poisoned - stray kids

brothers

Jeongin

In einer halben Stunde lande ich endlich wieder in Korea. Ich kann mir immernoch nicht vorstellen, dass das wirklich passiert sein soll. Seungmin hat doch mit niemandem Stress oder so...

Und das mit meinen Eltern kann ich am wenigsten fassen. Ich bin 16, also was denken die bitte? Ich hab ja wohl das Recht von sowas zu erfahren.

Allein bei diesem Gedanken steigen mir mal wieder Tränen in die Augen. Schnell wische ich mir darüber, um nicht zu weinen. Manchmal bin ich wirklich zu sensibel. Aber es geht hier ja nun mal auch um meinen Bruder..!

Leise seufzend lehne ich mich im Sitz zurück und warte die letzten Minuten des Fluges ab. Zwischendurch hab ich auch oft geschlafen, da ich insgesamt fast zwölf Stunden unterwegs war. Ein bisschen müde bin ich jetzt zwar auch, aber es nicht so schlimm.

Sofort, als ich am Flughafen aussteigen darf, begebe ich mich in die große Halle dort und laufe in Chan's Arme, als ich ihn entdecke. Glücklich atme ich seinen Geruch ein und kuschle mich nah an ihn.

"Hey Kleiner, ich hab dich so vermisst.", murmelt mein Freund und küsst mich sanft auf den Kopf.

"Ich dich auch...", gebe ich noch leiser von mir. Ich habe ihn immerhin ein halbes Jahr nicht bei mir gehabt. Ab und zu haben wir zwar telefoniert oder so, aber das ist natürlich nicht das gleiche, als wenn er wirklich neben mir steht.

Gemeinsam holen wir dann noch meinen Koffer und gehen dann zu Chan's Auto. Er ist 19 und hat vor kurzem seinen Führerschein gemacht, voll praktisch eigentlich.

Wir werden jetzt erstmal kurz zu mir nach Hause fahren, um meine Sachen abzustellen und meine Eltern zu begrüßen. Klar, ich hab sie auch unfassbar vermisst und ich liebe meine Familie. Aber das mit Seungmin... naja, kein Kommentar.

Ich klingle Zuhause, sobald wir dort geparkt haben. Chan meinte, dass er erstmal im Auto bleiben will. Meine Mutter öffnet die Tür und schließt mich sofort in ihre Arme. Kurz darauf kommt auch mein Vater dazu und macht das gleiche.

"Jeongin, ich glaube, wir müssen dir etwas sagen...", sagt meine Mum, als ich meine Sachen abgestellt haben und wir nun im Wohnzimmer sitzen.

"Nein..! Ich will das nicht hören!", ich kann einfach nicht anders als sofort so anzuspringen. Mich macht das einfach viel zu traurig. Ich sehe meine Eltern nur traurig und etwas enttäuscht an und verlasse dann den Raum. Dann gehe ich wieder nach draußen und setzte mich zu Chan ins Auto.

"Bitte fahr zum Krankenhaus... Und ich frag Hyunjin, ob er da auch hinkommt.", murmle ich und krame mein Handy aus meiner Tasche.

Chan nickt und fährt los. Im Hintergrund höre ich noch meine Mutter die an der Tür steht und mir hinterher ruft. Wahrscheinlich hat sie auch kapiert, dass ich das schon weiß.

"Hey Hyunjin. Kommst du ins Krankenhaus? Ich bin jetzt auch gleich da.", sage ich, als der Ältere meinen Anruf angenommen hat.

"Klar, mach ich, Kleiner. Treffen wir uns am Eingang?", fragt er.

"Jap, dann bis gleich.", mehr sage ich nicht und lege dann einfach auf. Ich bin verdammt nervös, aber das ist wahrscheinlich auch nicht verwunderlich.

Am Krankenhaus angekommen, steigen wir beide aus und gehen zum Eingang. Chan scheint zu merken, wie angespannt ich bin und greift deshalb schnell nach meiner Hand. Das beruhigt mich wenigstens ein bisschen.

Gemeinsam warten wir dann, bis Hyunjin circa fünf Minuten später erscheint. Jisung ist auch bei ihm, aber das ist ja nicht schlimm. Ich mag ihn und immerhin war er ja auch in der Situation dabei.

"Hey Jeongin.", begrüßt er mich und klingt dabei etwas niedergeschlagen.

Ich nicke ihm nur kurz zu und dann gehen wir auch schon alle zusammen ins Krankenhaus. Ich habe wirklich verdammt Angst und je näher wir dem Raum, in dem Seungmin liegen soll kommen. Deshalb klammere ich mich auch immer fester an Chan's Hand.

"Geht doch erstmal alleine rein. Jisung und ich warten dann hier.", sagt Hyunjin, als wir vor dem besagten Zimmer stehen.

"Okay...", murmle ich leise und ziehe dann Chan mit mit in den Raum.

Ich atme nochmal tief durch, bevor ich zu dem Bett sehe, auf dem mein Bruder liegt.

"Seungmin...", hauche ich leise, als ich die ganzen Kabel und Geräte und mitten drin meinen Bruder entdecke. Sofort steigen mir Tränen in die Augen und jetzt mache ich mir nicht einmal mehr die Mühe sie wegzuwischen.