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„Hast du Carolins Kleid gesehen?", frage ich als wir die beiden los geworden sind, „Jetzt fühl ich mich nuttig mit meinem Ausschnitt.", Zack lacht kurz auf. Dann mustert er mich kurz und sieht mich sehr eindringlich an.

„Also erstens: die läuft hier rum wie eine Nonne. Zweitens: du siehst wunderschön aus und absolut nicht nuttig! Und drittens: zieh an was du willst, ich kann mich prügeln...", ich muss grinsen. Die Vorstellung, dass er sich für mich prügeln würde, wenn mich einer komisch anschaut oder anfasst, ist garnicht so schlecht.
Ich seufze bei einem Blick auf die Uhr. Eineinhalb Stunden sind wir jetzt hier und mir wird's schon zu bunt. Zack stellt gekonnt sein leeres Glas bei einem vorbeigehenden Kellner auf dem Tablett ab und schaut jetzt selber auf seinem Smartphone nach der Uhrzeit.

„Lass uns gehen.", sagt er trocken, steckt das Gerät wieder ein und nimmt meine Hand, er geht zielsicher in Richtung Ausgang los. Ich will erst widersprechen, dann fällt mir aber ein dass ich machen kann was ich will und meine Mom nicht hier ist. Ich hole ein bisschen bei seinen schnellen Schritten auf, damit er mich nicht so hinter sich her ziehen muss.

„Scheiße.", er verlangsamt seinen Schritt. „Ist das nicht dein Ex?"

„Scheiße.", bestätige ich und erkenne jetzt auch Mark. „Zu spät um umzudrehen.", Mark hat uns entdeckt.

„Du hast garnichts über ihn gesagt.", stellt Zack mit gesenkter Stimme fest, weil er auf uns zu kommt.

„Da gibts nicht viel zu erzählen. Durch und durch ein Arschloch, mit viel zu kleinem Schwanz. Hast ihn ja kennengelernt.", sage ich und erinnere mich an meine merkwürdige Trennung von Mark. Und schon steht er vor uns.

„Merylin.", ich beiße die Zähne zusammen und nicke. „Mark...", sein Blick wandert von mir zu Zack.

„Du", Mark zieht die Augenbrauen hoch und Zack nickt grinsend. „Ich heiße Zack.", stellt er sich vor und erfreut sich an Marks überraschter Miene. Kurz hoffe ich Mark verschwindet einfach und lässt uns gehen, erinnere mich dann aber wieder wie er ist und dass er ganz sicher nicht kampflos aufgeben wird. Zack und Mark haben eine ähnliche Ausstrahlung und beide haben die Hände gerne in den Taschen, nur dass Zack gerade eine um meine Taille gelegt hat. Ich sage nichts, weil die beiden sich sowieso nur gegenseitig anglotzen.

„Wir wollten uns eigentlich gerade auf den Weg zu mir machen.", ich muss mir ein Lachen verkneifen. Zack hat extra erwähnt, dass wir zusammen zu ihm gehen. Ich nicke zustimmend und will eigentlich einfach nur um Mark drumrum und raus gehen.

„Das erinnert mich an letztes Jahr, da sind wir auch früher gegangen...", jetzt ist es Mark der mich angrinst. Ich verdrehe die Augen. Das war ziemlich billig.

„Ja... wären wir doch nur hier geblieben, das wäre vielleicht eine nicht ganz so große Verschwendung meiner Zeit gewesen." antworte ich und gehe dann einfach los, während Zack mir folgt.

***

„Sorry. Er ist so ein Arschloch.", Zack hält mir nickend die Tür zum Wagen auf. Ich glaube was Mark am Ende da so angespielt hat fand er nicht so amüsant.

„Wie lange wart ihr zusammen?", es war klar, dass er es jetzt wissen will. Ich war schon überrascht, dass er vorher nie nach Mark gefragt hat, aber da gab es ja andere Dinge.

„Knapp ein Jahr. Aber irgendwie war das keine richtige Beziehung.", Zack runzelt die Stirn. „Was sonst?"

„Keine Ahnung. Wir waren nur zusammen, weil er eine Freundin haben musste und ich einen Freund. Generell war ich vor dir noch nie mit jemandem zusammen, weil ich wirklich Gefühle für ihn hatte.", jetzt wirkt er nur noch verwirrter. „Warum warst du dann überhaupt mit ihm zusammen?", ich zucke die Schultern.

„Keine Ahnung. Ich war es eben einfach.", Zack schüttelt lachend den Kopf. „Ich kann nicht glauben dass du ein Jahr mit diesem Typen zusammen warst..."

Der Rest der Fahrt verläuft still, worüber ich nach diesen eineinhalb Stunden zwanghaftem Smalltalk ganz froh bin. Es ist schön sich einfach durch die nächtlichen Straßen fahren zulassen, in dem Wissen dass man heute bei seinem Freund übernachten wird. Endlich wieder.
Als wir ankommen bemerke ich, dass Zack irgendwas sagen will, aber anscheinend nich nicht den Richtigen Zeitpunkt oder die richtigen Worte gefunden hat. Er sieht mich die ganze Zeit als würde er gleich mit etwas vollkommen unerwarteten rausplatzen. Aber er sagt nichts. Bis er seinen Schlüssel raus holt um auf zuschließen.

„Wir müssen leise sein. Stella schläft bestimmt schon oder sie schaut Netflix in ihrem Zimmer.", ich nicke. Das ist bestimmt nicht die große Sache, für die er Worte sucht. Wir gehen also möglichst geräuschlos die Treppe hoch und dann in sein Zimmer. Schlafen.

Besser hab ich nie geschlafen.

Das echte LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt