*Kapitel 7*

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"Bisschen Sport und ich lese viel." seine Stimme zeigt weder Begeisterung bei der Aussage noch irgendeine andere Emotion. Er fragt auch nicht nach, was ich in meiner Freizeit mache. Bevor ich hier also die Einzige bin, die das Gespräch sucht, beschließe ich lieber zu schweigen.

Das Date endet nachdem wir beide unseren Kaffee getrunken haben. Ich verabschiede mich noch kurz von Daniel, bevor ich mich dann auf den Weg heim mache. Das Treffen war ernüchternd. Wahrscheinlich war Daniel noch etwas angefressen von gestern und meine Entschuldigung hat ihm nicht wirklich ausgereicht. Irgendwo kann ich ihn schon verstehen. Aus seiner Perspektive habe ich ihn einfach ohne driftigen Grund sitzen lassen. Aus meiner Perspektive sieht es genau anders aus. Sagen, was gestern passiert ist will ich nicht. Ich will kein Mitleid von ihm haben oder gar, dass er sich jetzt Sorgen um mich machen muss. Es ist ja nicht das erste Mal, dass Jakob gegen meinen Willen gehandelt hat. Damit umzugehen wird nie leichter und daran gewöhnen tue ich mich auch nie...

Ich weiß noch nicht einmal, welche Intention Daniel verfolgt. Er hat sich heute mit mir getroffen, war aber total abweisend. Ich habe mich irgendwie fehl am Platz gefühlt. Bei Lukas hatte ich dieses Gefühl nie. Manchmal frage ich mich, was er wohl macht. Wie es Lukas wohl geht? Ob er wieder in einer Beziehung ist? Denkt er auch noch manchmal an mich? Diese Fragen werden sich wohl nie beantworten. Es ist einfach zu viel passiert zwischen uns. Außerdem habe ich in einer der schwierigsten Situationen hängen lassen. Das wird er mir nie verzeihen.

In meiner Wohnung angekommen setze ich mich auf das Sofa und schalte den Fernseher an, um ich etwas mit leichter Unterhaltung berieseln zu lassen. Das Programm ist nicht besonders spannend. Meine Augen werden schwerer und schwerer, ich kann sie kaum noch offen halten. So schlafe ich also vor dem Fernseher ein.

Irgendwann klingelt mein Handy und reißt mich aus dem Schlaf. Ich gehe hin und völlig überraschend höre ich Daniels Stimme: "Kate, ich wollte mich bei dir entschuldigen. Tut mir leid, dass ich so abweisend war heute. Vielleicht wollen wir uns ja mal nochmal treffen?" Nach diesen Worten bleibt mir erstmal die Spucke weg. Nochmal treffen nachdem heute? Ich weiß ja nicht, ob das etwas werden kann. "Die nächste Zeit habe ich viel zu tun. Wird eher schwierig." sage ich dann, um mir Zeit zu gewinnen, damit ich mir klar werden kann, ob ich Daniel überhaupt nochmal treffen möchte. "Hmm ich verstehe. Es wäre mir wirklich wichtig, du bist eine tolle Frau Kate." sagt Daniel dann. Danach ist das Telefonat bald beendet. Meine Begeisterung hält sich in Grenzen. Irgendwie hat mich das Treffen heute nicht überzeugt, gleichzeitig ist irgendwie das Gefühl ich könnte einen tollen Menschen verpassen.

Rückblick:

Gestern haben ich und Jakob uns das erste Mal als Paar getroffen. Seit er mir seine Liebe gestanden hat vor drei Tagen sind wir jetzt zusammen. Die vorangegangen Jahre Freundschaft schaffen eine Basis auf der eine Beziehung gut aufbauen kann. Auch wenn ich teilweise Zweifel habe. Von bisherigen Beziehungen von Jakob ist nichts bekannt geworden, er hat auch nie darüber gesprochen ob er schon mal eine Freundin hatte. Eigentlich komisch, denn wir sind ja befreundet. Man sollte denken, ich kenne seine tiefsten Geheimnisse, dem ist aber nichts so. Das Date war schön, ohne Frage. Aber Jakob strahlt so eine unglaubliche Arroganz aus. Er wirkt auf jeden überheblich. Der typische "Badboy" wenn man das mal so formulieren mag. Wir waren gestern eine Runde spazieren. Es war ein warmer Sommertag. Der Weg führte um einen See, der zwischen den Bergen liegt. Im Wasser spiegelten sich die Felsen. Jakob hielt meine Hand. Wir redeten über Gott und die Welt. Über unsere Zukunft. Jakob sieht da andere Ziele wie ich. Er möchte nie Kinder haben. Ich dagegen träume irgendwann schon von einer Familie. Ob ich tatsächlich mir später noch vorstellen kann, Mutter zu werden weiß ich nicht. Mich erschreckt aber der Gedanke, dass er Kinder komplett ausschließt. Er meint auch nicht, dass sich seine Meinung irgendwann mal ändern könnte. Dann kommt mir aber in den Kopf, dass wir noch jung sind. Wer möchte im Jugendalter schon festlegen, ob man mal Kinder möchte. Ich denke für diese Entscheidung ist noch zu früh. Jakob lenkt mich schnell von meinen Zweifeln über die Zukunft ab und drückt mir einen Kuss auf die Lippen. Die Welt scheint in dem Moment perfekt. Jakob hat ein besonderes Gespür dafür zu merken, wenn ich auch nur ein kleines Stück zweifle. Ob das allerdings immer positiv ist, weiß ich nicht.Der Kuss endet und ich bin wieder im hier und jetzt angekommen. Wir laufen weiter den schönen Weg am See. "Ich fahre nächste Woche übrigens für ein paar Tage mit meiner Cousine in den Urlaub." sagt Jakob dann. "Ohh." sage ich nur, bisher habe ich noch nie etwas von einer Cousine gehört. "Mache dir keine Sorgen, wir können ja schreiben. Die Zeit vergeht schneller als du denkst und schon bin ich wieder da." versucht er mich vom Denken abzuhalten. Es gelingt ihm aber nicht.

Bis heute ist mir nicht klar, ob diese Cousine von Jakob existiert. Mich beschleicht das Gefühl, dass er mir zu diesem Zeitpunkt etwas verheimlicht hat. Aber ich wollte ja nicht das frische Beziehungsglück ruinieren. Die Sache mit Daniel erinnert mich an diesen Moment. Ich kann mit Daniel einen wunderbaren Menschen gefunden haben oder aber jemanden der nur mit mir spielt. Das Telefonat vorher erinnert mich daran, wie Jakob sich nach seinen Taten immer mit größter Fürsorge um mich gekümmert hat. Manchmal mehr oder weniger. Obwohl Daniel eigentlich einen lieben Eindruck macht, habe ich die Angst einen Fehler zu begehen. Bei Lukas hatte ich diese Gefühl nie, es war eher das Gegenteil. Es hat sich immer so angefühlt, als würde ich geborgen sein. Lukas gab mir das Gefühl, immer an meiner Seite zu bleiben. Ich weiß er wäre noch hier, wenn ich ihn nicht abgewiesen hätte. 

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Ein neues Kapitel mit etwas mehr Eindrücken aus Kates Gedankenwelt. 

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Wir sehen uns im nächsten Kapitel wieder.

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