27. Abschied

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~03.Januar~

Mich interessiert die Sache mit Tareks Schwester wirklich sehr. Ich möchte mehr über das Verhältnis zwischen ihr und Tarek wissen. Hat er Kontakt zu ihr? Wie ist sie? Wie alt ist sie? Hat sie eine eigene Familie? So viele Fragen. In dem Moment klingelt es an der Tür. Ich mache mich gerade auf den Weg zur Tür, als Marc die Treppe runter kommt. Er öffnet die Tür und man sieht eindeutig die Enttäuschung in seinem Gesicht.

"Na, hast mich nicht erwartet, was?", meint Tarek, der gerade rein kommt.
"Ne, ich dachte du wärst Mila. Sie wollte auch gleich herkommen.", sagt er enttäuscht.

Tarek kommt zu mir und küsst mich kurz. Dann gehen wir hoch und legen uns auf mein Bett. Ich muss ihn jetzt nach seiner Schwester fragen.
"Tarek?"
Er schaut mich an. Immer wenn ich seinen richtigen Namen sage, weiß er genau, dass es ernst ist.
"Kannst du mir etwas über Jessi erzählen?", frage ich vorsichtig.
Er setzt sich aufrecht auf mein Bett.
"Wie kommst du jetzt darauf?", fragt er.
"Ich habe die letzten Tage nur darüber nachgedacht. Du hast noch nie über sie gesprochen und Leyla auch nicht. Was ist mit ihr?"

Er schluckt merkbar.
"Jessi ist 18 gewesen, als Mama beschlossen hat, hier her zu ziehen. Also konnte Jessi selbst entscheiden wo sie leben möchte. Sie hat sich dazu entschieden, in der Türkei bei Dad zu bleiben. Ich war damals erst 14 Jahre alt und musste mit meiner Mum mit nach Deutschland. Aber ich wollte eigentlich bei Jessi bleiben.
Ich habe Jessi angefleht, mit uns zu kommen, aber sie wollte nicht. Sie wollte keine 'neue' Familie. Sie wollte nicht auf mich aufpassen müssen, wenn keiner Zuhause ist und vorallem wollte sie kein Deutsch lernen. Wir sind dann weggezogen und Jessi war wütend, weil wir einfach so gegangen sind. Sie hat verlangt zusammen zu halten und bei Dad und ihr zu bleiben. Und dann hat sie den Kontakt zu Mum abgebrochen und seitdem haben wir nichts mehr von ihr gehört. Ich folge ihr zwar auf Instagram, aber sie mir nicht und ich denke sie will auch nichts von mir wissen, da ich von ihr aus damals schon ein 'mieser Verräter' war. Aber das nehme ich ihr nicht übel."

Wow okay. Das ist traurig.
"Oh, das tut mir leid.", bringe ich schwer heraus.
"Ach, das braucht es nicht. Ich habe Leyla, Matze und Mia, Mum und Nils und vorallem habe ich dich. Ihr seid meine Familie und das reicht mir."
"Und was ist mit deinem Vater? Hast du Kontakt zu ihm?", hake ich nach.
"Er ruft einmal im Monat an und fragt, ob alles okay ist. Aber das wars."
"Hmm okay. Hast du ein Bild von Jessi?", frage ich unsicher.
Er holt sein Handy aus seiner Hosentasche und geht auf ihr Profil. Dann zeigt er mir ein Bild von ihr.(Bild oben)
"Wow. Sie ist wunderschön.", platzt es aus mir heraus.

Er fängt an zu lächeln.
"Ja, das ist sie. Aber Leyla ist mindestens genauso hübsch."
Und da hat er auch recht. Ich finde es toll, dass er seine Schwestern, Mia und auch seine Mutter behandelt wie Prinzessinen. Auch wenn er keinen Kontakt zu Jessi hat, ist er trotzdem nett und redet nicht schlecht über sie.

Er wurde wirklich von einer Königin erzogen.

Und auch wenn er so tut, als wäre er cool damit, keinen Kontakt zu Jessi zu haben, merke ich, dass er sie vermisst. Sogar sehr.

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~01.Februar~

Heute ist ein Tag, den ich am liebsten ausfallen lassen würde. Denn heute fährt Tarek auf Tour. Es ist Samstag, 7:30Uhr. Tarek hat auf meinen Wunsch bei mir geschlafen, damit ich ihm Tschüss sagen kann. Er wird um 9Uhr bei mir mit dem Tourbus abgeholt.

Der Wecker, den Tarek sich gestellt hat, geht gerade lautstark an. Ich stelle ihn sofort aus und drehe mich zu Tarek. Er hat einen Arm um mich geschlungen und drückt mich gegen seine muskulöse Brust.
"Guten morgen, Schatz.", ich gebe ihm einen Kuss auf die Wange. Er dreht sich weg und brummt irgendetwas. Ich musste schon relativ oft feststellen, dass Tarek genau das Gegenteil von einem gut gelaunten Frühaufsteher ist.

Nach ungefähr 10Minuten hat er es dann auch mal aus dem Bett geschafft. Ich wollte noch duschen gehen, bevor wir frühstücken, da ich mich später mit Romy treffen wollte. Also gehe ich an meinen Schrank und hole mir Unterwäsche und ein Shirt von Tarek. Gerade als ich mich umdrehen wollte, spüre ich ihn hinter mir. Er fängt an, meinen Hals zu küssen.
"Was hast du vor?", fragt er mich leise.
"Ich wollte duschen gehen.", gebe ich ihm die Antwort.
"Achja? Dann komme ich mit. So sparen wir ja schließlich Wasser." Er dreht mich um und zwinkert mir einmal zu.
"Du Idiot", sage ich lachend.
"Dein Idiot. Jetzt komm!"

Als wir eine halbe Stunde später fertig waren, gingen wir Frühstücken. Danach war Zähne putzen angesagt und um 9Uhr standen wir bei mir an der Auffahrt. Dabei waren Marc, Mum, Leyla, Mia und Alma. Meine Mutter wollte unbedingt dabei sein, wenn Tarek fährt. Für sie ist er wie ihr eigener Sohn.

Gerade war Alma dabei, ihm Tschüss zu sagen, als der Tourbus um die Ecke kam. Er verabschiedete sich schnell von Marc und kam dann zu mir. Ich fiel ihm um den Hals und fing sofort an zu weinen.
"Hey, hör auf zu weinen, Baby", versucht er mich zu beruhigen. Jedoch bringt das garnicht. Ich wollte nicht, dass er geht. Ach wenn es nur ein Monat ist, komme ich damit nicht klar.
"Ich werde dich vermissen.", sage ich unter Tränen.
"Ich dich auch. Ich rufe dich jeden Tag an, okay?"
Ich nicke und küsse ihn so, als würden wir uns nie wieder sehen.

"Oh sagt doch Bescheid, wenn ihr euch küsst, dann hätte ich mir vorher die Augen zugehalten!", ruft Marc von hinten. Ich fange an zu lachen und löse mich von ihm.
"Ich liebe dich, Tarek."
"Und ich liebe dich, Malia."
Und damit lässt er mich los und steigt in den Bus.


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Der beste Freund meines Bruders | ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt