Kapitel 10

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Nächsten Abend kamen dann auch die Jungs zurück, Scott würde hier im Krankenhaus seine Therapie machen, was mich wenig interessierte, denn ich war wirklich sauer. Aaron stieg zuerst aus und half Scott beim aussteigen, so dass er sich in seinen Rollstuhl setzen konnte. Meine Eltern und Großeltern waren natürlich sehr besorgt, doch sie versicherten ihm, dass er weiterhin sein Gehalt bekommt, in der Hoffnung er würde irgendwann wieder laufen. Ich bleib auf der Veranda sitzen und beobachtete das Schauspiel, so ein bisschen war ich auch die Leidtragende, ich wurde schließlich von ihm abgewiesen. Aaron und Gabriel begleiteten ihn das Haus, damit er sich erstmal ausruhen könnte. Ich sah den dreien hinterher und hoffte irgendwie dass Scott sich zu mir umdreht, doch das tat er nicht. Ich verkroch mich für den Rest der Woche in meinem Zimmer und verließ gerade mal für die Schule das Haus oder für Princeton. Ich redete mit niemandem außer mit Sara, die meistens aber schon nach einer Stunde bei Gabriel verschwand. Fühlte sich so Liebeskummer an, wenn man einfach auf nichts mehr Lust hat? Am Freitagabend raffte ich mich nochmal auf, um nach Princeton zu sehen, jeden Tag freute er sich wie ein Schnitzel mich zu sehen, dass war das einzige was mich momentan glücklich machte. Ich wollte gerade den Pferdestall betreten, als ich Scott in seinem Rollstuhl sitzen sah und die Pferde beobachtete. Ich blieb einfach stehen und wartete darauf, dass er endlich gehen würde. „Du kannst ruhig reinkommen", sagte er mit dem Rücken zu mir gewandt, woher wusste er, dass ich hinter ihm bin. Zuerst wollte ich nicht, doch ich wollte ja zu Princeton und nicht zu ihm, also ging ich an ihm vorbei ohne ihn weiter anzuschauen. Ich streichelte mein Pferd und konzentrierte mich voll auf die sanften und langsamen Handbewegungen. „Ich habe noch nie jemanden beim Streicheln so konzentriert gesehen", sagte er, doch ich reagierte nicht. Er atmete laut aus: „Okay, ich weiß du bist sauer, aber wir können uns nicht ewig aus dem Weg gehen." „Ich bin nicht sauer, ich bin verletzt. Was du mir angetan hast, kann ich dir nicht verzeihen", erwiderte ich ohne meinen Kopf in seine Richtung zu drehen. Er rollte auf mich zu: „Es tut mir leid, was passiert ist. Aber hättest du wirklich nerven dazu, mit jemandem zusammen zu sein, der in diesem Ding gefesselt ist?", fragte er und deutete auf den Rollstuhl. „Es wäre nicht einfach, aber wenn man sich gegenseitig liebt, steht man das zusammen durch. Aber du hast mir mein Herz gebrochen, ich bin so krass in dich verliebt und weiß nicht mehr, was ich tun soll", wendete ich mich jetzt an ihn. Er sah mich schockiert an, damit hatte er jetzt nicht gerechnet. Er rollte Richtung Ausgang, blieb aber nochmal kurz stehen und sagte: „Tut mir leid, was ich dir angetan habe, ich hoffe du kannst mir eines Tages verzeihen." Und dann verschwand er, ich sah ihm nach und sah die Liebe meines Lebens mein Herz verlassen.
Aaron kam direkt danach in den Stall und nahm mich in den Arm, da ich wieder einmal weinte. „Nicht weinen, Lea. Bitte sei wenigstens du stark." „Wieso wenigstens?", fragte ich ihn und war auf seine Antwort gespannt. „Scott ist nicht mehr derselbe, seit eurem Streit." Er setzte sich auf den Boden und deutete mir an, mich neben ihn zu setzen. „Früher war Scott ein Kämpfer, nichts berührte ihn wirklich. Das letzte Mal, als ich so fertig gesehen habe, war als er erfahren hat, dass seine Freundin ihn verlassen hat. Seit diesem Ereignis ist er vorsichtig bei Frauen, bei dir war das aber anders, man hat ihm angesehen, dass er Gefühle für dich hat." „Warum lässt er es nicht zu?" „Er hat Angst", sagte Aaron gerade heraus. „Davor dass ich ihn wegen einem Unfall beim Bullriding verlasse. Das würde ich niemals tun." „Ich weiß, dass weiß er denke ich auch." „Und was machen wir jetzt?" „Ich mische mich nicht in eure Angelegenheiten ein. Ich kann nur sagen, dass einer von euch den ersten Schritt machen muss", antwortete Aaron und stand auf. „Ach, vielleicht solltest du, wenn ihr das alles geklärt habt, mal mit zur Therapie kommen und ihn unterstützen. Keiner kann ihn wirklich motivieren und so wird das nichts mit dem Laufen, wenn er ständig aufgibt." Ich nickte ihm nur zu und lehnte dann meinen Kopf an die Tür der Box, was mache ich nur mit diesem Cowboy?

Der Cowboy von nebenan Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt