7) Klischeehafer geht's nicht

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Ari:

Ich wachte davon auf, dass sich etwas unter mir bewegte. Oder besser gesagt jemand, James. Er drehte uns so, dass wir uns nun in Löffelchenstellung befanden. Stöhnend kniff ich die Augen zusammen. Es war eindeutig zu früh, um aufzustehen! Doch es half nichts, ich konnte nicht mehr einschlafen. Blinzelnd öffnete ich die Augen. Wir befanden uns immer noch im Raum der Wünsche, doch er hatte sich verändert. An der Wand stand zwar nach wie vor das Buffett und überall standen leere Gläser rum, doch die Möbel waren verschwunden. Stattdessen gab es jetzt ein Bett, auf dem wir lagen. Wie auch immer das hierhin gekommen war... An der Wand entdeckte ich eine Uhr. Geschockt schreckte ich hoch. Es war bereits 2:00 Uhr nachmittags! Davon wachte auch James auf. „Wasn los? Komm zurück ins Bett", grummelte er. „Wir haben nicht nur das Frühstück, sondern gleich auch noch das Mittagessen verschlafen, James! Wir müssen aufstehen!" Er zog mich zurück und schlang seinen Arm um mich, sodass ich mich nicht mehr bewegen konnte. „Wie wär's, wenn wir einfach im Bett bleiben?" Nun begann er leichte Küsse auf meinen Schultern und meinem Nacken zu verteilen. Zwar bekam ich davon Gänsehaut und fand die Vorstellung sehr verlockend, doch das änderte nichts. „James Sirius Potter! Ich kann mich nicht einfach meinen gesamten Geburtstag im Bett verkriechen. So leid es mir auch tut, aber du musst mich jetzt loslassen, sonst werde ich unangenehm!"

Nachdem ich den Kater weitestgehend losgeworden war, verbrachte ich den Tag mit meinen Freundinnen am See. Zum Glück war es Samstag und wir hatten keinen Unterricht. James tauchte zwischendurch ein paar Mal auf, doch ich schickte ihn immer nach einer kleinen, lustigen Diskussion weg. Er bekam seine Zeit erst um 8:00 Uhr.

Genau genommen um 8:05 Uhr, da ich etwas zu spät war. James stand geduldig neben dem Eingang zu unserem Gemeinschaftsraum an eines der Fässer gelehnt. Als er mich sah, stieß er sich ab und kam lächelnd auf mich zu. Er trug dunkle Jeans und ein weißes Hemd, dessen obere Knöpfe locker geöffnet und die Ärmel bis zum Ellenbogen hochgekrempelt waren. Verdammt sah das gut aus! In der Hand hielt er ein Strauß roter Rosen, die er mir überreichte, bevor er mich zur Begrüßung küsste. „Danke!", flüsterte ich lächelnd. „Erstes Klischee: ich sehe gut aus. Zweites Klischee: ich bin pünktlich. Drittes Klischee: rote Rosen. Viertes Klischee: du bist wunderschön. Und fünftes Klischee: was wir machen bleibt eine Überraschung, bis wir da sind." Grinsend sah er mich an. „Respekt, Potter!" Ich gab ihm noch einen Kuss. „Und damit es auch wirklich eine Überraschung bleibt, muss ich dir leider die Augen verbinden." Ich stöhnte. „Das muss jetzt aber wirklich nicht sein, James! Ist doch auch so Überraschung genug." „Na na na, keine Widerrede!" Damit drehte er mich um und ich musste mir wohl oder übel die Augen verbinden lassen. Und damit es auch jah eine Überraschung blieb, zauberte er die Augenbinde noch fest, so dass ich nicht schmulen konnte.

Nachdem ich zum dritten Mal gestolpert war, blieb ich protestierend stehen. „James Sirius Potter, ich gehe so keinen Schritt mehr weiter! Entweder du trägst mich oder ich nehme jetzt dieses blöde Ding ab, bevor ich mir noch den Knöchel breche." Er lachte leise, wofür er einen leichten Klaps abbekam, nahm mich dann aber auf den Arm. „Wir sind eh gleich da, entspann dich."

Tatsächlich setzte er mich kurz darauf ab. „Kann ich jetzt endlich die Augenbinde abnehmen?" „Geduld, meine Liebe", erwiderte er nur. Ich hörte, wie er eine Tür öffnete. Dann nahm er meine Hand und führte mich hindurch, ehe er die Tür wieder schloss. „Jetzt." Vorsichtig löste er den Knoten an meinem Hinterkopf und nahm das Tuch weg. Ich musste kurz blinzeln, um mich an die plötzliche Lichteinstrahlung zu gewöhnen, doch es ging recht schnell, da wir von sanftem Kerzenschein umgeben waren. Erstaunt sah ich mich um. Wir schienen uns in einem alten Klassenzimmer zu befinden, das nicht mehr genutzt wurde. Es gab keine Pulte, nur ein einziger runder Tisch mit zwei Stühlen stand in der Mitte. James nahm mir den Rosenstrauß, den ich immer noch in der Hand hielt, ab und stellte die Blumen in eine Vase in der Mitte des Tisches. Er war mit einem weißen Tischtuch und Besteck für zwei gedeckt. Überall standen Kerzen und ich entdeckte einige weitere Rosen.

„Größtes Klischee: romantisches Candlelight-Dinner für meine Liebste", flüsterte James, der jetzt wieder vor mir stand. „Wow, das ist wunderschön, James!", hauchte ich. „Hättest du mir nicht zugetraut, was?", sagte er feixend. „Und schon hast du es kaputt gemacht", spaßte ich und wir grinsten uns an. „Warte, das bekomme ich wieder hin! Wenn ich bitten dürfte", sagte er mit einer galanten Verneigung und deutete auf einen der Stühle.

Ganz gentlemanlike zog er mir den Stuhl nach hinten und schob mich an den Tisch sobald ich mich gesetzt hatte. Danach setzte er sich mir gegenüber hin. „Also, da es schon Abendbrot gab und ich außerdem weiß, was für eine Naschkatze du bist, habe ich beschlossen, das ganze Drum und Dran wegzulassen und gleich mit dem Besten anzufangen: dem Nachtisch. Addy?" Wie aus dem Nichts erschien vor uns eine nicht allzu kleine Auswahl an Desserts und Süßspeisen. Vermutlich war Addy eine der Hauselfen, die in der Küche von Hogwarts arbeiteten und James hatte sie um Hilfe gebeten. Es gab Mousse au Chocolat, Eis, in Schokolade getunkte Erdbeeren, kandierte Ananasstückchen, Kuchen und noch einige andere Köstlichkeiten. Mit geweiteten Augen sah ich meinen Freund an. „Du bist..." „der Beste?", unterbrach er mich. „Eigentlich wollte ich verrückt sagen, aber ja, das auch." Ich beugte mich über den Tisch und gab ihm einen Kuss. „Danke! Das ist jetzt schon das beste Date, das ich je hatte." „Es ist ja auch mit mir. Warte erst ab, bis wir die kitschigen Sachen hinter uns lassen und zu den spaßigen Dates übergehen. Ich hab da noch so einige Ideen für dich im Hinterkopf." „Willst du damit etwa sagen, mir dabei zuzusehen, wie ich dir das alles hier vor der Nase wegesse, würde keinen Spaß machen?" Gespielt empört sah ich ihn an. „Ist das dein Ernst, Kendall? Du glaubst doch jetzt nicht ernsthaft, dass du im Wettessen gegen mich, James Sirius Potter, eine Chance hättest, oder? Meine Großmutter ist Molly Weasley, sie hat mich dafür trainiert, seit ich ein halbes Jahr alt war." Da hatte er einen Punkt.

Ich war selbst schon in den Genuss gekommen, die legendären Kochkünste der Molly Weasley schmecken zu dürfen und sie war tatsächlich die beste Köchin, die ich kannte. Nicht mal meine Mutter konnte da mithalten und die kochte auch unfassbar gut. Außerdem konnte Mrs. Weasley alle ihre Kinder mit deren Ehepartnern und Kindern und sogar noch Freunden dazu am Tisch haben und ihr fiel trotzdem auf, wenn jemand auch nur für eine halbe Sekunde einen leeren Teller vor sich hatte.

Ich hatte es natürlich auch nur spaßig gemeint, dass ich ihm alles wegessen würde. Mir wurde ja schon bei dem Gedanken daran schlecht. Er hätte mich ruhig vorwarnen können, dass noch so viele Leckereien auf mich warteten, dann wäre ich gar nicht erst zum Abendessen gegangen. Das James ein Wettessen gegen mich gewinnen würde bezweifelte ich keine Sekunde. Trotzdem konnte ich eine Wette nicht einfach so ablehnen, vielleicht konnte ich ihn ja anderweitig besiegen.

„Na gut, Potter, dann zeig mal was du so draufhast!" Sofort machte er sich über den Kuchen her.

Erst bei seinem dritten Stück Kuchen merkte er, dass ich mich keinesfalls beeilte massenhaft Essen in mich reinzustopfen, sondern ganz genüsslich an einem Schälchen Mousse löffelte. Seinen verwirrten Blick kommentierte ich mit lautem Lachen. Man konnte ihm genau ansehen, in welchem Moment er realisierte, dass ich ihn reingelegt hatte. „Na warte!", rief er und sprang auf, seine Gabel voller Kuchen warnend auf mich gerichtet. Quietschend sprang ich ebenfalls auf und wollte mich schnell aus dem Staub machen, doch ich hatte nicht wirklich einen Fluchtweg, also dauerte es nicht lange, bis James mich packte und zu sich herumwirbelte. Mit einem diabolischen Grinsen auf dem Gesicht wackelte er mit der Gabel. Eine böse Vorahnung machte sich in mir breit, doch da war es schon zu spät und ich hatte die Kuchenreste an der Nase. Diesmal war es James, der sich vor Lachen krümmte. „James!" „Tut mir leid, aber Rache muss sein." Na warte, dachte ich mir. Ich schaute noch kurz beleidigt drein, dann gab ich scheinbar auf und hielt ihm die Hand hin. „Frieden?" Immer noch grinsend schlug er ein. „Frieden!" Dann beugte er sich vor, um mich zu küssen. Leichter hätte er es mir gar nicht machen können, denn so bot sich mir die Gelegenheit, auf die ich gehofft hatte. Ich neigte meinen Kopf in letzter Sekunde zur Seite und schmierte den Kuchen an seiner Wange ab. „Hey!" „Wie sagtest du nochmal so schön? Tut mir leid, aber Rache muss sein. Das war es jetzt aber, versprochen!" Grinsend hob ich die Hände.

Nach einem versöhnenden Kuss setzten wir uns wieder und machten uns daran, so viele der Süßspeisen wie möglich zu vertilgen. Dabei unterhielten wir uns weitestgehend friedlich und es war ein wunderschöner Abend.

Not another Hogwarts Romance...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt