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Langsam ging er auf sie zu. Das Kleid entblößte ihren schlanken Rücken und ihr langer Flechtzopf baumelte hin und her, während sie etwas schaukelte.

"Du wolltest mit mir reden?", sagte er und beobachtete belustigt, wie sie beim Klang seiner Stimme zusammenzuckte.

Sie drehte sich nicht um, aber er sah, wie ihre Schultern sich anspannten. Ein Paar Sekunden stand er einfach nur da und wartete.

Als sie nichts sagte, seufzte er gereizt und wandte sich ab.

"Gut, von mir aus. Wenn du doch nicht reden willst, dann geh ich wieder." Bevor er hier weiter seine Zeit verschwendete...

"Hör doch endlich auf mit deinen dummen Spielchen!", sagte sie wütend. Sie war aufgestanden und funkelte ihn zornig an. "Was sollte das? Wir haben uns meiner Meinung nach gut verstanden, dann ignorierst du mich einfach grundlos und fällst  plötzlich über mich her... und jetzt? Behandelst du mich wieder wie Luft und tust du so, als wäre nichts gewesen. Ich dachte, wir wären Freunde, aber anscheinend war das für dich nichts weiter als nebensächlicher Zeitvertreib. Weißt du eigentlich, wie ich mich dabei fühle?"

Darum ging es ihr also. Wenn er so darüber nachdachte, konnte er sich vostellen, dass sie das alles irritierte. Er wusste ja selbst nicht, was gerade in ihm vorging und das kotzte ihn ganz gehörig an.

Eigentlich konnte es ihm scheissegal sein, wie sie sich fühlte. Sonst interessierte er sich ja auch nicht für die Gefühle anderer. Warum kümmerte es ihn dennoch?

Frustriert mahlte er seine Kiefer aufeinander und dachte nach. Selbst wenn er es schaffte, sich da rauszureden, würde sie kaum nachlassen.

Was ein stures Weib...

So oder so würde er sie wohl vor den Kopf stoßen. Er räusperte sich und begann in einem gleichgültigen Ton: "Es ist halt nunmal passiert. Ich war an dem Abend einfach ziemlich dicht, also tu einfach so, als ob das alles niemals passiert wäre."

Hana sah ihn verwundert an und er beobachtete, wie ihre Verwunderung langsam in noch größere Wut umschlug.

"Du warst nicht betrunken. Und selbst wenn... Was war das eigentlich mit Kirishima? Du hast mich einfach mit dir mitgezogen. Hast du dafür auch eine Erklärung?", fuhr sie ihn an und zog verachtend eine Augenbraue hoch.

So langsam nagte sie an seinem Geduldsfaden.

"Das war..."

Gerade als er ihr eine sarkastische Antwort geben wollte, unterbrachen ihn Hanas und seine Mutter, die mit jeweils einem Glas Sekt in der Hand auf sie zukamen.

"Katsuki! Hana!"

Er wusste nicht, ob er wütend oder erleichtert über diese Störung sein sollte, aber dann sah er zu Hana rüber und entschied sich für Zweiteres. Sie erstach ihn geradezu mit ihrem Blick. Frau Kazume und seine Mutter stellten sich belustigt zu ihnen und fingen ganz unbeschwert ein Gespräch an, völlig ahnungslos, auf welcher Zeitbombe sie gerade saßen.

-

Ich redete etwas mit Frau Bakugo und würdigte Katsuki keines Blickes mehr.

Die restliche Party verlief sonst ganz ohne Zwischenfälle. Bis auf Mei, die dem 14-jährigen Sohn der Wangs einen Orangensaft überkippte und ihn als Rüpel beschimpfte.

Spät nachts, als alle Gäste weg waren, fielen Dad, Mei und ich total geschafft aufs Sofa und spielten Schere, Stein, Papier darum, wer die Spülmaschine einräumen musste.

Ich verlor.

Wenigstens konnte ich mich damit gut ablenken und musste nicht die ganze Zeit an das Gespräch vorhin denken.

''...tu einfach so, als ob das alles niemals passiert wäre...''

Komischerweise enttäuschte es mich mehr als dass es mich wütend machte. Schweigend räumte ich eine Schüssel in die Spülmaschine, da kam Mei gähnend in die Küche geschlurft.

Ich warf ihr einen Blick zu und merkte zynisch an: "Zu zweit geht's schneller."

