*Kapitel 10*

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Lukas Sicht:

Ich schaue gespannt Kate zu, ihre Mimik, ihr Blick und ihre Artikulation ist für mich wie ein spannender Action Film anzusehen. Beim Betreten des Saals war mir nicht bewusst, dass ich sie hier antreffen würde. Ansonsten hätte ich wohl auch kaum, dieses Angebot angenommen. Seit ich sie das letzte Mal gesehen habe, hat sich Kate kaum verändert. Ihre Haare sind vielleicht ein bisschen länger geworden, ansonsten sieht sie aus wie damals. Man merkt wie nervös sie ist, da ihre Hände leicht zittern. Ihr Vortrag ist perfekt ausgearbeitet, dagegen wirkt meiner schwach. Ihre Fachkompetenz gemischt mit ihrer Ausstrahlung machen es fast unmöglich, ihr nicht zu zuhören. Kate hatte mich schon bei unserem ersten Aufeinandertreffen in ihren Bann gezogen. Sie hat eine magische Anziehungskraft auf mich. Wenn sie mich nicht weggestoßen hätte, dann wären wir wahrscheinlich immer noch zusammen. Ich wollte mit ihr alt werden. Mit ihrer Mutter hatte ich das letzte Mal telefoniert bevor Kate und ich uns getrennt haben. Ich erinnere mich noch daran wie ich zu ihr sagte: "Wenn ich sie nicht am Bahnhof antreffe, werde ich es wohl akzeptieren müssen, dass es aus ist. Ich habe nicht weiter die Kraft für uns beide zu lieben." Ihre Mutter hat mich verstanden, sie dachte bestimmt genauso wie ich, dass Kate unsere Beziehung nicht so einfach aufgeben würde. Ich erinnere mich noch daran, wie Kate zu mir sagte, dass sie mich liebt. Im ersten Moment dachte ich, dass ich nichts für sie empfinde. Bis sie damals im Krankenhaus gelandet ist... Kate ist die Liebe meines Lebens, aber ich weiß es ist aus ihrer Sicht erfolglos zwischen uns. In meinem Herzen wird sie jedoch immer einen besonderen Platz haben, auch wenn ich jetzt Isabella an meiner Seite habe. Während ich immer weniger dem Inhalt ihres Vortrages lausche, sondern mich mehr in gemeinsamen Erinnerungen verliere, reißt sie mich aus diesen mit den Worten: "Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit, falls es noch Fragen gibt stehe ich dafür gerne jetzt oder später zur Verfügung." Sie wirft einen letzten Blick zu mir, bevor sie sich den Fragen widmet und danach ihren USB-Stick aus dem Computer zieht. Als sie an mir vorbei geht um zu ihrem Sitzplatz zu gelangen, steigt mir ihr bekannter Duft in die Nase. Mir bleibt aber nicht mehr so viel Zeit über Kate weiter nachzudenken, da ich jetzt mit meinem Vortrag an der Reihe bin. Ich merke, dass ich doch etwas nervös bin. Nicht weil hier so viele Menschen sind und mich anstarren, sondern weil Kate mich anschaut. Am Anfang ist es als ob ich einen Frosch im Hals hätte. Als ich mich aber auf den Inhalt konzentriere, welchen ich gleich von mir geben möchte, geht die Aufregung weg und ich kann mich auf wieder komplett auf den Vortrag konzentrieren. "Sehr sehr gut Lukas. Generell haben mir die Vorträge von allen sehr gut gefallen, außer bei Ihnen Kate, da gibt es so ein paar Feinheiten, welche wir Männer einfach besser bewerten können." sagt der Professor nachdem ich meinen Vortrag beendet habe. Seine Aussage ist sexistisch. Kates Referat war sachlich betrachtet mit Abstand das Beste.

Kates Sicht:

Während Lukas da vorne stand, kam in mir immer mehr der Drang hoch ihn nach einem Treffen zu fragen. Ich weiß nicht wieso, vielleicht sehne ich mich einfach in unsere Anfangszeiten zurück. Die Aussage von dem Professor am Ende hat mich jedoch getroffen. Es ist unfair eine Leistung danach zu bewerten, wer sie erbracht hat. Ich habe das Gefühl, er würde bei einer Frau immer etwas kritisieren. Etwas traurig bin ich den Rest der Vorlesung über deshalb, auch bereue ich es Lukas damals einfach sitzen gelassen zu haben. Naja jetzt kann ich es nicht mehr rückgängig machen. Diesen Fehler von damals kann ich mir ja selbst nicht einmal verzeihen. Ich versinke in einer Art von Selbstmitleid über mein Leben. Als ich mich auf den Weg nach draußen mache, klingelt mein Handy. Meine Chefin vom Cafè ruft an. Ich bleibe also vor dem Ausgang stehen, weil es im Saal doch ruhiger ist als auf dem Gang. Nachdem Lukas mit dem Professor geredet hat, geht er an mir vorbei und verlässt den Saal. Er schaut noch einmal zu mir zurück. Er macht den Eindruck als würde er noch mit mir reden wollen, nach einer kurzen Überlegung jedoch läuft er weiter. In den nächsten Sekunden schlingt eine Frau mit schwarzen Haare ihre Arme um seinen Hals. Lukas schaut sie verliebt an, so wie er mir damals in die Augen gesehen hat. Ich spüre wie Eifersucht in mir hochkommt, wie gerne ich mit ihr tauschen würde. Seine Lippen auf meinen spüren. Die bittere Realität spielt sich aber gerade vor meinen Augen ab. Mir wird wieder vor Augen geführt, welchen Fehler ich gemacht habe, ihn zu verlassen. Einen einzigen Fehler...

Schnell beende ich das Gespräch mit meiner Chefin. Mein Mund wird trocken, während meine Augen nass werden und die Tränen sich einen Weg über meine Wangen bahnen. Ich laufe schnellen Schrittes an den Beiden vorbei. Ich will im Moment nichts lieber als raus hier. Es fühlt sich an, als hätte Lukas mir mein Herz gebrochen, dabei bin ich für die Lage ganz alleine schuld. Lukas sah mit ihr glücklich aus. Glücklicher als mit mir? Das Leben besteht aus Fehlern, die meisten sind dazu da, damit wir es beim nächsten Mal besser machen. Doch dieses Mal ist die Chance um es besser zu machen nicht da. Vielleicht in der Zukunft, aber nicht jetzt im Moment. Vielleicht ist die Neue auch Lukas Frau fürs Leben und für mich soll es ein anderer Mann sein. Vielleicht hat das Schicksal schon einen Weg für uns beide bestimmt und wir können dagegen gar nichts tun. Vielleicht kreuzen sich unsere Wege auch und wir können doch noch zusammen alt werden. So oder so... Es wird kommen wie es kommen muss. 

Manchmal realisieren wir leider erst zu spät, was richtig und falsch ist. Im Nachhinein ist es sowieso einfacher zu sagen, ja hättest du mal das und das gemacht. Doch die Vergangenheit kann man nicht mehr verändern, sondern nur lernen sie zu akzeptieren egal wie schwer es fällt. 

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Neue Woche, neues Kapitel. Zum Ende des verlängerten Wochenendes gibt es noch ein neues Kapitel.

Für alle die noch nicht gesehen habe, dass ich mich an Gedichten probiere kann gerne mal in mein Buch "Poets" reinlesen. 

Kritik? Wünsche? Ideen oder Feedback? Falls ja, lasst es mich in den Kommentaren wissen.

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