Kapitel 4

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Ich lockte Princeton zu mir und streichelte ihn, Scott staunte. „Na komm, streichel ihn", forderte ich Scott auf. Langsam kam er mit seiner Hand seiner Nase näher und ließ Princeton schnuppern. Scott nahm den Sattel und packte ihn auf den Rücken des Pferdes. „Okay Sättel findet er nicht schlimm, mal sehen wie er es findet, wenn jemand drauf sitzt." „Warum ist er eigentlich so scheu beziehungsweise schwierig?", fragte ich. „Sein Vorbesitzer hat ihn misshandelt, dein Großvater hat ihn gerettet, in der Hoffnung er würde wieder Vertrauen zu Menschen aufbauen." „Verstehe, wahrscheinlich vertraut er deswegen Frauen mehr." „Ja wahrscheinlich, vor allem Frauen, die dazu noch hübsch sind." Scott grinste mich an, ich wurde rot. Er hat mir gerade wirklich ein Kompliment gemacht, hätte ich nie von ihm gedacht, dass er auch mal weich sein kann. „Schaffst du es alleine hoch?" „Ich denke schon." Ich stieg mit dem einen Fuß in den Bügel und versuchte mich dann hoch zu schwingen, doch ich scheiterte. Princeton ist einfach zu riesig, sogar für mich obwohl ich schon ziemlich groß mit meinen 1,80m bin. Scott packte mich an der Hüfte und hob mich hoch, für jemand der 20 cm größer und dazu noch Muskeln hat, ist das nicht schwer. „Danke", sage ich und kraule Princetons Hals. „Ich führ euch ein bisschen." Wir drehten ein paar kleine Runden auf der Weide, als mein Opa aus dem Haus gerannt kam. „Was seh ich den da? Ist das Princeton?" Ich nickte, man konnte ihm ansehen, dass er fassungslos war. „Wie, wie hast du das hinbekommen? Ich meine er lässt sich kaum anfassen." „Er hat sehr viel Vertrauen in ihre Enkelin, schon bei ihrer ersten Begegnung war Princeton hin und weg", antwortete Scott und sah zu mir hoch. „Der Wahnsinn und ich hab gedacht, mit dem Pferd kann man nix mehr anfangen." „Man kann ihn reiten, die Frage ist wen will er auf seinem Rücken haben?" „Nur dich Schätzchen. Wie wäre es wenn du dich um ihn kümmerst. Es ist ab sofort dein Pferd." „WAS? Oh mein Gott danke Opa." Er nickte mir zu und ging zurück ins Haus, der Wahnsinn ich hab ein eigenes Pferd. „Ehm.....das ist jetzt vielleicht peinlich, aber könntest du mir runter helfen?" Scott lachte nur und streckte seine Arme aus: „Na komm ich helf dir." Er packte mich an der Hüfte und ich hielt mich an seiner Schulter fest, so dass er mich runter heben konnte.Mit festem Boden unter den Füßen, schaute ich in seine wunderschönen Augen, die mich durchdringend ansahen. „Danke", sagte ich leise, er löste sich aus seiner Starre und ließ mich los. Ich führte Princeton von der Weide und wollte ihn in den Stall bringen. „Lea! Steht heute Abend noch?" „Ja klar, außer du willst nicht." „Nein, nein, ich warte auf dich vorm Haus."
Mittlerweile war es Abend geworden und ich machte mich fertig, ich zog mir eine schwarze Short, dazu ein hellblaues Shirt an, dann band ich mir noch ein blau-schwarzes Holzfällerhemd um meine Hüfte und schwarze Boots. Meine Eltern saßen gerade in der Küche als ich gehen wollte: „Ich bin dann weg." „Wohin gehst du?", fragt meine Mutter. „Scott hat mich zum Essen eingeladen, und nein es ist kein Date. Bis später." Meine Eltern sahen sich mit diesem Blick an, sie dachten doch nicht wirklich, dass ich was von Scott will oder? Draußen stand Scott schon vor seinem Truck, als er mich sah lächelte er breit. „Du siehst toll aus." „Danke, du siehst auch nicht schlecht aus, Cowboy." Er schmunzelte und hielt mir die Tür auf. „Also wo fahren wir hin?" „Lass dich überraschen." Ich verdrehte die Augen, immer diese Überraschungen. Nach zwanzig Minuten blieben wir vor einer Bar stehen, in der man Billard spielen, essen und saufen konnte. „Das ist also der Schuppen, wo alle Cowboys Essen gehen?" „Kann man so sagen, hier geht fast jeder hin." Drinnen tummelten sich schon die Leute, glücklicherweise konnten wir uns noch einen Platz an der Bar sichern. „Möchtest du was essen?", fragte Scott. „Ja ich hab mega Hunger. Was kannst du mir empfehlen?" „Mmmm....die Spare Rips sind ziemlich gut." „Dann vertraue ich dir mal. Das wird wohl ein Fleisch-Wochenende." „Wieso?" „Meine Oma bereitet ein BBQ für morgen vor. Aber die Spare Rips muss ich trotzdem probieren." Die Kellnerin kam gelangweilt auf uns zu: „Was möchtet ihr bestellen?" „Einmal die Spare Rips und zwei Bier",sagte Scott und widmete mir wieder die Aufmerksamkeit. „Willst du nichts essen?" „Später vielleicht.....also erzähl mal wie bist du aufgewachsen?" Ich war erstaunt, Scott wollte also meine Lebensgeschichte hören, das würde wohl etwas dauern. „.....und mein letztes Ereignis in Florida war wohl das schlimmste. Meine beste Freundin und mein Freund haben miteinander geschlafen, daher bin ich so froh, dass ich jetzt hier wohne, so muss ich die beiden nie wieder sehen." „Wow das ist hart, tut mir leid." „Nein alles gut, ich habe dieses Thema abgehackt. Jetzt bist du dran, erzähl was." „Naja ich bin hier in Texas geboren und aufgewachsen, ich bin Bullrider, meine Eltern leben mittlerweile in Kalifornien und ich arbeite auf der Ranch deiner Großeltern." „Ach komm schon Scott, ein bisschen mehr Details." „Hier ist ihre Bestellung", sagte die Kellnerin von vorhin. Ich musste schlucken, als ich diesen riesigen Teller mit Fleisch sah, ich schaute zu Scott, der genüsslich sein Bier trank. „Ist das ein ganzes Schwein?" „Kann man so sagen. Guten Appetit." „Das werde ich nicht alleine essen, du wirst mir gefälligst helfen." Scott grinste und nahm sich eine Rippe, das tat ich ihm gleich. Ich muss zugeben, die waren wirklich gut, also Texaner wissen wie man mit Fleisch umgeht. „Und?", fragte er neugierig. „Wirklich lecker, hast du gut ausgesucht." Nach weniger als zehn Minuten war der Teller leer und unsere Mägen bis oben hin gefüllt. „So was jetzt, kann hier nicht noch mehr Sachen machen?" „Wir können Billard spielen, weißt du wie das geht?" „Ehm.... naja so ungefähr." „Das reicht mir schon, komm mit." Scott zog mich hinter sich her und führte mich zum Billardtisch. Er drückte mir einen Stock in die Hand und brachte die Kugeln in Position. „Okay du beugst dich etwas runter, die Hand hier hin und mit der weißen Kugel auf die rote zielen." Er beugte sich zu mir und legte seine Hand auf meine, ich spürte, dass er mir sehr nah war. Ich konnte mich kaum konzentrieren und sah in sein Gesicht, jetzt sah er mich auch an und kam mit seinem Gesicht immer näher. Doch bevor noch etwas passieren konnte, knallte es in der Bar laut.

Der Cowboy von nebenan Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt