In meinen Zimmer verkroch ich mich unter meiner Bettdecke und ließ den Tränen freien Lauf. Nur wenig später klopfte es an der Tür und Sara sah mich mitfühlend an. „Hey, was ist passiert?" „Es ist vorbei, er will nichts von mir",sagte ich mit verheult. „Was aber ich dachte....." „Falsch gedacht, er hat irgendein Bullshit gelabert, ich will jetzt auch nicht darüber reden." „Okay, ist schon gut", sagte sie und nahm mich in den Arm. „Nur noch ein Tag, morgen gleich nach dem Rodeo fahren wir zurück." „Ich will morgen nicht zum Rodeo." „Ach komm schon Lea, unterstütze wenigstens Luke, du brauchst Scott nicht zusehen, Deal?" „Na gut..."
Sara und ich sind etwas später zu den Jungs gekommen, weil ich mich rausreden wollte, ich möchte diesen Kerl einfach nicht mehr sehen. Nach langem Gerede hat sie mich dann doch überzeugt und wir sind zu der Arena gegangen.
„WAS EIN TOLLER RITT VON LUKE SANDERS. UND JETZT MEINE DAMEN UND HERREN SCOTT COLLINS!" Ich wollte aufstehen, doch Sara drückte mich wieder zurück. „Was soll das, ich will das nicht sehen." „Bleib sitzen und sei nicht so kindisch." Ich verschränkte die Arme vor meiner Brust, sie hatte ja Recht, aber im Moment hatte ich einfach nur einen riesengroßen Hass auf Scott. „MAL SEHEN WAS COLLINS HEUTE ZEIGEN WIRD. ER SIEHT NICHT GANZ SO FIT AUS WIE GESTERN." Das Tor ging auf und der Bulle schoß mit Scott auf seinem Rücken hinaus. Es dauerte keine drei Sekunden und er verlor das Gleichgewicht, der Bulle bockte weiter und schmiss ihn letztlich runter. Man hörte nur einen dumpfen Knall und sah Scott regungslos auf dem sandigen Untergrund liegen. Mir stockte der Atem, alle Zuschauer sahen gespannt zu, was als nächstes passieren würde. Sanitäter rannten auf ihn zu und leisteten erste Hilfe, der eine Sanitärer gab dem Sprecher ein Zeichen. „MIR WURDE GERADE DAS ZEICHEN GEGEBEN, DASS SCOTT COLLINS BEWUSSTLOS IST. BITTE BEWAHREN SIE RUHE UND BLEIBEN SIE AUF IHREN PLÄTZEN." Ich stand auf und rannte Richtung Ausgang, die anderen mir hinterher. Hektisch sah ich mich um und suchte den Krankenwagen, nicht weit entfernt luden die Sanitäter ihn in den Wagen. „Entschuldigung, ich bin seine Freundin, kann ich mitfahren." „Steigen sie ein schnell", befahl der eine mir. Ich setzte mich neben Scott, der bereits an ein Beatmungsgerät angeschlossen war. Ich hielt seine Hand und versuchte nicht zu weinen. „Gib ihm noch mehr Sauerstoff, wir müssen ihn bis zum Krankenhaus am Leben erhalten", sagte der eine Helfer zu seinem Kollegen. Sie müssten um sein Leben kämpfen? War sein Zustand wirklich so kritisch? „Scott, bitte bleib bei mir, ich brauche dich", flüsterte ich ihm zu in der Hoffnung, er würde mich hören. 10 Minuten später blieben vor dem Krankenhaus stehen, die zwei Männer rollten die Liege ins Gebäude, wo sofort zwei Ärzte auf sie warteten. Ich lief den ganzen Weg mit, um zu erfahren, was als nächstes passiert, doch vor dem OP Bereich musste ich stehen bleiben. „Miss, sie müssen leider hier bleiben, setzen sie sich ins Wartezimmer", sagte die Krankenschwester. Schweren Herzens setzte ich mich auf einen Stuhl und wartete auf irgendein Zeichen. Die anderen vier kamen zu mir gerannt und umarmten mich, diese Ungewissheit machte uns alle fertig. Nach einer Weile setzte sich Sara neben mich und hielt meine Hand: „Alles wird wieder gut werden." „Das ist alles meine Schuld, wenn wir uns gestern nicht gestritten hätten, wäre er nicht so unkonzentriert gewesen." „Sag das nicht, du bist nicht daran Schuld. Bitte Lea, hör auf sowas zu denken." „Ich habe so große Angst ihn zu verlieren", sagte ich zu ihr mit verheulten Augen. Nach drei Stunden kam ein Arzt zu uns: „Guten Tag, sie gehören zu Mr Collins?" Wir fünf nickten gleichzeitig und waren gespannt, was der Doktor uns mitzuteilen hatte. „Sein Zustand ist stabil, er schläft momentan noch. Allerdings ist sein Rückenmark verletzt, wir sind noch nicht sicher, ob es Folgen geben wird." „Aber er lebt?", fragte ich unsicher. „Ja er wird durchkommen, die Frage ist, wird er jemals wieder laufen können." Das war ein Schock für uns alle, wir sollen wir mit so einer Nachricht umgehen, schließlich wäre das eine riesen Umstellung. „Wir geben ihnen Bescheid wenn er aufwacht, einverstanden?" „Danke Doktor", sagte Aaron und nahm mich in den Arm. Wir warteten wieder fast 3 Stunden bis dann endlich eine Krankenschwester zu uns kam. „Mr. Collins ist jetzt wach, aber es sollte erstmal nur einer zu ihm." „Geh ruhig, wir warten hier", sagte Gabriel, womit die anderen einverstanden waren. Ich folgte der Schwester, die mich zu Scott führte. Ich betrat das Zimmer und sah Scott mit offenen Augen in dem Bett liegen, wieder kamen mir die Tränen. „Hey", begrüßte er mich leise. „Hey", erwiderte ich. „Lea es tut mir so leid.....", fing er an. „Scott nicht jetzt." Ich setzte mich neben ihn auf einen Stuhl und betrachtete ihn. „Hast du starke Schmerzen?" „Es geht, mein Rücken tut etwas weh." „War der Arzt schon bei dir?" „Nein noch nicht, weißt du schon was?" Ich blieb stumm, ich wollte ihm nicht erzählen, dass er vielleicht nie wieder laufen könnte. Doch zum Glück betrat der Arzt von vorhin den Raum und begrüßte uns. „So Mr. Collins, gerade nochmal gut gegangen. Leider muss ich ihnen mitteilen, dass sie erstmal an den Rollstuhl gebunden sein werden. Ihr Rückenmark ist stark geschädigt, was wir mit einer Therapie vielleicht hinbekommen würden." „Aber ich kann doch danach wieder laufen?" „Das ist nicht sicher. Ich würde ihnen nur zu Herzen legen, das Bullriding aufzugeben." „Aber ich kann nicht einfach aufhören." „Wenn sie nicht laufen können, werden sie wohl schlecht auf einem Bullen reiten können. Wenn ihnen das Leben ihres Freundes wichtig ist, würde ich ihm klar machen, dass Bullriding vorbei ist", wendete der Arzt sich zu mir. Er verließ den Raum und ich sah in Scott's emotionsloses Gesicht. „Scott du hast gehört was er gesagt hat." „Ich kann es nicht aufgeben." „Du musst an deine Gesundheit denken, willst du beim nächsten Mal tot sein?" „Ich will nicht wie jeder zweite Bullrider wegen einer Verletzung aufhören. Ich will noch was erreichen", sagte er aufgebracht. „Dann spiel mit deinem Leben, aber glaub nicht, dass ich dich unterstütze. Ich seh nicht zu wie du beim nächsten Mal bereits tot vor den Zuschauern liegst. Ich will an deinem Leben nicht mehr teilhaben." Und damit verließ ich sein Zimmer und rannte an den anderen vorbei. „Lea wo willst du hin?", fragte Luke. „Nach Hause, ich will einfach weg von hier." Sara gab Gabriel schnell einen Kuss und lief zu mir. „Komm ich fahr dich." Ich widersprach nicht und setzte mich auf den Beifahrersitz. Ich machte das Radio auf volle Lautstärke an, in der Hoffnung die letzten Wochen, Scott und unsere gemeinsame Zeit einfach zu vergessen.
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Der Cowboy von nebenan
RomanceDie 17 jährige Lea zieht mit ihren Eltern auf die Ranch ihrer Großeltern, wo sie auf den 22 jährigen Scott trifft. Zunächst haben die beiden einen schlechten Start, doch Scott entwickelt langsam Gefühle für Lea, welche sie anfangs garnicht wahrnimmt...