silence

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Hyunjin

Jisung war jetzt schon seit ein paar Tagen bei mir, was wir beide für eine bessere Idee hielten. Wir haben beschlossen, seinen Eltern erstmal nichts zu sagen, da sie wahrscheinlich etwas überreagieren würden und so; zumindest will Jisung das nicht. Außerdem kann ich, wenn er hier ist, mehr oder weniger auf ihn aufpassen und das in dieser Situation wohl um so wichtiger.

Allerdings ist in den letzten paar Tagen rein gar nichts passiert. Seit diesem mysteriösen Drohbrief ist absolut nichts mehr geschehen. Find ich an sich auch nicht sonderlich schlimm, aber komisch ist es schon.

Nicht mal Minho nervt meinen besten Freund zur Zeit. Vielleicht hat er ja endlich eingesehen, dass das alles keinen Sinn hat und er Jisung nicht zurückbekommt, egal wie oft er ihm schreibt.

Natürlich waren wir auch fast jeden Tag bei Seungmin, allerdings hat sich dort nicht wirklich etwas geändert. Jedes Mal liegt er genauso da wie zuvor. Vielleicht ist das auch ein Fakt, der mich ziemlich runter zieht. Wenn es wenigstens irgendein Anzeichen zur Besserung geben würde...

Sobald wir das Haus verlassen, weicht Jisung mir nicht mal einen Meter von der Seite, da er ziemlich Angst hat. Aber das kann ich gut verstehen und mir ist es deshalb auch lieber, dass ich auf ihn aufpassen kann. Nicht, dass nachher wirklich noch etwas passiert, weil er alleine war.

Leise gähnend, weil das ja anscheinend ansteckend ist, kommen wir gemeinsam durch die Tür meines Hauses und gehen dann in mein Zimmer. Der Schultag ist wie immer viel zu anstrengend gewesen und deshalb bin ich jetzt umso froher, endlich zu Hause sein zu können. 

"Hast du Hunger?", frage ich Jisung, als ich meine Sachen im Zimmer abgestellt habe.

"Joa, es-"

"Ist mir eigentlich auch egal. Du isst sowieso zu wenig, also lass ich dir jetzt keine Wahl.", ich grinse etwas und auch Jisung muss schmunzeln.

Ich hab keine Ahnung, wie dieser Junge es mit so wenig Essen aushält, aber was soll's. Ich könnte niemals so wenig essen, da bin ich mir sicher.

Gemeinsam gehen wir in die Küche und ich fange dort an, die Suppe aufzuwärmen, die meine Mutter gestern Abend noch gekocht hat.

Meinen Eltern haben wir übrigens gesagt, dass wir viel an einem Schulprojekt arbeiten müssen und Jisung deshalb bei mir ist. Eigentlich ziemlich bescheuert, aber sie scheinen es ja zu glauben.

Als ich fertig bin, setzen wir uns beide an den Tisch und beginnen zu essen. Da wir beide durchgehend schweigen, mache ich irgendwann Musik an, damit es nicht ganz so komisch ist.

Nachdem wir mit dem Essen fertig sind und alles abgeräumt haben, gehen wir ins Wohnzimmer.

"Willst du nen Film schauen oder so?", frage ich den Jüngeren als wir nebeneinander auf dem Sofa sitzen.

"Klar.", er zuckt nur mit den Schultern, weshalb ich dann einfach den Fernseher anmache und irgendeinen Sender laufen lasse.

So spannend ist das jetzt zwar auch nicht, aber was soll's. Ich weiß auch nicht, ob es die Müdigkeit ist oder das Fernsehen wirklich so langweilig ist, dass Jisung plötzlich einschläft und halb auf mich drauf fällt.

Ich muss etwas schmunzeln und streiche dann sanft durch seine Haare, was mich selbst auch ein wenig beruhigt.

Nach einiger Zeit mache ich den Fernseher wieder aus und widme mich lieber mein Handy. Passt tatsächlich auch ganz gut, denn so ziemlich in dem Moment ruft Jeongin mich an.

Vorsichtig stehe ich auf und verlasse den Raum, um Jisung nicht zu wecken. Ich glaub, er schläft nachts einfach viel zu unruhig und dann ist es definitiv gut, wenn er jetzt etwas zur Ruhe kommt.

"Hey Jeongin", murmle ich ins Telefon und versuche dabei wenigstens ein wenig motiviert zu klingen, was ich aber eigentlich nicht bin.

"Hyunjin! Ich- Das mit Seungmin... Chan hat gesagt, dass- Er...", also hat Chan wohl doch mit ihm gesprochen. Verständlich, ich hätte es auch gemacht.

"Ja, er hat recht, Kleiner...", gebe ich niedergeschlagen zurück.

"A-Aber das kann doch nicht sein... Er hat doch niemandem etwas getan..."

"Das ist es ja. Ich hab keine Ahnung, wie das passiert sein kann und wer daran Schuld ist. Wenn denn überhaupt jemand beabsichtigt Schuld hat. Das ist so bescheuert...", ich seufze leise und versuche mich zusammenzureißen, weil ich sonst immer gleich so aufbrausend werde, wenn ich mich erstmal in eine Sache hineinsteigere.

"Glaubst du, dass er das schafft?", fragt Jeongin und man merkt ihm an, wie unsicher er dabei ist.

"Ja, klar schafft er das. Du weißt doch, wie stark dein Bruder ist, Jeongin. Glaub an ihn."

"T-Tu ich ja. Aber ich kann ihn ja gerade nicht mal sehen...", ich will mir wirklich nicht vorstellen, wie schlimm das für ihn sein muss. Die Nachricht nicht einmal von den Eltern zu bekommen und dann auch nicht vor Ort sein.

"Ich glaub dir, dass es schlimm ist... Aber dein Flug ist doch schon morgen, oder?"

"Ja, zum Glück. Warst du bei Seungmin? Wie geht's ihm jetzt?"

"Die Ärzte meinen, dass sein Zustand eigentlich ganz gut aussieht, aber es ist halt nichts garantiert... Hoffen wir das Beste.", murmle ich.

"Ja... Oh- Meine Gastmutter ruft, es gibt Abendessen. Mach's gut, Hyung...", sagt er plötzlich und hat kurz danach auch schon aufgelegt. In Neuseeland ist es drei Stunden später als hier, also 19 Uhr. Wenn ich mal so pünktlich essen würde...

poisoned - stray kidsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt