Kapitel 14

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Leo und ich schwebten im siebten Himmel. Wir genossen die Zeit, die wie zusammen waren, da wir nicht unbedingt häufig zusammen waren. Je weiter die Monate voranschritten und je näher der Juli rückte, desto häufiger trafen wir uns und desto komischer wurde Leo. Bis wir uns am vierten Juli das letzte Mal trafen. Leo und ich lagen auf einem großen Handtuch am See von Pioneer Creek und sahen gemeinsam die Wolken an. „Du bist dir sicher, dass die aussieht wie ein Huhn?" Fragend zog er seine Augenbrauen zusammen, versuchte das Huhn im Himmel zu erkennen, weshalb er seinen Kopf etwas hin und her drehte. „Ich würde eher sagen, dass sieht aus wie ein T-Rex", sagte er lachend und starrte weiter in den Himmel. „Ist das nicht irgendwo das Gleiche?" „Vergleichst du gerade ein Huhn mit einem T-Rex", fragte er entrüstet, setzte sich auf und sah mich ungläubig an. „Ja. Naja, ich meine Vögel sind die letzte lebenden Dinosaurier." Ich zuckte entschuldigend mit den Schultern und lächelte ihn an. „Nein nein nein, ein T-Rex ist eine Killermaschine, der Endgegner der Steinzeit." „Kreidezeit", korrigierte ich ihn, woraufhin er mich nur verwirrt ansah. „Sie lebten zur Kreidezeit, nicht zur Steinzeit." „Moment, Sophia, das ist vollkommen egal, das eine ist eine Killermaschine und das andere halt nur ein Huhn", versuchte er mich zu überzeugen, wobei mein Grinsen immer breiter wurde. „Hast du dich schon mal mit einem Huhn angelegt?" Er schüttelte den Kopf. „Tja, ich schon und ich sag dir, da wäre dir ein T-Rex lieber", meinte ich lachend und legte meine Lippen auf seine. Ich setzte mich auf ihn und schlang meine Arme um seinen Hals. Leo legte ebenfalls seine Arme um mich, vertiefte den Kuss und presste mich derart an sich, dass wahrscheinlich kein Blatt Papier mehr zwischen uns gepasst hätte. Ich fuhr mit meinen Händen über seinen Hals, seine Brust, seinen muskulösen Bauch, bis ich sein T-shirt anhob und darunter fuhr. Er löste sich von mir, schob mich ein Stück von sich und sah mich unentschlossen an. „Ich kann nicht...", meinte er leise und sah auf den Boden. „Was? Warum nicht? Willst du nicht?" „Doch...aber ich hab keine Zeit. Ich muss heute noch mit Ranger nach Denver, einen neuen Deal machen", erklärte er, wobei er mich von sich hob und aufstand. Ich war etwas überrascht, über die plötzliche Distanz und stand ebenfalls auf. „Also...fahr ich jetzt nach Hause?" Er nickte. „Ja, ich...wir fahren dann auch gleich los." Er begleitete mich noch zu meinem Bike und reichte mir dann einen Umschlag. „Was ist das denn?" Neugierig drehte ich den Umschlag und war bereits dabei, diesen zu öffnen, als Leo mich abhielt. „Versprich mir, dass du ihn erst heute Abend öffnest. Wenn du ins Bett gehst, öffnest du den Umschlag nicht eher." Er sah mich eindringlich an, weshalb ich nur nickte. „Versprochen?" Wieder nickte ich und verstaute den Umschlag in meinem Rucksack. „Okay...dann...." Er legte seine Arme um meinen Körper und drückte mich fest an sich. Ich machte mir etwas Platz, legte meine Hände auf seine Schultern und küsste ihn. „Ich liebe dich, Sophia", flüsterte er und ließ mich los. „Ich liebe dich auch", meinte ich ebenso leise und stieg auf mein Motorrad. „Bis demnächst", verabschiedete ich mich und startete den Motor. „Machs gut...." Leo lächelte mich an, er lächelte mich mit diesem charmanten Lächeln an, welches mich von Anfang an in seinen Bann gezogen hat. Ich fuhr los und entdeckte Ranger auf seiner Veranda stehen, welcher zum ersten Mal, seit ich im Club war, seine Hand zum Abschied hob und sogar ein bisschen traurig dreinblickte. Verwirrt und allein mit meinen Gedanken, fuhr ich nach Hause und fuhr unauffällig das Motorrad in die Garage. Sorgsam faltete ich meine Kutte zusammen und legte sie in meinen Rucksack, ehe ich ins Wohnzimmer ging und mich auf die Couch schmiss. Annie war in letzter Zeit immer seltener hier gewesen, weswegen das Haus plötzlich unglaublich leer wirkte. Mom und Phil waren auf Geschäftsreise und nur Marie, die Haushälterin, war da. Sie kochte mir etwas zum Abendessen und ließ mich dann in dem großen Haus zurück. Lustlos aß ich den Auflauf, stellte den Rest in den Kühlschrank und begab mich in mein Bad, um zu duschen. Meine Haare waren mittlerweile länger geworden und auch mein Gesicht wirkte reifer. Nicht mehr so rundlich wie vorher. Alles in allem sah ich irgendwie erwachsener aus. Ich rubbelte meine Haare trocken, die sich mittlerweile in leichten Locken kräuselten, und setzte mich in mein Bett. Der Umschlag blitze aus meinem Rucksack hervor, weshalb ich ihn nahm und unsauber aufriss. Ich erkannte Leos krakelige Handschrift und begann zu lesen:



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