Mei zuckte nur mit den Schultern und setzte sich an den Küchentisch. Eine Weile sprach keiner von uns. Das Klappern und Klirren des Geschirrs war, neben dem Ticken der Wanduhr, das einzige Geräusch. Als mir die Stille zu blöd wurde, unterbrach ich meine Arbeit und setzte mich zu ihr.

"Was ist los?"

Mei malte imaginäre Muster auf den Tisch, dann sah sie hoch.
"Du, Hana? Mal ganz ehrlich jetzt. Was ist mit dir und Katsuki?"

Nicht schon wieder die Leier...

Ich seufzte melancholisch.
"Ach, Mei. Wenn ich das nur wüsste."

"Aber was ist er für dich?"

"Ein lauter und grober Dickschädel, das ist er für mich. Er macht immer nur was er will und denkt überhaupt nicht nach, bevor er handelt. Zumindest nicht, was mich betrifft. Er geht mir so auf den Sack mit seiner 'Ich-bin-der-Beste-und-ich-lass-es-alle-sehen'-Art. Ts... Da unterhalten wir uns gut, wobei er mal überraschenderweise nicht seine arrogante Kotzbrocken-Seite raushängen lässt und ich denke, wir kommen uns zwischenmenschlich etwas näher und dann? Dann hat er seine Tage und ignoriert mich, ohne dass ich überhaupt weiß, ob ich etwas falsch gemacht habe oder nicht..."

Mei knuffte mich in die Seite und unterbrach somit meinen Redeschwall.

"Hol mal Luft zwischendrin. Du läufst ja schon rot an."

Ich warf ihr kurz einen spöttischen Blick zu, doch dann schwieg ich und kaute gedankenversunken auf meiner Unterlippe herum. War ja nicht so, dass er mir total egal war, aber wie schon tausend Male zuvor, rief ich mir ins Gedächtnis, dass ich eine Mission hatte. Und davon wollte ich mich nicht ablenken lassen.

"Du magst ihn trotzdem, oder? Du schuldest mir sowieso noch 'ne Antwort von vorhin.", grinste der Zwerg hämisch und riss mich von meinem Gedankenzug runter.

"Ugh... wenn ich dir meine komplette, ehrliche Meinung sage, lässt du mich dann mit dem Thema in Frieden?", schlug ich resigniert vor.

Im Moment hatte ich eigentlich keine besondere Lust, über dieses Thema zu sprechen, aber sie hatte einen Punkt: Sie hatte das Recht darauf wenigstens meine Meinung zu erfahren. Mitunter auch deswegen, dass der kleine Braten mich nicht mehr damit aufzog.

Sie nickte eifrig und stützte erwartungsvoll das Kinn auf die Hände.

"Okay... ich mag ihn.", ich hob eine Hand, bevor sie etwas anmerken konnte, "Allerdings bin ich mir zurzeit selbst nicht sicher, wie sehr und ehrlich gesagt, möchte ich gerade auch keine Beziehung. Es gibt andere Dinge, um die ich mich kümmern muss."

Anders als erwartet, nickte Mei und stand auf. "Okay. Naja, ich hab ja noch keine Ahnung von sowas, aber ich finde, du solltest dir trotzdem Gedanken darüber machen, was du willst."

"Ich mach mir heute über nichts mehr Gedanken. Ich bin einfach todmüde.", sagte ich und versuchte es mit einem Grinsen, das wohl eher als matte Grimasse durchging. Mei lachte und wandte sich der Spülmaschine zu.

"Geh. Ich mach den Rest."

Die Verwunderung stand mir vermutlich auf die Stirn geschrieben, doch dann lächelte ich wirklich und knutschte den Zwerg auf die Stirn.

"Bäh. Lass das. Der war nass.", beschwerte sie sich grinsend und wischte sich über die Stirn. "Ich hab was gut bei dir!", rief sie mir noch nach. Ich streckte ihr die Zunge raus und verschwand nach oben in mein Zimmer.

A/N:
I AM BACC.
Long time no see, aber ich hab's auch mal wieder geschafft, ein neues Kapitel zu schreiben. Entschuldigt bitte die lange Wartezeit. :) Ich hatte viel schulischen Stress, aber jetzt müsste ich über den Berg sein.
Weiterhin hoffe ich, dass ihr meine Geschichte gerne mitverfolgt.
Kritik, Lob oder sonstiges ist gerne gesehen.

Bis demnächst,
Eure Kat <3

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 13, 2020 ⏰

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