8) „Es geht um Malfoy."

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„Endlich Schluss!", jubelte ich nach zwei ellenlangen Stunden Geschichte der Zauberei. Es gab keinen Unterricht, der langweiliger war als der von dem Geist Professor Binns und das auch noch an einem Montagnachmittag, die reinste Hölle. Schnell packte ich das vollgekritzelte Pergament und meine schöne, neue Feder, die ich zum Geburtstag bekommen hatte, ein und sprang auf.

Vor dem Klassenraum hielt mich jemand auf und zog mich zur Seite. „Rose! Was gibt's?" „Hast du vielleicht Lust, eine Runde mit mir zu fliegen?" Da brauchte ich nicht lange zu überlegen. „Klar! Ich sag nur schnell den anderen Bescheid." Suchend ließ ich meinen Blick über die aus dem Klassenraum strömenden Schüler schweifen und fand meine beste Freundin schließlich auf der anderen Seite der Tür mit Paula. „Hey Ria!", rief ich zu ihr rüber. „Ria!" Über das aufgedrehte Plappern der anderen hörte sie mich erst beim dritten Rufen. Fragend schaute sie sich um, bis sie mich entdeckte. Da sie mich eh nicht verstehen würde, zeigte ich nur kurz auf Rose und mich und symbolisierte ihr, dass wir fliegen gehen würden. Sie nickte und reckte den Daumen in die Höhe. Wir waren schon seit unserem ersten Tag in Hogwarts beste Freundinnen und verstanden uns auch ohne Worte.

Während ich mich mit Rose auf dem Weg zum Trainingsgelände machte, dachte ich an unseren ersten Schultag zurück.

Ich hatte Ria erst kennengelernt, nachdem wir beide vom Sprechenden Hut nach Hufflepuff sortiert worden waren.

Sie hatte sich neben mich an den großen Esstisch gesetzt und sich mit einem strahlenden Lächeln vorgestellt. „Hi, ich bin Brianna Osborne und du?" „Arianna, Arianna Kendall." Bei der Ähnlichkeit unserer Namen mussten wir beide Lachen und von da an waren wir unzertrennlich gewesen.

Ria und Ari gab es nur im Doppelpack, zumindest solange, bis ich angefangen hatte Quidditch zu spielen. Mit ihrer Höhenangst bekamen keine zehn Trolle meine beste Freundin auf einen Besen. Deshalb hatte ich mich dann ja auch mit Rose angefreundet. Wir hatten gemeinsam trainiert, um in unsere jeweiligen Hausmannschaften zu kommen und im vierten Jahr war es uns schließlich beiden gelungen.

Trotzdem flogen wir noch oft zu zweit, wie jetzt.

Den ganzen Weg hierher hatten wir beide unseren eigenen Gedanken nachgehangen, doch als wir uns in die Lüfte stießen und begannen, gemütlich ein paar Runden zu drehen, machte die Weasley schließlich ihren Mund auf. „Das Fliegen ist eigentlich nur eine Ausrede, um in Ruhe mit dir über etwas zu reden, Ari." Ich verlangsamte mein Tempo etwas und sah meine Freundin fragend an. „Was gibt's denn? Nein, lass mich raten! Es geht um Malfoy." Der ertappte Gesichtsausdruck verriet sie. Trotzdem zögerte sie etwas, bevor sie schließlich bejahte.

Wir flogen noch ein bisschen schweigend weiter, bevor sie anfing, zu erzählen, doch ich drängte sie nicht. „Das auf deiner Party", begann sie schließlich. „Der Kuss?" „Genau. Ich bin so durcheinander, Ari. Ich weiß nicht was ich machen soll oder wie ich mich ihm gegenüber verhalten soll." „Hast du denn Gefühle für ihn?" Eigentlich war ich mir sehr sicher, dass sie welche hatte, doch ich wollte es aus ihrem Mund hören.

Wieder schwieg sie eine Weile, bevor sie antwortete. „Ich glaube schon, ja." Sie wurde ganz rot. „Na endlich!", jubelte ich. Dann riss ich mich schnell wieder zusammen. „Sorry, es ist nur so, dass ich auf diesen Moment seit Ewigkeiten gewartet habe. Also, du stehst auf ihn. Er steht auf dich. Ihr habt euch wegen einem Spiel geküsst, als ihr beide betrunken wart. Meiner Meinung nach gibt es da eine ganz einfache Lösung: Ihr müsst miteinander darüber reden, euch eure Gefühle gestehen, zusammenkommen und bis ans Ende eurer Tage glücklich zusammen sein." Entsetzt blickte meine Freundin zu mir rüber. „So einfach ist das doch nicht! Malfoy, ähm Scorpius, er steht bestimmt nicht auf mich." „Rose Weasley, selbst ein blinder würde sehen, dass Scorpius dich vergöttert. Wir versuchen dir das schon seit zwei Jahren zu verklickern. Warum glaubst du deinen besten Freunden denn nicht?" „Es ist nicht so, dass ich euch nicht glaube!" Mit hochgezogenen Augenbrauen sah ich sie an. „Na schön, ich habe da halt so meine Zweifel. Ich meine, schau ihn dir doch mal an! Er ist so gutaussehend und talentiert und schlau und beliebt und ich..." „Da unterbrach ich sie. „Rosie, jetzt mach dich bloß nicht selbst schlecht! Nenn mir mal bitte eine dieser Sachen, die du nicht bist!

