V.I Deidre

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Als wir das Büro verließen, waren die sieben Monde über Ildea schon aufgegangen und die heiße Sommerluft etwas abgekühlt. Killian und ich beschlossen noch etwas durch die Gärten zu spazieren, um in Ruhe über meinen Plan nachdenken zu können. Vor wenigen Minuten hatte ich ihm offenbart, wie ich mir die kommende MIssion ausgemalt hatte: Wir beide sollten untertauchen, innerhalb der nächsten Tage den ersten Distrikt verlassen und zu zweit in Richtung Grabor aufbrechen. Killian hatte direkt seine Bedenken über die Geheimhaltung dieser Mission geäußert. Mein Gesicht sei nicht gerade unauffällig, hatte er gemeint und ich musste ihm zustimmen. Dennoch war ich der festen Überzeugung, das der einzige Weg, die Rebellion geordnet aufzulösen, ohne eine Menge an Unbeteiligter im Kampf zu töten, der Mord an deren Anführer war. Einfach nach Gabor mit meiner Einheit zu marschieren, erschien mir nicht als die klügste Variante. Gabor war militärisch äußerst ungünstig gestaltet, vor allem, wenn sich in den letzten Tagen eine Horde Rebellen bereits in den großen Villen einrichten konnten.
Wir schlenderten an den Brunnen vorbei und um die Gewächshäuser herum durch die großen Tore der Gärten. Der Duft von vielen verschiedenen Gewächsen hing schwer in der Luft. Ich blickte zu Killian. Sein Gesicht war nachdenklich verzogen und eine kleine Falte zog sich über seine Stirn. Freude sah anders aus. „Ich sehe kein gutes Ende zu dieser Mission. Wir wissen nicht, wie viele Rebellen übrig sind, was sie geplant haben und unseren Anführer ohne Truppen loszusenden, könnte wahnsinnig schief gehen. Es tut mir leid euch zu widersprechen, aber ich bin besorgt..." Killians Stimme klang in der Tat besorgt und ich sah in deinem Blick wie schwer es ihm fiel, so deutlich seine Sorgen zu äußern. Ich nickte nur stumm und blieb unter einem Pavillon stehen. „Wir brauchen mehr Informationen...", murmelte ich und ließ meinen Blick aus dem Pavillon durch die Dämmerung gleiten.

„Seht Captain! Ein Bote", Killian deutete in die Dämmerung. Ein in blau gekleideter Mann ritt auf einem Drokahorn eilig durch das Westtor. Sein Tier hächelte angestrengt und seine Miene war aufgeregt. Sobald er die Mitte der Anlage erreicht, bließ er in sein geschwungenes Horn. Der helle Ton hallte über uns hinweg und mit schnellem Schritt kam ich ihm entgegen. „Friede sei mit Euch mein Captain, eilige Nachricht aus Distrikt 6. In Aedas ist ein Straßenkampf ausgebrochen. Beteiligt sind unter anderem einige unsere Soldaten." Er hatte sich von seinem Sattel hinabgeschwungen und hielt mir einen Hologramnachricht entgegen. „Wie viele Beteiligte", fragte ich mit deutlichem Desinteresse. Eine plumpe Keilerei zwischen Soldaten und Rebellen war sicherlich keinen Botengang wert, und dennoch hatte er sein Tier in hohem Tempo den weiten Weg ins Kanton geknechtet. Das Drokahorn schnaubte erschöpft und tauchte seinen behornten Kopf in eins der Brunnenbecken. Seine grauen Schuppen schimmerten durch das Wasser und der lange Schwanz schlug auf die Wiese. „Captain Jamart", der Bote scharrte nun etwas nervös durch den Staub vor ihm, „man munkelt es sei... es sei... es sei ein Elemental gesichtet worden." Ein kalter Schauer ließ meine Nackenhärchen in die Höhe schießen. „Bitte was!" Killian schrie dem Boten beinah vor Unglauben ins Gesicht, sodass der hagere Mann sicherheitshalber einen Schritt zurück trat. Ich schob meinen Lieutenant mit einem energischen Griff an die Schulter beiseite und wiederholte seine Frage. Wir bekamen dieselbe Antwort. Man habe womöglich einen Elemental gesichtet. Keiner wisse es genau.

Es kam ein paar Mal im Jahr vor, dass Gerüchte über die Elementals das Kanton erreichten. Immer hatten sie sich als tatsächliche Gerüchte entpuppt und jedes Mal weniger und weniger Aufmerksamkeit erhalten. Doch an diesem Abend trieb uns das Gefühl aus Distrikt 1 in Richtung Aedas. Hastig hatten Killian und ich uns unsere Uniform angezogen, ein paar unserer Waffen ergriffen, zwei Mongoose-Echsen geschnappt und ritten nun durch die engen Straßen von Nodnol. Keiner von uns sprach ein Wort bis wir den Stadtwall von Mor passierten. „Glaubt ihr es Captain?" Ich zuckte nur die angespannten Schultern und umklammerte die Zügel der Echse fester. Ein unbekanntes Gefühl kroch in meinen Kopf und machte es sich gemütlich. Der dumpfe Druck meines Helms verstärkte nur das Unwohlsein in meiner Schläfe. Es kann nicht sein. Es wird eins der Gerüchte sein. Nichts ungewöhnliches. Alles wie immer... hoffentlich. 

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