„Mary!", Adriel kommt in mein Zimmer gestürzt, irgendetwas bringt ihn aus dem Konzept.
„Adriel, was ist? Bis wir los müssen ist doch noch Zeit...", sage ich und wende mich wieder dem Buch zu, das ich gerade lese.
„Die machen das zu deiner Feier!", er fährt sich aufgewühlt durch die Haare und ich runzle die Stirn, weil ich nicht verstehe was er meint.
„Bitte was?"
„Ich hab gerade eine Mail bekommen, die Veranstalter münzen das Ding zu deiner persönlichen Geburtstagsfeier um. Du wirst zur Hauptattraktion!", er gestikuliert wild um sich.
„Sollen sie doch. Reg dich nicht so auf, Brüderchen. Das ändert nichts an unsren Plänen, es kommt nur vielleicht etwas Screen time dazu.", mir ist das wirklich egal. Ich komme und gehe, wann ich will. Klar, die wollen damit bestimmt auch Druck aufbauen, aber ich wurde gut genug erzogen, um zu wissen, dass ich mich davon nicht beeindrucken lassen darf. Ich habe größere Sorgen, als eine Geburtstagsparty.
„Dass du da so ruhig bleiben kannst...", Adriel lässt sich in meinen Sessel fallen. Er ist schon in Hemd und Veste, fehlt nur noch das Jackett und dann könnte er auf jegliche Red-Carpet-Veranstaltungen gehen. Dabei sind noch Stunden Zeit, bis wir los fahren.
Adriel ist ein schrecklicher Gesprächspartner, weshalb ich garnicht erst versuche irgendwas anzusprechen. Deshalb vermisse ich Zack auch so sehr, fällt mir auf. Die stundenlangen Gespräche, über unwichtige Themen, während wir irgendwo liegen, er spielt an meinem Handschmuck rum und ich habe mich nie gelangweilt, egal über was für unsinnige Dinge wir gesprochen haben. Ich vermisse das Gefühl, einfach zu sagen was mir einfällt, in dem Himmel zu schauen und trotzdem zu wissen, dass er gerade lächelt, sowie ich. Jetzt vergeht die Zeit anders. Damals sind die Stunden an mir vorbei gezogen und jetzt ziehen sie sich lang wie ein altes Kaugummi. Nicht mit ihm zu reden bringt mich um. Ich frage mich was durch seinen Kopf geht, wenn jemand meinen Namen erwähnt.
Hilfe!
Ich schaue von der Seite im Buch auf, die ich gerade gelesen habe. Was ist passiert? Ich habe die gelesenen Worte garnicht wahrgenommen.***
„Okay, jetzt komm aber! Der Wagen ist schon da!", Adriel ist nervöser als ich es bin. Ich werfe ein letzten Blick in den Spiegel. Passt. Denke ich.
Es ist ein unglaublich befreiendes Gefühl, endlich mal wieder die Grundstücksgrenzen zu verlassen, wenn auch nicht allein und unter strengster Kontrolle. Außerdem laufe ich nur höchstens vier Meter auf öffentlichem Grund, bevor ich schon wieder in einem Wagen sitze, den mein Dad bezahlt. Die Fahrt dauert nicht lange, aber vielleicht ist das auch nur so, weil ich am liebsten garnicht ankommen möchte.Der Anblick, wie ich aus dem Wagen steige und mich bei meinem Bruder unterhake, muss atemberaubend sein und ich hoffe es kommen ein paar schöne Shots dabei raus, vielleicht liegt es am Adrenalin oder den Blitzlichtern oder dem Trubel um mich, aber jetzt habe ich den Anspruch, mich zu beweisen. Ich bin kein verheultes kleines Mädchen! Adriel leitet mich an den Fotografen vorbei, in den riesigen Veranstaltungssaal. Es wird applaudiert, ich grinse, nehme mir ein Glas Sekt und proste kurz in die Luft, bevor ich mich aus dem Center der Aufmerksamkeit raus begebe.
„Nicht schlecht..", murmelt Adriel neben mir.„Merylin! Merylin!", ein Kamerateam kommt angestürmt und ein blonder Mann mit Presseausweis streckt mir ein Mikrofon entgegen. „Wie geht es ihnen? Genießen sie die Feier?", ich lache kurz auf. Wie übermütig.
