3) Schlechte Nachrichten

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James:

Lässig flog ich ein paar Runden, während ich auf Ari wartete. Lange dauerte es jedoch nicht, denn bald sah ich sie in meine Richtung laufen. „Was ist, Potter, gibst du mir jetzt mein Kleid?" Sie dachte doch nicht wirklich, dass das so einfach laufen würde, oder? „Komm doch her und hol es dir!" Ich winkte mit dem schwarzen Stoff. Tatsächlich war die Verlockung es zu behalten ziemlich groß. Meine Gedanken schweiften zu unserem Tanz, während Ari sich einen Besen holte. Wie sich ihre Hüfte an meiner bewegt hatte, die Körpernähe, nicht zu verschweigen ihr Ausschnitt, aber vor allem das kecke Lächeln und ihre blitzenden Augen. Was mich am meisten an ihr anzog war jedoch, dass sie sich nie von mir kleinkriegen ließ. Sie war mir nicht so verfallen, wie die anderen Mädchen, rannte mir nicht hinterher.

Ich wurde jäh aus meinen Gedanken gerissen, als sie neben mir auftauchte. Ari wollte schon nach dem Kleid greifen, doch ich reagierte schnell und schoss davon. Natürlich endete das ganze wieder in einem Rennen und wir hetzten uns ein paar Mal übers Feld.

Nach einer Weile schwebten wir nur noch nebeneinander in der Luft. Sie wollte nach dem Kleid greifen, doch ich machte einen Schwenk zur Seite. Damit hatte sie nicht gerechnet, denn sie verlor das Gleichgewicht und fiel fast vom Besen. Nur noch mit den Beinen baumelte sie daran. Ich wollte ihr natürlich sofort helfen, doch sie flog einfach einen halben Salto und schwang sich herum, so dass sie nun direkt vor mir schwebte und sich das Kleid greifen könnte. Damit hatte ich nun nicht gerechnet. „Gutes Spiel!", grinste sie. Ich grinste zurück. „Ich wusste, zu der Herausforderung sagst du nicht nein."



Einige Tage später machte ich mich abends mal wieder alleine auf zum Feld. Schon bevor ich da war, schwang ich mich auf den Besen und flog los. Ich musste endlich mal wieder den Kopf freikriegen. Der kühle Flugwind empfing mich wie eine Umarmung und ich drehte direkt ein paar Saltos, als ich plötzlich aus dem Augenwinkel jemanden sah. Ich überlegte, die Person zu ignorieren, doch dann bekam ich einen Verdacht. Ich kniff die Augen zusammen und flog etwas näher ran. Und tatsächlich!

„Na sieh mal einer an, wen haben wir denn da, Arianna Kendall." Sie ignorierte mich. Verwirrt flog ich noch näher zu ihr und landete elegant auf dem Sandboden. Ari saß an die Bande gelehnt da und drehte sich weg, in ihren Händen hielt sie einen Brief. „Verzieh dich, Potter." Ihre Stimme klang nicht so kräftig wie sonst. „Hey hey hey, was ist denn los?" „Nichts." Ich hockte mich neben sie. „Alles okay bei dir?" „Lass mich in Ruhe." Inzwischen war ihre Stimme nur noch brüchig. Ich war etwas überfordert mit der Situation, da ich zwar das dringende Bedürfnis verspürte, ihr zu helfen, aber überhaupt nicht wusste wie. Was hatte sie nur? Ari vergrub den Kopf auf ihren Knien und begann leise zu schluchzen. Vorsichtig rückte ich etwas näher und streichelte ihr unbeholfen über die Schulter. Sie verspannte sich etwas. „Ganz ruhig, alles wird gut." Das war wohl das Falsche, denn plötzlich sprang sie auf. „Nein Potter, nichts wird gut! Verdammt noch mal gar nichts wird gut! Meine Mutter liegt im Mungos, okay? Bist du jetzt zufrieden? Jetzt weißt du was los ist. Ich weiß auf jeden Fall nichts. Vielleicht kommt sie bald wieder raus, vielleicht stirbt sie aber auch morgen. Ich weiß nicht was passiert ist und ich weiß nicht was passieren wird und ich will einfach nur den Kopf freikriegen, okay? Kannst du mich jetzt in Ruhe lassen?" Erschrocken sah ich sie an. Ich wusste nicht, was ich erwartet hatte, aber das jedenfalls nicht. Ich wollte sie in den Arm nehmen und trösten, doch sie ließ es nicht zu. Stattdessen begann sie auf mich einzuschlagen. Ich ließ es einfach geschehen und stand da, während sie sich langsam abreagierte. Ihre Schläge trommelten auf meine Brust, und zwar mit ganz schöner Wucht. Trotzdem sagte ich nichts und wartete bis sie immer schwächer wurden.

Schließlich ließ sie sich einfach in meine Arme fallen. Ich fing sie auf und strich ihr beruhigend durch die Haare und über den Rücken, während sie ihre Tränen nun hemmungslos laufen ließ.

Eine Weile standen wir einfach so da. Irgendwann ebbten die Schluchzer dann aber ab und sie hörte auf zu weinen. Ich hielt sie ein Stück von mir weg und wischte ihr mit dem Daumen die Tränen von der Wange. „Möchtest du jetzt darüber reden oder ist es dir lieber, wenn ich dich ablenke?", fragte ich vorsichtig. „Da gibt es nicht mehr viel zu erzählen, Potter. Lenk mich lieber ab!" „Gut, dann kann ich dir ja jetzt sagen, dass du sogar so verheult verdammt sexy aussiehst", feixte ich scherzhaft. Dafür erntete ich ein schwaches Grinsen und einen halbherzigen Klaps auf den Arm. „Na komm schon, Kendall, das können wir aber besser! Los, hau einen deiner Sprüche raus. Du bist doch sonst so schlagfertig." „Du weißt schon, dass dein Machogehabe bei mir überhaupt nichts bringt, oder? Und wenn du mich schon herausfordern willst, dann wenigstens auf dem Besen. Da hast du immerhin eine ganz kleine Chance, gegen mich zu gewinnen." „Na also, da ist meine Lieblings-Ari ja wieder. Und wenn du es so willst, dann steh nicht so blöd rum, sondern schwing deinen heißen Arsch endlich auf einen Besen, bevor wir hier noch Wurzeln schlagen!"

So verfielen wir wieder in unser übliches Muster und flogen um die Wette, lieferten uns Wortgefechte und ich schaffte es sogar, sie einmal zum Lachen zu bringen. Für eine Weile war der Kummer um ihre Mutter vergessen.

Als es langsam spät wurde, machten wir uns auf den Weg zurück. Meinen Arm lässig um ihre Schultern gelegt, schlenderten wir zum Schloss. „Du James?", fragte sie, plötzlich wieder ernst. „Was ist denn?" „Glaubst du sie wird es schaffen?" Es war mir sofort klar, dass sie über ihre Mutter redete. Ich zog sie ein wenig enger an mich. „Natürlich schafft sie das."

Not another Hogwarts Romance...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt