𝟷𝟶. 𝙽𝚘𝚟𝚎𝚖𝚋𝚎𝚛 𝟸𝟶𝟷𝟸
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𝐘𝐚𝐦𝐚𝐠𝐮𝐜𝐡𝐢 𝐓𝐚𝐝𝐚𝐬𝐡𝐢 」✁- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
Es ist mitten in der Nacht, als ich aufwache. Ich weiß nicht, was mich geweckt hat, aber es war nicht angenehm. Ich habe jeglichen Sinn für Orientierung verloren, mir ist verdammt kalt und mein Herz klopft viel zu schnell, meine Finger schwitzen und ich kann mich nicht ordnen. Es ist unangenehm und löst in mir eine Angst aus, weil es so ungewiss ist, woher es kommt. Ich weiß auch nicht, was ich dagegen tun soll, ich kann keinen klaren Gedanken fassen, um etwas zu finden, wie ich dagegen arbeiten kann. Ich habe mal gelesen, dass man bei Panikattacken, in denen man sich nicht ordnen kann, die 5-4-3-2-1-Methode nutzen soll. Weil es mir echt nicht gut geht und mir nichts Besseres einfällt, versuche ich auch, diese zu befolgen. Also, zuerst, fünf Dinge, die ich sehen kann. Ich sehe meine Bettdecke, die fast direkt unter meinem Kinn liegt. Ein altes Paar Socken, denn mit Socken kann ich nicht schlafen. Dann liegt auf dem Boden meine Tasche, die ich achtlos dahin geworfen habe. Geradeaus ist ein Kleiderhaken, wo der Schal hängt, den Tsukki mir gegeben hat. Zuletzt konzentriere ich mich noch auf den Kaktus auf meiner Fensterbank.
Dann vier Dinge, die ich anfassen kann. Mein Bettgestell, die Decke, die ich sowieso schon berühre. Die Fernbedienung, die noch neben mir liegt, die ich allerdings jetzt auf den Nachttisch lege. Zuletzt ein noch leerer Notizblock. Als nächstes konzentriere ich mich auf drei Dinge, die ich hören kann. Da wäre der Wind draußen, das Blut, das in meinen Ohren rauscht und, mit sehr viel Konzentration, höre ich auch draußen im Flur das Flackern des Nachtlichts heraus.
Weiter geht es mit zwei Dingen, die ich riechen kann. Meinen Schweiß kann ich riechen, aber einen zweiten Geruch finde ich nicht. Weil mir nichts besseres einfällt, schnüffle ich kurz auch an meinen Socken, was gar nicht so schlimm ist, wie es immer beschrieben und dargestellt wird. Oder meine Socken riechen einfach nicht, das kann auch sein.
Zuletzt fehlt mir nur noch etwas, das ich schmecken kann. Ich gehe davon aus, dass mein Speichel da nicht zählt, also kippe ich den letzten Schluck von dem kalten Tee herunter, der noch an meinem Bett steht. So, das sollte es gewesen sein. Ich lege mich wieder hin und decke mich zu. Es wird nicht allzu viel besser, aber ich kann mich wenigstens ein wenig beruhigen und meinen Körper davon überzeugen, dass alles in Ordnung ist. Zu guter letzt setze ich mir Kopfhörer auf und höre ein wenig Musik. Ein Blick auf meine Digitaluhr verrät mir, dass es etwa zwei Uhr morgens ist. Oh, Freude, ich bin jetzt sechzehn. Das war ein wunderschöner Start in meinen Geburtstag. Aber ich sollte mich nicht beschweren, die Musik hilft mir immerhin, mich endlich bis aufs letzte Bisschen abzuregen. Dass ich heute noch in der Lage sein werde einzuschlafen, bezweifle ich irgendwie. Ich seufze und starre apathisch an die Decke. Verdammter Mist. Ich weiß, dass ich mit Sicherheit nicht der Einzige bin, der sowas mal erlebt hat. Es war ja auch nicht mein erstes Mal, dass ich sowas hatte. Wenn ich etwas dagegen tun könnte, das niemandem das je wieder wiederfahren muss, würde ich sofort was dagegen tun. Aber wie sollte ich? Was hat mir geholfen? Natürlich, die 5-4-3-2-1-Methode, die könnte ich vielleicht teilen. Aber vorallem war die Musik das, das mir geholfen hat. Vielleicht könnte ich ja...
Mir schießt plötzlich eine Idee in den Kopf. Eine undurchdachte, dumme, naive und so eine zufällige Idee, wie ich sie noch nie hatte.
Ich setze mich auf und begebe mich in Richtung Laptop. Ich fahre ihn hoch und gehe auf eine Video- und Musikplatform, suche nach Videos, die spezifisch dafür da sind, um Panik im Zaun zu halten. Damit meine ich keine dieser Videos, die für geistige Zufriedenheit helfen sollen, wie zum Beispiel, wenn jemand einen Teppich wäscht, und auch keine dieser Videos, in denen jemand dir ein Ohr abquatscht und dazu anzuregen versucht, glücklich zu sein. Solche Worte helfen meist nicht. Aber was finde ich? Nichts. Absolut nichts, das helfen würde. Und das ist der Moment, wo meine Idee ins Spiel kommt und ich sie weiter ausspinne. Wenn es sowas nicht gibt, dann muss ich eben dafür sorgen. Es dauert nicht lange, bis ich mein Keyboard mit dem Laptop verkabelt habe. Ich habe einen Plan, ob es was wird, weiß ich nicht. Musik ist für viele Zwecke da, aber wenn man einen Menschen danach fragen würde, wozu er Musik im Allgemeinen braucht oder verwendet, würde fast niemand sagen, um damit Ängste abzuwehren und Panik einzuschränken, weil man meist in Angstsituationen nicht als allererstes denkt, schön, jetzt erstmal Mukke an und viben, gut, vielleicht gibt es Ausnahmefälle, weil diese Personen das, genau wie ich, schon für sich entdeckt haben. Aber wieso denn nicht, wenn es dadurch möglich wäre? Ich habe jahrelang geübt und gespielt, ich sollte in der Lage sein, irgendeine Melodie zu komponiereren, die Anderen helfen könnte. Die Frage ist, wie ich das anstelle. Eine zu melancholische Melodie würde es nicht verbessern, weil sie den Menschen nur weiter hineinziehen würde. Es ist wie eine Droge, denn eine Droge bringt dich nicht dazu, dich besser zu fühlen, sondern verstärkt das Gefühl, in dem du dich gerade befindest. Eine ruhige Melodie wirkt in solchen Situationen meist beängstigend auf einen Menschen oder löst weiter zu viel Zeit zum Denken aus, das würde auch nichts verbessern. Aber eine fröhliche Melodie würde vielleicht sogar aufkratzend wirken, viele Menschen können in Angstzuständen so etwas sowieso nicht hören. Also, nicht zu traurig, nicht zu fröhlich, nicht zu ruhig. Es ist schwierig, aber wenn ich es schaffe, das alles gut zu kombinieren, könnte ich eine perfekte Melodie erschaffen. Vielleicht ist es dann das erste Mal, dass ich etwas auslöse, das etwas bewirken kann, meinem Leben irgendwie einen Sinn verschaffen kann. Vielleicht könnte es jemandem helfen. Ich habe sowieso nichts zu tun und kann nicht schlafen, also warum versuche ich es nicht einfach? Ich wollte immer schon Ideen gleich auf den Grund gehen. Früher habe ich meist aufgegeben, wenn es nicht geklappt hat, aber irgendwann hatte ich begriffen, dass es beim ersten Mal nie klappt und die Herausforderung, in etwas gut zu werden, nicht darin liegt, talentiert zu sein, sondern darin, niemals aufzugeben. Nur durch Versuche und Fehler wird man besser. Wenn man irgendwann alles beisammen hat, was man nicht tun sollte, dann gibt es, laut Wahrscheinlichkeitsrechnung mit Pfaden, irgendwann nur noch einen möglichen Pfad, den man gehen kann, und das ist der richtige, bei denen alle Chancen auf gut stehen.
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IVORY KEYS - [tsukkiyama]
Fanfiction☆ . * ---「🎹」--- * . ☆ tsukishima x yamaguchi b o y × b o y fluff & angst