Du bist wunderschön, wenn er das nicht sehen würde, wäre er selbst schuld. Außerdem bist du Klassenbeste und spielst Quidditch in deiner Hausmannschaft. Und zu guter Letzt, als ob du nicht beliebt wärst... Schau dir doch mal an wie viele Freunde du hast und wie die Leute dich bewundern. Du bist nie überheblich, sondern hilfst immer, wenn jemand etwas nicht versteht, du hast total viel Teamgeist und du bist immer super nett zu allen. Man kann dich nicht nicht mögen."

Überrascht sah sie mich an. „Meinst du wirklich?" „Ja!" „Wow, danke Ari! Das ist so lieb von dir." „Gerne, Süße! Und ich bin mir zu 99,9% sicher, dass Scorpius das ganz genauso sieht." „Aber er hat mich früher immer beleidigt. Nicht mal mit meinem kleinen Bruder habe ich mich so oft gestritten, wie mit ihm." „Was sich liebt, das neckt sich, sag ich da nur." „Und dann ist da noch dieser böse Blick, mit dem er mich immer ansieht. Hast du dazu auch eine Erklärung?" „Also, ich kenne Scorpius zwar nicht soo gut, aber ich kenne James sehr gut und der ist der Bruder von Al, der der beste Freund von Scorpius ist. Außerdem ist Ria mit Al zusammen. Da bekomme ich so einiges mit. Das, kombiniert mit meinen Menschenkenntnissen, bringt mich zu dem Schluss, dass Scorpius einfach sauer auf sich selbst ist, da er immer noch nicht der Mann an deiner Seite ist. Deshalb schaut er immer so. Sag mir, hat sich euer Kuss etwa so angefühlt, als ob er dich hasst?" „Nein..." „Na siehst du, da hast du deine Antwort." „Meinst du wirklich?" „Jaa verdammt! Und jetzt schnapp dir endlich deinen Traumprinzen und rede mit ihm!" „Na gut, du hast mich überzeugt. Ich werde morgen mit ihm reden." „Heute." „Ich werde heute mit ihm reden." „Juhuu!", rief ich und drehte ein paar Saltos. „Am besten jetzt gleich. Komm, lass ihn uns suchen." „Na gut, bevor mich mein Mut wieder verlässt. Du lässt mich ja eh nicht vorher in Ruhe. Wenn Ari Kendall sich einmal was in den Kopf gesetzt hat..." „Hey, was soll das denn jetzt heißen?", rief ich und stieß ihr spielerisch in die Rippen. „Nichts, nichts. Ich glaube ich bin eh zu dir gekommen um zu reden, weil ich mir unterbewusst darüber im Klaren war, dass ich mal so einen Arschtritt brauche", sagte sie beschwichtigend und lächelte mich an.

Wir machten noch ein kurzes Wettrennen zu den Umkleidekabinen, dass ich Rose gewinnen ließ, damit sie ihre Euphorie behielt und gingen dann los, um Scorpius zu suchen.

Wie es der Zufall wollte, trafen wir im Schloss sofort auf Ria und Albus. „Hey Al, weißt du, wo Scorp ist?" „In unserem Gemeinschaftsraum, soweit ich weiß. Wieso?" Grinsend sah ich ihn an. „Unsere liebe Rose hier möchte etwas mit ihm besprechen." „Uhhh, na wenn das so ist... kommt mit! Ich hol ihn schnell raus. Das ist doch okay, oder?", fragend sah er seine Freundin an, doch diese hatte bereits ein wissendes Lächeln auf den Lippen. „Na klar, der Liebe stehe ich nicht im Weg."

Also machten wir uns zu viert auf in den Kerker.

Sobald ihr Cousin im Gemeinschaftsraum der Slytherins verschwunden war, wurde Rose nervös und zwar so richtig. Doch mit Rias Hilfe schaffte ich es, sie wieder etwas zu beruhigen und redete ihr abermals Mut ein.

Wir verstummten urplötzlich, als Al gefolgt von einem Blondschopf wieder herauskam. „Was gibt's? Oh, Weasley, hi!" Nervös fuhr Scorpius sich mit der Hand durch die Haare. „Na los!", flüsterte ich ihr zu, als sie nicht reagierte. „Wir gehen dann mal", verkündete Ria und zog Al und mich mit sich, um den beiden etwas Privatsphäre zu geben. „Können wir reden?", fragte Rose nun schüchtern. „Ähm, klar. Komm, lass uns draußen ein Stück gehen."

Mehr verstand ich nicht, da meine beste Freundin zügigen Schrittes davon marschierte. „Ach komm schon, Ria, lass uns doch ein bisschen langsamer..." Doch sie unterbrach mich. „Ohh nein, Arianna Kendall, was die beiden jetzt besprechen geht uns überhaupt nichts an. Wir werden das Ergebnis des Gesprächs schon noch früh genug mitbekommen." „Aber..." „Widerrede ist zwecklos und jetzt komm!" Nur widerwillig unterdrückte ich meine Neugierde und folgte ihr.

Not another Hogwarts Romance...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt