19

67 4 0
                                    

Gestern haben wir den ganzen Tag geschlafen und uns eigentlich nicht aus dem Haus bewegt, der Tag ist so dahin gezogen und ich habe mir mein Buch etwas genauer angeschaut. Später hat es geregnet und wir sind doch noch mal alle auf die Terrasse gegangen, haben Musik angemacht und im Regen getanzt. Bei Hey There Delilah hatte Zack seine Arme von hinten um mich gelegt, ich bin ziemlich sicher dass er einfach nur müde war. Als er I can promise you That by the time we get through The world will never ever be the same And you're to blame leise neben meinem Ohr mitgesungen hat, war ich mir nicht sicher ob die Worte an mich gerichtet waren, aber ich hab mich trotzdem besser als je zuvor bei dem Song gefühlt.

Heute sitzen wir am Strand und werden braun. Zumindest Stella, Kaitlyn, Amelie und ich. Die Jungs haben anderes zu tun, sie sind noch einmal in die Stadt gefahren und wollten irgendwas kaufen gehen.

„Lasst uns rein gehen und was trinken, sonst bekommen wir noch Hautkrebs." sage ich und wecke damit Stella auf, die tatsächlich eingeschlafen ist. Amelie schiebt sich ihr Cap aus dem Gesicht und nickt. Ich stehe schon auf und will mein Handtuch nehmen, als Amelie mir eine Hand auf die Schulter legt. Ich sehe sie an und sie grinst verschwörerisch.

„Wer zu erst im Wasser ist!" ruft sie jetzt und rennt los. Ich renne hinterher und auch Stella springt auf.

„Das ist unfair!" lacht Stella und ist dabei mich aufzuholen, aber schon stehe ich im Wasser. Amelie schleudert uns Wasser entgegen.

„Ich hab gewonnen! Ihr Schnecken!" ruft sie und ich muss lachen.

„Na warte!" rufe ich und stürze mich auf sie, so dass wir gemeinsam im Wasser landen und lachend wieder auftauchen. Die Abkühlung tut gut und irgendwie fühle ich mich komplett in der Gruppe angekommen.

Als Kaitlyn und dann überredet irgendwann aus dem Wasser zu kommen, gehen wir rein und trinken aus unerfindlichen Gründen Wein. Ich glaube Amelie hat ihn irgendwo gefunden. Mein Handy klingelt.

„Das sind bestimmt die Jungs." sagt Kaitlyn gespielt abschätzig.

„Hey!", es ist Zack.
„Hallo! Was gibts?"
„Ihr müsst herkommen! Hier ist so ein Rummel, mit Kettenkarussell, Riesenrad und allem!" erzählt er aufgeregt und ich sehe die anderen fragend an, sie nicken.

„Okay! Schick mir deinen Standort, dann sind wir gleich unterwegs!", sobald ich auflege kreischen die anderen, als hätten sie das nicht machen können während ich am Telefon bin. Ich war noch nie auf einem Rummel, ich habe mal was auf einer Bühne von einem Rummel gesagt, nämlich dass eine neue Kollektion von der Marke meines Vaters da ist, was dumm scheint, wenn es nicht eigentlich ein Festival zu ehren eben dieser Kollektion gewesen wäre. Eine Fahr auf dem Riesenrad war immer ein zu großes Sicherheitsrisiko. Damals war es mir egal, ich habe sowieso ein wenig Höhenangst, aber jetzt freue ich mich riesig.

Im Auto hören wir viel zu laut Synphony und singen mit, während ich den Angaben meines Handys bis an den Stadtrand folge.

Die Jungs stehen schon am Parkplatz, während wir über das Riesenrad und den Free-fall-Turm staunen und einparken.

„Hab ich zu viel versprochen?" fragt Zack und ich schüttle den Kopf. Wenn ich mir die riesigen Fahrgeschäfte anschaue, dann wird mir etwas mulmig zumute. Sie erzählen dass sie schon einmal auf der Achterbahn waren, bei der ich mich frage wie man die von einem Ort zum nächsten bringen will, und zerren uns dann tatsächlich zu dem riesigen Free-Fall-Turm. Erst als der Bügel unten ist und es kein zurück mehr gibt, realisiere ich was ich gerade mache.   Ich habe Höhenangst. Scheiße! Mich lässt schon der Ruck zusammenschrecken, als wir beginnen hochzufahren.

Als wir fast oben angekommen sind traue ich mich kaum zu bewegen, ergreife aber in meiner Panik Zacks Hand.

„Ich habe Höhenangst.", ich sage das als wäre es nicht schon längst zu spät. Zack schaut mich entgeistert an.

„Wie bitte?!", ich nicke langsam und im nächsten Moment fallen wir. Ich kann nicht mal schreien, es fühlt sich nicht schlecht an, aber ist vorbei bevor ich anfangen kann das Gefühl als gut zu empfinden.
Der Bügel klickt und ich kann raus, Zack fängt an zu lachen. Er zieht mich an sich und ich höre sein Herz schnell in der Brust schlagen.

„Wie kann dir so etwas erst da oben einfallen?" fragt er belustigt und ich zucke die Schultern. Wir gehen noch zu einigen anderen Fahrgeschäften, aber ich halte mich lieber zurück und warte dann am Ausgang auf die anderen.

Inzwischen sitzen wir wieder auf der Terrasse, es muss jetzt so 23 Uhr sein. Kaitlyn erzählt irgendeine Geschichte die mal in der Schule passiert ist, bis eben hat Zack noch zu der Erzählung beigetragen, aber jetzt scheint er nicht mehr folgen zu können. Ich bin sowieso müde und verstehe nicht wie die anderen noch die Energie haben können, noch so viel zu erzählen. Ich beobachte lieber wie, wie Kaitlyn an Amelies Schulter gelehnt erzählt und Amelie das zu genießen scheint. Ich hatte Kaitlyn immer so eingeschätzt, dass sie auf Nathan steht, das scheint aber eine Fehleinschätzung gewesen zu sein. Es ist süß wie Amelie sich nur auf Kaitlyns Stimme konzentriert.

„Ich geh noch was zu trinken holen. Will noch jemand?" fragt Zack, Dylan nickt und Ian schaut kurz auf, sagt dann aber nichts. Deren kalter Krieg geht mir echt auf die Nerven. Zack macht sich stumm auf den Weg ins Haus.

„Ihr müsst euch echt vertragen." stellt Dylan fest und wir alle nicken, außer Ian natürlich.

„Ja, das nervt langsam. Was kann denn so schlimm sein?", frage ich jetzt in der Hoffnung, dass Ian endlich das Geheimnis lüften wird. Er schaut mich mit verengten Augen an, als würde er die Situation abschätzen.

„Nun sag doch endlich. Vielleicht können wir ja schlichten." drängt Amelie und ich nicke dringend. Ian lässt den Blick nicht von mir ab. Was ist denn mit ihm los? Als hätte ich Schuld an dem Stress zwischen den beiden. Er fängt an bitter zu lächeln, was mir irgendwie Angst macht.

„Willst du es wissen?" fragt er mich. Ich schaue mich um, er spricht tatsächlich nur mit mir. Ich nicke verunsichert.

„Willst du wissen was mit Zack ist? Willst du wissen wie es um euch steht?", sein Blick brennt förmlich. Er klingt unglaublich herausfordernd und verbittert. Zack kommt gerade wieder und sieht Ian panisch an.

„Halt die Fresse, Ian!", er klingt drohend und ich verstehe die Welt nicht mehr. Ian lässt den Blick noch immer nicht von mir ab und ich sehe die anderen an. Keiner scheint die Situation zu verstehen oder einschätzen zu können. Ich stelle mich Ians direktem Blick und sehe ihn an.

„Willst du es wissen?" fragt er noch einmal sehr laut.

„Nein! Bitte, Mary!", Zack scheint völlig unvorbereitet auf diese Situation zu sein und ich frage mich warum es auf einmal um mich geht. Ich schlucke unter den acht Paar Augen die auf mich gerichtet sind. Das eine fordernd und drohend, ein anderes hilflos und panisch und der Rest mindestens so verwirrt wie ich. Ich zögere, will es aber eigentlich wissen. Was meint Ian damit, wie es um Zacks und meine Beziehung steht?

„Sag es. Was ist los?"

Das echte LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt