Gefangenschaft

1.5K 82 1
                                    

PoV. Albus

Nun stand ich dort, schaute hoch hinauf bis zum höchsten Turm des Schlosses und dachte darüber nach was ich hier eigentlich tat.
Eine kühle Brise wehte mir durch die kastanienbraunen Haare, sodass ich meinen Mantel noch etwas näher an mich zog.

Sollte ich dies wirklich tun?
Sollte ich dieses Gebäude nun wirklich betreten? Ich schritt zielstrebig auf das große Eingangstor zu. Diese Gedanken wollte ich eigentlich vermeiden.

Die Tore öffneten sich und ich trat ein.
Wie ich von einem der dort stationierten Auroren begrüßt wurde, bemerkte ich nur am Rande. Tatsächlich interessierte es mich auch nicht wirklich, ich versuchte nur meine steigende Nervosität zu verbergen.
Er nahm mir meinen Mantel ab und schaute mich schief an, sagte aber nichts weiter.
Anschließend geleiteten mich zwei weitere die Treppen hinauf bis in jenen Turm, zu dem ich bis eben noch geschaut hatte, wo sie stehenblieben und sich mit eine kurzen nicken für die nächsten paar Stunden verabschiedeten.

Jetzt war ich also hier, in der Stille der kalten, steinernen Mauern von Nurmengard und völlig allein. Nein. Nein, allein war ich nicht.
Vor mir, dies wusste ich mit Sicherheit, lag in nicht allzu weiter Entfernung eine Zelle.
In ihr saß jemand, der es mir zu verdanken hatte hier zu sein und das bereits seit vier Jahren.
So lange hatte ich mit mir gekämpft ihn zu besuchen, bevor ich mich schlussendlich dafür entschieden hatte.

Gellert Grindelwald

Mein mächtiger Feind. Allerdings auch mein größtes Begehren.
Ich trat um eine Ecke und schritt über den Teppich, welcher mich wie erwartet zu
einer, durch diverse Zauber, ziemlich gut bewachten Zelle führte.
Ich nahm den Schlüssel in meine Hand, denn diese Zelle konnte lediglich durch die Nebenstellen betreten werden, sodass Grindelwald nicht entkommen konnte.
Ich schloss eben diese Nebenzelle auf und nachdem ich sie betreten hatte auch sogleich wieder zu. Nun näherte ich mich der Tür, der letzten Tür die mich von ihm trennte. Langsam ließ ich meine Finger über die kalten Wände wandern, bevor ich mich dem Türschloss näherte. Mit einem quietschenden Geräusch stieß ich sie auf und atmete noch einmal tief durch, um einzutreten.

Gellert stand in einer Ecke des Raumes, neben dem einzigen, kleinen, vergitterten Fenster in der massiven Wand. Ich sag nur seinen Silhouette im Schatten der langsam hereinbrechenden Nacht. Nachdem ich die Tür ins Schloss fallen ließ, trat er langsam auf mich zu. Das seichte Licht eines einzelnen Lichtes im Raum, erhellte ihn nach und nach mehr.
Sein Gesicht, so wunderschön wie ich ihn eben schon immer kannte.
Seine verschiedenfarbigen Augen schauten mich durchdringend an und sein weißes Haar schien beinahe im Schein der Lichtes zu leuchten.
Sein Körper sah besser aus als je zuvor, allerdings hatte er wohl nicht viel mehr zu tun gehabt als etwas zu trainieren.

„Albus", sprach er überrascht, „wieso bist du hier?".
Diese Frage konnte ich mir selbst nicht beantworten, somit sagte ich: „Ich wollte dich sehen, mit dir reden und schauen wie es dir ergeht. Ich bin mir allerdings selbst nicht sicher ob dies richtig ist".
Bei meinem letzten Satz wurden seine eben noch relativ weichen Gesichtszüge hart und er wirkte etwas betrübt, was mir unerklärlicherweise Leid tat.
„Albus ich... es, es tut mir leid", stammelte er vor sich hin. Seine Schultern waren gesenkt und er starrte zu Boden.
Es machte mich wahnsinnig ihn so zu sehen und irgendwie überkam mich die Trauer.
Ich überbrückte die zwei Meter zwischen uns und schloss ihn in eine feste Umarmung.
Er war sichtlich überrascht, doch erwiderte diese Umarmung nach einigen Sekunden mindestens genauso fest wie ich.

„Das habe ich vermisst", wisperte Gellert.
Es erwärmte mein Herz und ich wusste insgeheim, das ich genauso fühlte. Ich sehnte mich so sehr nach ihm. Ich hatte mein Verlangen bis jetzt im Zaum halten können, doch nun war dies vorbei.
Wir setzten uns an einen kleinen Tisch in der Mitte des Raumes. Zwei Stühle standen sich an diesem Gegenüber, sodass für uns beide ausreichend Platz war. Stille breitete sich in der Zelle aus. Da ich dies eigentlich nicht wollte, suchte ich in Gedanken ein Gesprächsthema.
Gellert brach das schwiege, indem er erneut begann sich für all die Dinge der vergangen Jahre zu entschuldigen.

Er sprach über all die Todesopfer seiner Taten.
Er sprach über all die jene, die durch ihn verletzt wurden.
Er sprach über Ariana. Über den Grund, wieso er mich denn verlassen hatte und die Tränen flossen einzeln über die weiße Haut seiner Wangen.

Ich weinte ebenfalls, doch ich hatte ihm, seit dem ich seine Reue sah, bereits verziehen.

 Verlangen [Grindeldore OS]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt