Kapitel 8

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Gestern Abend kamen wir relativ spät an unserem Hotel an, keine fünf Minuten entfernt war die Rodeoanlage. Scott und Luke waren schon vorgegangen, um sich auf ihren Ritt vorzubereiten. Aaron und Gabriel wollten mit uns Mädchen zusehen, für die beiden war Bullenreiten einfach zu gefährlich, aber spannend zum zu gucken. „Ich seh nochmal nach Scott", sagte ich den dreien, die schon mal gute Plätze suchten. Im hinteren Teil der „Arena" waren die ganze Bullen und auch die Reiter die sich vorbereiteten, nach langem suchen, fand ich dann auch Scott. „Hey können wir kurz reden?" „Ich kann jetzt nicht", sagte er kühl. „Scott bitte, warum gehst du mir aus dem Weg?" „Tu ich nicht." „Doch tust du, jedes Mal wenn ich zu dir wollte, warst du nicht da. Was ist los?" „Ich will dich nicht verletzen." „Warum solltest du mich verletzen. Im Moment tut es einfach nur weh, dass du dich von mir entfernst." „ Wir müssen Abstand halten." „Wieso? Ist es wegen dem Kuss?" Scott sagte nichts, was mich verunsicherte. „Scott bitte rede mit mir, ich möchte verstehen, was in deinem Kopf vor sich geht." „Ich liebe dich! Wolltest du das hören." Mir stockte der Atem, er hatte es gesagt. „Aber wieso bist du dann so distanziert?" „Ben hat mir erzählt wie sich deine Eltern unterhalten haben, dass ich mich lieber von dir fern halten sollte, schließlich ist der Altersabstand zu groß und ich könnte dir das Herz brechen." „Jeder könnte mir das Herz brechen und fünf Jahre sind nichts." „Können wir später weiter reden? Ich bin gleich dran", sagte er mit glasigen Augen. Ich nickte und ließ ihn gehen, hoffentlich erklärt er mir, warum er sich Gedanken um meine Eltern und deren Meinung macht. Ich rannte schnell zurück zu den anderen und setzte mich auf den freien Platz. „UND JETZT MEINE DAMEN UND HERREN, SCOTT COLLINS!" Alle jubelten, er hatte wohl eine große Fangemeinde. Er setzte sich langsam auf den Bullen und ließ nochmal seinen Blick zu mir schweifen. „Und los!", rief er und das Tor öffnete sich. Acht Sekunden muss er sich da oben halten, es fühlte sich wie Stunden an, ihn da auf dem Bullen zu sehen, machte mir Angst. Dieser Sport ist einfach nur verrückt, warum begibt man sich nur in Gefahr? Dann endlich ertönte die Glocke, acht Sekunden waren um und Scott sprang von dem Bullen. Dieser wurde wieder zurück in seine Box getrieben, damit keiner verletzt werden konnte. „WOW WAS FÜR EIN RITT VON UNSEREM RÜCKKEHRER. MIT DIESEN PUNKTEN SCHIEBT SICH SCOTT COLLINS AUF PLATZ EINS!!!"
Ich rannte schnell wieder hinter die Tribüne, wo ich auf Scott traf, der aber einfach ohne mich anzusehen an mir vorbei lief. „Scott, bleib stehen!" Doch er ging einfach weiter und ignorierte mich. „Scott Collins, wenn du mich wirklich liebst, bleibst du jetzt stehen!" Und tatsächlich er blieb ruckartig stehen, senkte den Kopf und drehte sich zu mir. „Ich liebe dich Lea, aber es geht nicht. Ich bin dir aus dem Weg gegangen, um mich nicht noch mehr in dich zu verlieben." „Bitte hör auf an meine Eltern zu denken oder an irgendjemand sonst. Wenn wir uns lieben, können wir es gemeinsam schaffen, bitte lass mich in dein Herz." „Ich will dich nicht verletzten", sagte Scott und wollte gehen, doch ich packte ihn an seinem Arm. „Du könntest mich nicht verletzen, ich liebe dich Scott. Bitte geh nicht einfach." „Spätestens wenn ich wieder einen Unfall beim Bullriding habe, werde ich dich verletzen, weil du nicht weißt was passiert." „Dann werde ich für dich da sein, wenn das zutrifft." „Das willst du nicht, glaub mir. Es würde dich zerstören, wenn du mich im Koma liegen  oder im Rollstuhl sitzen siehst." „Wolltest du mir da nicht noch was erzählen?" „Willst du wirklich wissen, was passiert ist?" Ich nickte und Scott setzte sich auf den Boden, was ich ihm gleich tat. „Vor ungefähr einem Jahr hatte ich eine Freundin, sie war dabei, als der Unfall passiert ist. Ich bin nach bereits vier Sekunden vom Bullen geflogen, knallhart auf dem Rücken, das wäre noch nicht so schlimm. Doch der Bulle ist aggressiv geworden und hat mich angegriffen, er hat mich mit seinen Hörnern immer wieder durch die Arena geschmissen. Am Ende lag ich blutverschmiert auf dem Boden und konnte nichts mehr wahrnehmen. Ich kam ins Krankenhaus, wo die Ärzte um mein überleben kämpften. Ich lag zwei Wochen im Koma und fast ein halbes Jahr saß ich im Rollstuhl. Während des Kommas hat mich meine Freundin verlassen, weil sie damit nicht klarkam. Als ich aufwachte lag ein Abschiedsbrief von ihr auf meinem Bett. Ich wollte mich eigentlich von Frauen fernhalten, damit falls sowas noch mal passiert, sie nicht verletzt wird." Ich schaute nun auf den Boden, er will mich beschützen, aber er müsste wissen, dass ich nicht locker lasse. „Aber du hast dich in mich verliebt, sollten wir es dann nicht wenigstens versuchen?" „Versteh bitte, bei meinem nächsten Unfall sitze ich im Rollstuhl für immer oder noch schlimmer, ich bin tot." Mir stiegen Tränen in die Augen, warum will er es nicht versuchen? Ich stand auf und wollte gehen, ich sah Scott nochmal an, der auf dem Boden saß und weinte. Die anderen kamen mir entgegen und fragten, was los sei, doch ich rannte einfach weiter. Ich wollte so schnell wie möglich ins Hotel, um dieses Gespräch einfach zu vergessen.

Der Cowboy von nebenan Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt