich hatte keine Ahnung damit umzugehen. Grübelnd setzte ich mich in mein Auto, da der Regen stärker geworden war. Die angenehm erfrischende Kühle war unangenehm eisiger Nässe gewichen. Mein Pulli klebte an meiner Haut, als ich mit eisigen Fingern nach meinem Handy griff, um den Tisch im Restaurant für heute Abend abzubestellen und wenig später das Auto zu starten. Zuhause entledigte ich mich meiner durchtränkten Klamotten und nahm eine viel zu warme Dusche. Meine Haut nahm einen beunruhigenden Rotstich an, was mich allerdings nicht daran hinderte, das heiße Wasser weiterhin auf sie einprasseln zu lassen.
Der Wasserdampf erschwerte nicht nur die Sicht und ließ den Spiegel beschlagen, er vernebelte auch meine Gedanken und ließ mich langsam in eine Parallelwelt abdriften. Eine Welt ohne Streit und belastende Gedanken, eine Welt voller steriler, erdrückender Leere. Ein hübsches kleines Nichts, ohne Boden, Wände oder eine Decke und trotzdem so beengend, dass ich Angst haben musste, zerquetscht zu werden, währenddessen ich in aller Freiheit und Leichtigkeit schwebte. Ein eigenartiger Ort, so sinnesbefreit und surreal, dass ich mir sicher war, dass es echt sein musste, weil kein Mensch der Welt über genügend Fantasie und Vorstellungskraft verfügen mochte, diesen Ort in Gedanken zu kreieren. Scheinbar verlor ich gerade bei vollstem Bewusstsein den Verstand. Ich schüttelte den Kopf und stellte das Wasser ab. Wohlig wickelte ich mich in mein vorgewärmtes Handtuch und lief ins Schlafzimmer. Mein Handy blinkte auf. Ich warf ihm einen mürrischen Blick zu und streifte mir erst eine frische Boxershorts über, bevor ich mich der Nachricht widmete. Lena hatte geschrieben. Ob ich sie anrufen könne... Klar konnte ich. Nur, wollte ich das auch? In irgendeiner Form war ich ziemlich beleidigt. Andererseits interessierte mich brennend, was sie mir zu sagen hatte.
Ohne mir sicher zu sein, ob ich diesen Anruf wirklich tätigen wollte, spürte ich, wie mein Finger fast von allein das Anrufsymbol antippte und wenig später vernahm ich auch bereits die heisere Stimme meiner Freundin. „Erik?" „Mh." Brummte ich gespannt. „Erik ich...es tut mir leid ich..." Sie klang so verzweifelt. „Ich wollte das nicht, ich..." Ich knabberte auf meiner Unterlippe und setzte mich aufs Bett. Vom Nachttischschränkchen angelte ich mir einen Kugelschreiber und begann ihn in meiner freien Hand kreisen zu lassen. Eine eigenartige, aber effektive Art des Stress Kompensierens. „Bist du mir sehr böse?" Fragte sie zögernd und klang dabei wie ein kleines Kind, welches unerlaubterweise den letzten Schokoriegel gegessen hatte. Ich schmunzelte ein wenig und legte den Kuli beiseite. Wie könnte ich jetzt noch sauer auf sie sein. „Nein, natürlich nicht." „Kannst...kannst du mich vielleicht abholen? Ich möchte gerade nicht allein sein." „Ja, aber der Tisch ist abbestellt, also..."
Keine halbe Stunde später saß Lena in eine Decke gekauert auf der Couch. Mitleidig betrachtete ich sie, sagte aber nichts, um sie nicht wieder zu provozieren. Irgendwie war unser Streit ja meine Schuld gewesen. Minutenlang schwiegen wir uns an.
„Ich... hab Migräne." Druckste sie irgendwann herum. „Und?" Fragte ich. „Ist doch nicht schlimm...also nicht für unsere Beziehung, für... Ach ich rede mich gerade um Kopf und Kragen oder?" Fragte ich. Lena lächelte matt „Aber..." „Aber?" Fragte ich und merkte, wie sie mir ein Stück näherkam „Nur wenn... ich meine Tage habe..." Nuschelte sie schwerverständlich und versteckte ihr Gesicht beschämt in der Kapuze ihres Hoodies, um mich nicht ansehen zu müssen. Ich schmunzelte „Guck mich an Schatz." Forderte ich sie auf. Leicht drehte sie mir ihr Gesicht zu. „Hey, ist doch völlig okay. Dafür musst du dich nicht schämen und schon gar nicht vor mir, ja?" Ich sah in ihre Haselnussbraunen Augen. „Ich dachte ich würde dich anwidern oder..." „Ich bitte dich." Ein wenig vorwurfsvoll sah ich sie an und legte einen Arm um sie, um sie dicht an mich zu kuscheln. „Das ist doch das normalste der Welt." „Ich weiß, aber..." „Kein Aber Baby."
„Sag mal, hast du schon gegessen?" Fragte ich nach einiger Zeit. Stumm schüttelte sie den Kopf. Mittlerweile war es halb zehn. „wie siehts aus, kannst du ins Auto, oder sind die Schmerzen zu stark?" Sie kicherte leicht. „ich hab Kopfschmerzen, keine Gehbehinderung." Schulterzuckend zog ich mir die Schuhe an. „Das ist mir relativ egal." Flüsterte ich liebevoll in ihr Ohr und hob sie mitsamt der Decke, in welche sie noch immer eingewickelt war hoch und trug sie in meinen Wagen. „Aber anschnallen darf ich mich selbst?" Fragte sie belustigt. „Ausnahmsweise."
Noch immer regnete es leicht. Die Straßen waren in gelbliches Laternenlicht getaucht und der Himmel dunkel. „Also, das ist jetzt nicht das vier Sterne Restaurant... aber, schmecken tuts hier auch." Bemerkte ich, als ich das Auto in den MC Donalds Drive in lenkte. Lena lächelte glücklich.
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Yayyy, nach einer Ewigkeit hab ichs dann auch mal wieder geschafft. (wobei es irgendwie n bisschen weird geworden ist xD keine Ahnung 😂 hatte die Idee heute im französischunterricht *Aufmerksame schülerin**hust )LG❤️❤️
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Football OᥒᥱShots
Fanfiction(Warning: Das waren meine ersten Versuche irgendwas zu schreiben xD Lesen auf eigene Gefahr) Wie der Titel bereits verrät, schreibe ich hier Kurzgeschichten (BxB und BxG).- wenn ihr wollt auch auf Wunsch.