„Mir geht es wunderbar, vielen Dank. Und ja, bis jetzt schon, aber ich bin ja eben erst gekommen.", antworte ich und lasse mich von Adriel weiter ziehen. Ich kippe den letzten Schluck Sekt hinter und stelle das leere Glas auf irgendeinem Tisch ab. Puh...
„Du hast es im Blut.", stellt Adriel fest und ich nicke, unschlüssig ob das gut oder schlecht ist.„Merylin?", Wer hat Mark eingeladen?
„Hallo...", ich werfe Adriel einen hilflosen Blick zu, aber schon verschwindet er mit einem Zwinkern zwischen den vielen Menschen.
„Happy Birthday. Ich wollte mal mit dir reden, falls das möglich ist.", ich schlucke. Auf sowas bin ich nicht vorbereitet. Ich meine, ich könnte immer mit ihm streiten, aber es scheint nicht so, als wäre er darauf aus.
„Klar..." murmle ich und folge ihm in eine etwas ruhigere Ecke. „Was gibts?", irgendwie schüchtert mich sein weicher Blick ein.
„Ich wollte mich entschuldigen, ich war wohl ein ziemliches Arschloch, hm?", damit habe ich nicht gerechnet.
„Oh."
„Ich weiß du hast einen Freund und ich will dich auch garnicht weiter aufhalten, aber... also falls irgendetwas sein sollte, wobei ich dir helfen kann, sag Bescheid. Das alles muss ja ein ziemlicher Stress sein, so plötzlich.", ich starre ihn fassungslos an. Das ist wohl das netteste was er jemals zu mir gesagt hat.
„Ja... schon gut, ist alles verziehen.", stottere ich, „Ähm... also danke. Und ja, ich melde mich bestimmt mal.", er nickt lächelnd und geht dann wieder. Wow.***
„Merylin!", ich kann meinen eigenen Namen langsam nicht mehr hören. Und trotzdem drehe ich mich zum nächsten Journalisten um und lächle ihn lieb an. „Sind sie verlobt?", Bitte was? Er sieht mir die Frage an. „Der Ring...", ich schaue sofort auf meine Hand und betrachte den Ring.
„Verlobt? Nein. Aber schwer verliebt.", sage ich und zeige ihn noch einmal in die Kamera.
„Wer ist denn der Glückliche?", so glücklich ist er im Moment vermutlich garnicht.
„Wie gern ich das allen sagen würde...", sage ich mit einem bitteren Lächeln auf den Lippen, „Aber das geht leider nicht.", jetzt kann ich nicht damit aufhören an dem Ring rum zu spielen. Zack wird das sehen. Der Gedanke jagt mir aufeinander einen Schreck ein. „Es tut mir leid, ich muss mich entschuldigen.", sage ich steif und gehe mit schnellen Schritten los. Ich glaube ich schwanke, ich stoße gegen jemanden und nuschle eine Entschuldigung, sehe nur verschwommen. Mir ist heiß. Er wird sehen, wie ich auf meiner Geburtstagsparty bin! Er wird sehen, wie ich in die Kameras lächle!
Ich greife nach der nächsten Türklinke und verschwinde in einem Raum, der anscheinend für Versammlungen vorgesehen ist und lasse mich wie eine Stoffpuppe an der Wand zusammen fallen. Mein Brust zieht sich zusammen und ich habe das Gefühl nicht atmen zu können. Was ist los? Alles ist gut! Versuche ich mir einzureden.Da fällt mir etwas ein! Und obwohl ich mir nicht sicher bin, ob das helfen wird, greife ich nach dem Smartphone. Eine neue Nachricht! Gott sei dank!
„Hi Baby... ich will nur schnell ‚Happy Birthday' sagen... und hoffentlich seh ich dich bald wieder. Ich liebe dich. Bye.", so kurz nur. Aber es hat geholfen, glaube ich. Seine Stimme.
Adriel platzt rein. „Mary!", er sieht erleichtert aus. „Gott sei dank... da bist du.", er seufzt und sieht mich besorgt an.„Lass uns gehen."
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Das echte Leben
Teen FictionAbgeschlossen mit 2. Teil on the way ("Going to hell anyways") ___________________________________________________________________ "I tripped on the urge to feel alive" Merylin darf endlich auf eine richtige Schule gehen und kommt mal weg von all de...